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Berlin im Griff: Das neue Suhrkamp-Haus in Mitte, hier Blick von der Linienstraße

© Bartels

Linienstraße? Oder Torstraße?: Suhrkamp in Berlin ohne verbindliche Adresse

Das neue Haus in Mitte ist bezogen, Berliner Verzögerungen gibt es trotzdem: Der Suhrkamp Verlag befindet sich gerade in einem Adressen-Konflikt.

Der Suhrkamp Verlag war zu schnell für Berlin. Wie geplant hatte der Verlag nach zweijähriger Bauzeit sein neues Haus in Mitte an der Ecke Tor- und Rosa-Luxemburg-Straße bezogen und dort Anfang September mit der Arbeit begonnen – und jetzt gibt es doch die üblichen Berliner Verzögerungen, mit einer Spur ins Groteske.

Denn der Verlag hat zwar nun seinen ultimativen Sitz in Berlin. Aber noch keine verbindliche Adresse, keine letztgültige Postanschrift.

Was wiederum damit zu tun hat, dass im Erdgeschoss die Arbeiten an dem Haus nicht abgeschlossen sind, weder das Restaurant seinen Betrieb aufnehmen kann, noch der Vorplatz zur Linienstraße hin begehbar, geschweige begrünt ist.

Der Haupteingang des Hauses liegt hinten, an der Linienstraße

Genau das ist der Grund dafür, dass das Bezirksamt Mitte die vom Suhrkamp Verlag bevorzugte Adresse Linienstraße 34 nicht akzeptiert – das Bezirksamt behalte sich vor, so Verlagssprecherin Tanja Postpischil, „Gebäude und Grund zu begehen, wenn alles, also auch die Außenanlagen fertiggestellt sind.“ Das Amt hatte dem Verlag die Torstraße als Adresse zugewiesen. Tatsächlich liegt das Haus auf ganzer Länge an der Torstraße, so wie hinten an der Linienstraße.

Da kann es natürlich unterschiedliche Auffassungen geben. Der Verlag argumentiert, er habe seinen Haupteingang nun einmal an der Linienstraße. Dort gibt es inzwischen auch ein Schild mit den Namen der Verlagsgruppe.

Vorn am Haus, an der Torstraße 42, findet sich ein, wenn auch kleinerer, viel seitlicher positionierter Eingang, wohin immer der führt, sicher nicht ins Suhrkamp Haus, sagt Tanja Postpischil. Und gleich daneben ein Durchgang zu eben jenem Vorplatz. Für Lieferanten ist die Linienstraße sowieso die bessere Straße zum Halten, und an den Bauzäunen hinten hat der Verlag deshalb der besseren Orientierung halber gleich mehrere blauleuchtende Schilder mit einem Pfeil und dem Suhrkamp-Schriftzug angebracht.

Ende des Jahres könnte auch das Erdgeschoss fertig sein

Wie der Adressenkonflikt ausgehen wird? Nach alldem, was der ehemals in Frankfurt am Main in der Lindenstraße angesiedelte Verlag in seinen Berliner Jahren durchgemacht hat, von den Barlachereien bis zur Insolvenz, dürfte dieser Kampf nur eine Petitesse sein, nichts, was vom Tage übrig bleibt.

Doch einen Adresskopf entwerfen würde man im Hause Suhrkamp schon auch gern, Post gezielt und nicht irgendwo am Rosa-Luxemburg-Platz empfangen, hinter die Linienstraße 34 nicht immer noch den Zusatz „Ecke Rosa-Luxemburg-Straße“ anfügen müssen etc.

Auch wenn es sich noch eine Weile ziehen wird – von Ende des Jahres, eventuell etwas länger geht der Verlag bis zur Fertigstellung des Erdgeschosses aus –, eins ist sicher: Suhrkamp bleibt selbst ohne bislang gültige Anschrift eine gute Adresse.

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