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Mark Wahlberg

© Claire Folger/Paramount Pictures

Mark Wahlberg in "The Gambler": Der Getriebene

Mark Wahlberg beeindruckt als spielsüchtiger Literaturprofessor in „The Gambler“. Regisseur Rupert Wyatt erzeugt mit seinem Remake eine beklemmende Atmosphäre.

In der Dämmerung gehen sie zur Arbeit: bleiche, müde Männer mit Aktentaschen und grauen Mänteln, die Augen wund vom Schlafmangel. Beim Betreten des Gebäudes, das sie möglichst lange nicht verlassen sollen, müssen sie eine Schleuse passieren, wo sie abgetastet und ihre Taschen durchleuchtet werden. Sie lassen die Prozedur mit gesenkten Köpfen über sich ergehen, sie schauen niemanden an. Danach eilen sie durch einen Gang, an dessen Ende sich ein nur punktuell beleuchteter Saal befindet, in dem es, angesichts der vielen Menschen, die sich dort aufhalten, erstaunlich leise zugeht. Die Spieler haben das Casino erreicht, den Ort ihrer Getriebenheit.

Noch kein Spielerfilm hat die Verzweiflung und Zwanghaftigkeit seines Protagonisten so auf den Punkt gebracht wie „The Gambler“, dessen Titelfigur von Mark Wahlberg gespielt wird. Wahlberg hatte in den letzten Jahren, abgesehen von „The Fighter“ (2010), kaum bemerkenswerte Rollen, dafür ist er hinter den Kulissen aktiv, die inzwischen fünf Staffeln umfassende, von Martin Scorsese ersonnene Serie „Boardwalk Empire“ etwa hat er produziert. Vielleicht wirkt Wahlberg als Karten- und Roulettespieler Jim Bennett deshalb wieder ganz unbekannt. Außerdem unterstreichen schwarz gefärbte Haare die Blässe des Nachtmenschen, der sich schlecht ernährt, dazu tagsüber noch einen Job als Literaturprofessor hat.

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Mark Wahlberg verspielt eine Viertelmillion

Als der Film beginnt, hat Bennett noch sieben Tage Zeit, um die 250 000 Dollar zurückzuzahlen, die er dem Casinobetreiber und einem Kredithai schuldet. Die Gläubiger haben begonnen, Druck aufzubauen, und Bennett weiß, dass weiterer Aufschub nicht möglich ist. Mit weiterem Kreditgeld so viel zu gewinnen, dass es für die Begleichung der Schulden reicht, funktioniert natürlich nicht. Und als ihm seine reiche Mutter voller Verachtung (großartig: Jessica Lange) die Viertelmillion buchstäblich vor die Füße schmeißt, verspielt er sie in einer Nacht. Sogar seine in der Regel desinteressierten Studierenden merken, dass etwas nicht stimmt mit ihrem Prof, der schließlich nicht davor zurückschrecken wird, einen von ihnen für seine Zwecke zu instrumentalisieren.

„The Gambler“ schildert Bennetts Wettlauf mit der Zeit, aber er strengt sich nicht einmal an, um ihn zu gewinnen, fatalistisch begegnet er seinen Gläubigern. Er ist zu erschöpft, um Angst vor ihnen zu haben; es gibt ohnehin nichts, was das Weiterleben lohnte außer der Sucht selbst. Spielerfilme wie etwa „Casino“ (1995) oder „Owning Mahoney“ (2003) zeigen auch den glamourösen Luxus, mit dem die reichen Spieler sich umgeben, und der immer noch für den Mythos sorgt, der dem Glücksspiel anhaftet.

„The Gambler“ hat nichts davon: Regisseur Rupert Wyatt hat in seinem Remake des 1974 schon einmal verfilmten Stoffes den Prozess einer Verelendung inszeniert. Mit seiner beklemmenden Atmosphäre, den unwirtlichen Schauplätzen und dem überzeugenden Hauptdarsteller ist das Remake dem Original, das trotzdem ein Wiedersehen lohnt, weit überlegen.

In 13 Berliner Kinos, OV: Cinestar Sony Center, Moviemento 2, UCI Kinowelt Colosseum

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