zum Hauptinhalt
Filmregisseur Woody Allen bei einer Presskonferenz anlässlich seiner Bühnenproduktion von Giacomo Puccinis Oper "Gianni Schicchi" in der Mailänder Scala im Juli 2019 .

© Miguel Medina/AFP

Trotz Missbrauchsvorwürfen von Adoptivtochter: Woody Allens Autobiografie überraschend erschienen

Nach den Metoo-Vorwürfen steht Allen immer wieder in der Kritik. Der Verlag Hachette, in dem sein Buch erscheinen sollte, beendete nach Protesten die Zusammenarbeit. Jetzt ist das Buch trotzdem erschienen.

Trotz scharfer Proteste ist die Autobiografie von Regisseur Woody Allen (84) in den USA erschienen. Der New Yorker Verlag Arcade Publishing gab am Montag bekannt, sich die Rechte an „Apropos of Nothing“ gesichert zu haben - und brachte das Buch ohne Vorankündigung in den USA heraus. In Deutschland soll das Buch unter dem Titel „Ganz nebenbei" im Rowohlt-Verlag erscheinen. Zuvor hatte der Verlag Hachette die Memoiren nach Protesten von Mitarbeitern und aus der Familie Allens wieder aus dem Programm genommen

„Apropos of Nothing“ sei eine „offene und umfassende persönliche Rechenschaftsablegung“ von Allen, hieß es in einer Mitteilung von Arcade Publishing. „In dieser komischen Zeit, wo die Wahrheit zu oft als fake news abgetan wird, ziehen wir als Verleger es vor, einem respektierten Künstler eine Stimme zu geben, als vor denen, die ihn zum Schweigen bringen wollen, in die Knie zu gehen“, sagte Lektorin Jeannette Seaver dem Magazin „People“.

Gegen Allen („Manhattan“, „Midnight in Paris“) gibt es seit Jahrzehnten Missbrauchsvorwürfe. Seine Adoptivtochter Dylan Farrow (34) hält ihm vor, sich in ihrer Kindheit an ihr vergangen zu haben. Der Regisseur hat das stets zurückgewiesen.

Über die Autobiografie des Regisseurs von Kinoklassikern wie „Der Stadtneurotiker“ und „Manhattan“ wird seit Wochen gestritten. Hintergrund sind Vorwürfe seiner Adoptivtochter Dylan Farrow, er habe sie Anfang der 1990er Jahre als damals Siebenjährige missbraucht.

Hachette zog sich nach Protesten vom Projekt zurück

Wegen der Vorwürfe zog sich der Verlag Hachette, der die Autobiografie ursprünglich hatte herausbringen wollen, Anfang März aus dem Projekt zurück. Der 84-jährige Allen erhielt die Rechte an dem Buch zurück, das am 7. April auf den Markt hätte kommen sollen. Dylan Farrow dankte allen, die „mit großem beruflichen Risiko" ihren Bruder, sie und alle Überlebende sexuellen Missbrauchs Solidarität gezeigt hätten.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Zuvor hatten dutzende Hachette-Mitarbeiter gegen die Veröffentlichung protestiert. Außerdem drohte Allens Adoptivsohn Ronan Farrow damit, nicht mehr mit Hachette zusammenzuarbeiten. Die Verlagsgruppe hat dessen Bestseller „Catch and Kill“ (auf Deutsch: „Durchbruch: Der Weinstein-Skandal, Trump und die Folgen“) veröffentlicht.

Farrows Buch basiert auf seinen Recherchen zu den Missbrauchsvorwürfen zahlreicher Frauen gegen den früheren Hollywood-Mogul Harvey Weinstein. Farrow leistete damit einen Beitrag zur Aufklärung des Skandals, der die #MeToo-Bewegung gegen sexuellen Missbrauch ins Rollen brachte. Im Zuge der #MeToo-Bewegung war auch Allen erneut mit den Missbrauchsvorwürfen seiner heute 34 Jahre alten Adoptivtochter Dylan konfrontiert worden.

Die Vorwürfe waren in den 1990er Jahren in zwei getrennten Verfahren untersucht worden. Allen wurde letztlich nicht angeklagt. Unterstützt von ihrer Mutter, der Schauspielerin Mia Farrow, und ihrem Bruder Ronan bekräftigte Dylan 2018 aber ihre Vorwürfe gegen den Filmemacher.

Allen hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Auch in Deutschland hatte es Proteste gegen die Veröffentlichung des Buches gegeben, sie soll aber stattfinden und sogar vorgezogen werden, wie der Rowohlt-Verlag am Montag mitteilte. Bereits am Mittwoch solle „Ganz nebenbei“ als E-Book erscheinen, am Samstag als gedrucktes Buch. Ursprünglich hatte Rowohlt das Werk am 7. April veröffentlichen wollen. Wegen der Corona-Krise sind die meisten Buchläden in Deutschland und den USA derzeit geschlossen, viele bieten aber Liefer- und Versandservice oder Abholmöglichkeiten an.

(dpa/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false