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Retrospektive zum Werk von Helen Levitt: Das Leben ist kein Spielplatz

Helen Levitt, die grande dame der amerikanischen Straßenfotografie, wird derzeit im Sprengel Museum Hannover mit einer großen, mehr als dreihundert Bilder umfassenden Retrospektive vorgestellt.

Die Straße ist ihre Bühne. Das Drama des Lebens, erhascht in einem kurzen Augenblick. Nichts ist gestellt, nichts berechnet, in diesen Bildern, die schnappschussartig entstanden sind und doch längst den Ewigkeitswert von Ikonen besitzen. Helen Levitt, die grande dame der amerikanischen Straßenfotografie, heute 94-jährig, wird derzeit im Sprengel Museum Hannover mit einer großen, mehr als dreihundert Bilder umfassenden Retrospektive vorgestellt – erstmals in diesem Umfang in Deutschland (bis 25. Mai). Der Katalog ist ein Bilderbuch quer durch das ganze Oeuvre (Hatje Cantz, 168 S., 142 Abb., davon ca. 86 Farbfotos, 49,80 €).

Die Straße: das ist auf den Schwarz-Weiß-Aufnahmen seit 1937 der Spielplatz, auf dem die Kinder ausgelassen tollen, in einer Zeit, in der Verkehr noch eine Seltenheit war. Es ist aber auch das Wohnzimmer, wo man zusammensitzt, nach Feierabend vor der Haustür, die Hausfrauen nach getaner Abend, die Jugendlichen auf abendlicher Eroberungstour. Humor prägt die Farbaufnahmen, die seit den Siebzigern entstehen: groteske Konstellationen, skurrile Gestalten. Das Leben auf der Straße – eine einzige Komödie? Helen Levitts Blick bleibt liebevoll, zärtlich fast. Und kann doch nicht verhehlen: Heute auf der Straße leben heißt Obdachlosigkeit. Christina Tilmann

Christina Tilmann

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