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Dirigent Marc Minkowski.

© Marco Borggreve

Marc Minkowski beim DSO: A la francaise

Der Dirigent Marc Minkowski wird gleichermaßen als Spezialist für die historische Aufführungspraxis wie fürs französische Repertoire geschätzt. Mit dem DSO hat er jetzt ein spannendes Programm mit Musik aus seiner Heimat erarbeitet. Eine besondere Entdeckung dabei ist Jacques Offenbachs Cellokonzert.

Das wahre Paradies? Paris! Mit einer Hommage an die französische Metropole eröffnen Marc Minkowski und das Deutsche Symphonie-Orchester ihr anregendes Samstagabend-Divertissement in der Philharmonie: Lauthals ruft der Dirigent die Satzbezeichnungen von Jacques Iberts „Paris“-Suite von 1930 in den Saal: „Die Métro um acht Uhr morgens!“, „Tanzvergnügen im Bois de Boulogne!“, „Jahrmarkt am Montmartre!“. Schmissige, zeitgeistige Musik ist das, in ihrer suggestiven Lautmalerei perfekt geeignet als Stummfilmbegleitung, durchsetzt mit Modetanz-Melodien vom Musette-Walzer bis zum Quickstepp.

In die unangefochtene Weltkulturhauptstadt zog es 1833 auch den Kölner Jakob Offenbach. Als Jacques machte er hier Karriere, revolutionierte die Operette. Dass er auch als Cellovirtuose in den Salons brillierte, war vergessen, bis Jean-Christophe Keck 2005 aus nachgelassenen Skizzen Offenbachs „Concerto militaire“ rekonstruierte. Am Ende der Berliner Erstaufführung, nach 45 Minuten irrwitzig virtuoser Akkordarbeit, wird der Solist Jérome Pernoo vom Publikum gefeiert. Was für ein Flitzen durch die Oktaven, immer wieder riskante Spielereien in den höchsten Lagen, Duelle mit der kleinen Trommel – dieses Cellokonzert ist mindestens so überdreht wie die Handlungen der besten Offenbachiaden.

In den kräftigen, leuchtenden Farben der Provence lässt Minkowski das DSO die Stimmungsbilder von Georges Bizets „Arlésienne“ nachmalen – und unterstreicht damit die größte Begabung des Komponisten: nämlich Leidenschaft ganz unmittelbar, gefühlsecht in Töne fassen zu können.

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