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Streichemacher. Der Musiker Mac DeMarco.

© Coley Brown

Mac DeMarco in Berlin: Der Indie-Prinz spielt mit Hingabe und Persiflage

Schwer zu fassen: Beim Konzert in der Columbiahalle geht der Kanadier Mac DeMarco so richtig mit. Oder ist das nur ironische Brechung?

Wie ein Kobold tanzt Mac DeMarco über die Bühne. Den Rücken krumm, die Schritte ausladend, die Arme angewinkelt vor dem Körper, grunzt und kichert er ins Mikro. Er wirft es von einer Hand die andere, nicht, ohne es gleich zu Beginn einmal geräuschvoll fallen zu lassen.

Während der Songs schnauft und ächzt DeMarco, als würde er voll mitgehen. Oder ist das nur ironische Brechung? Schwer zu sagen bei einem Künstler, der seine Widersprüche derart pflegt. Man könnte auch sagen: Dieser Kobold spielt gern Streiche.

Zu Beginn des Konzerts am Montagabend in der Columbiahalle raunt DeMarco mit Entertainerstimme ins Mikro: „We're gonna play a rock'n'roll show.“ Man müsse sich verdammt nochmal anschnallen – nur, um im nächsten Moment mit dem tiefenentspannten „On The Level“ zu starten.

Ganz am Ende der hundertminütigen Show kündigt DeMarco seinen Song „Blue Boy“ als Zugabe an und singt dann eine Cover-Version von Metallicas „Enter Sandman“. Die rockt derart unironisch, dass etliche Fans, die schon Richtung Bar drängen, kehrtmachen und sich in den kleinen Moshpit werfen, der sich vor der Bühne bildet. DeMarco, Prinz der Indie-Slacker, blass, leicht untersetzt, mit Anglerhut auf dem Kopf, befriedigt die Partylaune seines Publikums mit einem Heavy-Metal-Song – auch wieder einer seiner Gags?

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Ein angejazzter Pop- Sound

Dieser Kobold ist nur schwer zu fassen. 2012 erscheint der Kanadier mit 22 Jahren auf der Bildfläche. Er bringt in schneller Folge Demo-Sammlungen, EPs und vier Platten heraus und spielt darauf alle Instrumente selbst. Seine Jüngste heißt „Here Comes The Cowboy“, ohne dass es dabei um Cowboys geht. Auch nach Country klingt das Album nicht. Der Begriff sei schlicht eine Bezeichnung für Menschen, die er mag, erklärt der Künstler.

Auf der Bühne lässt er sich von vier Musikern begleiten. Sie helfen ihm dabei, die Songs auf die Weise zu spielen, wie sie die Fans von den Platten kennen. So windschief, ja verstrahlt sein angejazzter Pop- Sound klingt, so selten lässt er ihn einmal ausfransen. Zweieinhalb, drei Minuten, dann kommt das nächste Lied.

Doch DeMarco unterbindet jedoch jeden Anflug von Rasanz. Immer wieder wechselt er in die sonore Stimme des Conférenciers, um das Publikum zum Mitklatschen, Hochhüpfen und Handylicht-Schwenken aufzufordern.

Auch wenn er in den Songs übers Altwerden singt, von Eifersucht und der Sehnsucht nach dem Alleinsein, so soll es um Himmels Willen nicht zu ernsthaft werden. Auf zwei Leinwänden im Hintergrund laufen dazu Schnipsel von alten Wrestlingkämpfen, überblendet mit Live-Aufnahmen von der Bühne, den Gesichtern der Musiker, DeMarcos Grinsen unterm Anglerhut.

Erst in der zweiten Hälfte der Show nimmt sich die Gruppe die Freiheit, ein wenig mit dem Songmaterial zu arbeiten. Beim so funkigen wie sinnfreien Lokomotiven-Jam „Choo Choo“ duelliert sich DeMarco mit seinem langjährigen Freund Alec Meen am Keyboard. Doch was der Frontmann an der Gitarre abliefert, taumelt erneut auf dem schmalen Grat zwischen Hingabe und Persiflage. Danach zückt Alec Meen die Schnapsflasche, und die Band trinkt.

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