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Probe von Liza Lims "Ronda - The Spinning World"

© Jörg Baumann Fotografie

Märzmusik: Walter Smetak: Der Klangtüftler

Das Festival Märzmusik ehrt den Schweizer Komponisten Walter Smetak - mit vier von seiner Klangwelt inspirierten Werken.

Manchmal überholt das Alte das Neue. Während sich das Altern gerade der neusten Musik auch in den Konzerten der Märzmusik zeigt, ist dem „Festival für Zeitfragen“ mit dem Projekt „Reinventing Smetak“ etwas ungemein Erfrischendes und Anregendes gelungen.

Der Schweizer Komponist hatte sich nach seiner Emigration nach Brasilien 1937 zu einem unkonventionellen Klangtüftler entwickelte, der – ähnlich dem US-amerikanischen Pionier der „just intonation“ Harry Partch – einen Großteil seiner Instrumente selbst baute, abenteuerliche Gebilde unter europäisch-amerikanisch- indianisch-afrikanischem Einfluss. Manches davon ist in Filmen zu sehen, die Walter Smetak als unermüdlichen Experimentator und Improvisator zu Wort kommen lassen – und auf der Bühne im Haus der Berliner Festspiele.

Kürbistrommeln und bunt bemalte Holzscheiben

Dort führt das von Vimbayi Kaziboni geleitete Ensemble Modern vier Smetak-inspirierte Kompositionen auf. Zum Einsatz kommen zusammengespannte, mit dem Bogen gestrichene und nach Art einer Drehleiher bewegte Kürbistrommeln, bunt bemalte Holzscheiben, eine Art überdimensionale Wäschemangel oder mit riesigen Schallkörpern verstärkte Violoncelli. Ihr Klang geht ein wenig unter in „Ronda – The Spinning World“ von Liza Lim, das eher dem Gedanken unablässig sich mischender, improvisatorisch entwickelter Bewegung folgt. Ein wenig „Urwald-Flair“ entsteht durch ständiges Rascheln und Knistern, ebenso wie durch tierhaft anmutende, mikrotonal aufjaulende „Aufschreie“ der Blechbläser. Oder hören wir uns selbst diese Musik zu solchen Klischees zurecht?

Ähnliche Klanggesten in „...tak…. tak...tak“ von Arthur Kampela ermüden ein wenig. Dabei stimmen zuvor durchaus reizvolle Klänge von Holz- und Metallschlagzeug, von den Emporen herab das Publikum umschließend, auf eine archaisch geprägte Welt ein, in der Handwerk und Klangerzeugung nicht voneinander zu trennen sind. Als wilde Improvisation bleibt Paolo Rios Filhos „volvere“ haften, das mit Sprechchören wohl an die von Smetak beeinflusste, auch politisch aktive „Trópicalia“-Bewegung erinnern will. Das „Instrumentarium“ von Daniel Moreira greift am konkretesten Smetaks Ideen auf, indem die „plásticas sonoras“ auf der Bühne gespielt skurril klangliche Gestalt annehmen.

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