zum Hauptinhalt
Moritzboy. Der Maler Fetting und sein Werk.

© picture-alliance/ dpa

Maler Rainer Fetting wird 70: Der wilde Chronist der Mauerstadt

Rainer Fetting porträtierte die Berliner Subkultur bis weit in die Achtziger. Heute wird er 70. Eine Gratulation.

Berlin, du Mauerstadt. Dass wir die tödliche Grenze zwischen Ost- und Westberlin wahlweise in Weizengelb, Violett oder flammend Rot in Erinnerung haben, liegt an Rainer Fetting.

Er hat sie wieder und wieder gemalt, eine endlose Farbwand in leuchtenden Tönen, vor der das Kreuzberger Nachtleben spielt. Dabei ging es Fetting, der heute siebzig Jahre wird, nie um Schönfärberei. Sondern um die Intensität des Erlebten.

Ein Bild wie „Gelbe Mauer (Luckauerstraße/Sebastianstraße)“ , das heute in der Berlinischen Galerie hängt, macht noch vier Jahrzehnte später die einzigartige Atmosphäre einer zerrissenen Metropole fühlbar, in der bis weit in die achtziger Jahre eine Subkultur blühte. Und Fetting war nicht bloß ihr Chronist, sondern zugleich mittendrin.

Ende der Siebziger gehörte er zu den Gründern der Galerie am Moritzplatz – zusammen mit Künstlern wie Salomé, Helmut Middendorf oder Bernd Zimmer, die alle nicht erst auf einen Galeristen warten wollten, der das Potenzial ihrer malerischen Sprache erkennt.

Fetting, in Wilhelmshaven geboren, ausgebildeter Tischler, Bühnenbildner und bis 1978 Student an der Berliner Kunstakademie, setzte die Stadt ebenso wie seine Freunde in Szene: heftig, figürlich, expressiv. Und auch wenn den meisten Protagonisten vom Moritzplatz jenes Label der „Neuen Wilden“ verhasst ist, unter dem sie später erfolgreich gehandelt wurden: Es hat funktioniert.

Ab nach New York

Fettings Werke waren Teil der legendären Ausstellungen „Zeitgeist“ im Gropius-Bau 1982 und „Von hier aus“ in Düsseldorf, die Kurator Kasper König 1984 organisierte.

Drei Jahre zuvor hatte in der Londoner Royal Academy of Arts die Schau „New Spirit in Painting“ stattgefunden – auch sie mit Bildern von Fetting und dem Anspruch, den Neo-Expressionismus ihrer Zeit herauszustellen und international zu etablieren.

Der Maler selbst hatte sich da schon nach New York aufgemacht: zuerst mit einem DAAD-Stipendium, später dann auf eigene Faust.

Später kommen politische Aufträge rein

Wie Salomé pendelte er zwischen den Metropolen. Was nicht zuletzt der Etablierung beider Künstler half, die innerhalb der „Moritzboys“ die wohl bekanntesten sind. Mit Fettings Rückkehr 1994 nach Berlin kommen die repräsentativen Aufträge: Zuerst eine Bronzestatue von Willy Brandt, die heute in der SPD-Parteizentrale steht.

Es folgen eine Plastik von Henri Nannen für den gleichnamigen Journalisten-Preis und 2006 mehrere Skulpturen, Gemälde und Radierungen von Helmut Schmidt.

Die Motive der achtziger Jahre waren in diesem Jahr häufiger zu sehen, das Jubiläum zum Mauerfall gab Gelegenheit zur Rückschau. Zu Fettings Geburtstag hängen nun aktuell Bilder in der Winterausstellung der Berliner Galerie Deschler.

Auch Interesse an Naturlandschaften

Urbanes ist immer noch sein Thema, die Verdichtung alltäglicher Bewegungen beherrscht der Maler perfekt. Die Natur, das Meer und Landschaften zeigen sein anderes Interesse und rühren aus jüngeren Pendelbewegungen: Inzwischen wechselt Fetting zwischen Berlin und Sylt.

Neue Gemälde werden Teil seiner Soloschau sein, mit der ihn die Galerie Fuchs in Stuttgart ab dem 10. Januar feiert: „Rainer Fetting wird 70“. Die große Sonderausstellung zum Geburtstag findet allerdings erst im Frühjahr in der Reithalle der Gottdorfer Museumsinsel statt. Gezeigt werden knapp 150 Arbeiten aus allen Jahrzehnten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false