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Johannes Lepsius – Eine deutsche Ausnahme. Der Völkermord an den Armeniern, Humanitarismus und Menschenrechte.

Johannes Lepsius – Eine deutsche Ausnahme. Der Völkermord an den Armeniern, Humanitarismus und Menschenrechte. Hg. von Rolf Hosfeld. Wallstein, Göttingen 2013. 281 S., 29,90 Euro.

Als „Schutzengel der Armenier“ bezeichnete der Schriftsteller Franz Werfel einst den evangelischen Theologen und Orientalisten Johannes Lepsius (1858–1926). Werfel setzte dem Völkermord an den Armeniern mit seinem Roman „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ ein literarisches Denkmal. Lepsius stellte im Ersten Weltkrieg „eine deutsche Ausnahme“ dar, so der Titel dieser Aufsatzsammlung. Denn das Thema Armenien war im deutschen Reich tabu. Die Türkei war Bündnispartner im Ersten Weltkrieg. Als Privatdruck und unter Umgehung der deutschen Militärzensur brachte Lepsius 1916 seinen „Bericht über die Lage des Armenischen Volkes in der Türkei“ heraus und ließ sie im ganzen Reich verteilen. „Es war ein ungewöhnlicher Kraftakt zivilen Ungehorsams“, heißt es im Aufsatzband. 1919 veröffentlichte Lepsius zudem eine „Sammlung diplomatischer Aktenstücke“ zu „Deutschland und Armenien in den Jahren 1914–1918“. Es ist bis heute eine wichtige Grundlage zum Genozid an den Armeniern. 13 Aufsätze von elf Autoren sind im vorliegenden Band publiziert. Es sind Beiträge für eine internationale Konferenz des Potsdamer Lepsiushauses. So kommt es zu Wiederholungen, aber es ist eine erste umfangreichere Bestandsaufnahme zum Leben und Wirken Johannes Lepsius’. Stefan Berkholz

Albrecht Müller: Brandt Aktuell. Treibjagd auf einen Hoffnungsträger. Westend Verlag, Frankfurt/Main. 158 S., 12,99 Euro.

„Willy, aufstehen, wir müssen regieren“ lautet das berühmte Zitat von Horst Ehmke. „Willy Brandt hatte wiederkehrende Depressionen. Das wurde absolut verheimlicht“, sagt Helmut Schmidt über die Zeit nach der Wahl 1972. Doch der Gemütszustand Willy Brandts ist plötzlich umstritten. Depressionen? „Das ist doch Quatsch“, sagte Lars Brandt vor ein paar Wochen im „Spiegel“ und nun stellt Albrecht Müller die These auf, Brandt sei Opfer einer üblen innerparteilichen Treibjagd gewesen. Vor allem Schmidt und Wehner hätten versucht, den überhaupt nicht depressiven oder konfliktscheuen Brandt zu diskreditieren und in die Enge zu treiben. Müller, SPD-Mitglied, Mitarbeiter des Parteivorstands in den 70er Jahren und Brandt-Verehrer, fordert, dass „die Serie von widerlichen Texten über seine angebliche Depression ein Ende findet“. Doch die Treibjagd, die er beschreibt, wirkt wie ein in der Politik und anderen Parteien nicht unüblicher Machtkampf und die zeitweiligen Rückzüge Brandts dementiert er auch nicht. Vor allem wird deutlich, dass Müller, der Partei-Linke, für Helmut Schmidt nicht viel übrig hat. Moritz Schuller

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