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Die Band Laibach in Nordkorea? Von der rein äußerlichen Ästhetik her könnte es passen - zu glauben ist es kaum.

© Promo

Laibach aus Slowenien: Erste westliche Band in Nordkorea?

Die Band Laibach ist schon öfter durch provokante Aktionen aufgefallen. Nun kündigen die Kunst-Rocker aus Slowenien Konzerte in Nordkorea an.

Ist es ein provokanter Gag oder wird es das provokanteste Konzert aller Zeiten? Auf ihrer Homepage und ihren Sozial-Media-Kanälen kündigt die slowenische Band Laibach an, Konzerte in Nordkorea zu spielen - mit genauem Datum. Demnach soll es zwei Gigs geben, am 19. und 20. August in der Hauptstadt Pjöngjang. Warum gleich zwei Konzerte an zwei aufeinander folgenden Tagen? Als erste westliche Band im Land von Diktator Kim Jong Un dürfte es einen gewissen "Run" auf die Karten geben.

Zu glauben ist es jedoch kaum. Die Offensive der Band, deren musikalische Ausrichtung zwischen einer Mischung aus Punk, Dadaismus und dem 80er Industriell-Pop zu suchen ist, ist wohl eher als Marketing-Gag und kulturpolitische Stellungnahme zu sehen. Die Band entstand Ende der 70er Jahre. Um sie herum gruppierte sich das Künstlerkollektiv NSK (Neue Slowenische Kunst) mit Film- und Theatermachern, Literaten und bildenden Künstlern.

"First we take Manhattan and then we take Pyongyang!", ist auf der Homepage der Band um Sänger Milan Fras zu lesen - "Erst nehmen wir Manhattan ein, dann Pjöngjang!". Weiter heißt es: "Laibachs Liberation Day Tour überschneidet sich mit dem 70. Jahrestag der Befreiung der koreanischen Halbinsel von der japanischen Kolonisierung und nachfolgenden Trennung in zwei verfeindete Staaten." Die Auftritte seien außerdem Bestandteil einer Dokumentation, die 2016 erscheinen werde. In der Rubrik "kommende Events" auf der Band-Homepage sind einige Konzerte aufgelistet, aber keine in Nordkorea.

Für ihre Nordamerika-Tour hat Laibach durch Crowdfunding mehr als 50.000 US-Dollar innerhalb eines Monats gesammelt - um die anstehende Tour zu finanzieren. Die Nordkorea-Konzerte zum "Liberation Day" stehen laut Pressemitteilung unter der Regie von Morten Traavik. Der norwegische Künstler ist bekannt für sein Interesse am Diktatorenstaat von Nordkorea - und hat schon einmal versucht, das Regime zu unterwandern.

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2012 verbreitete er ein Video, das Akkordeonisten einer Musikschule in Pjöngjang zeigt, sie spielen "Take On Me" von der norwegischen Popband A-ha. Das Video wurde fast zweieinhalb Millionen Mal geklickt. Zuletzt wollte Traavik eine Kunstakademie in Pjöngjang gründen - die auf zwei Wochen im August 2015 beschränkt sein soll, also zur selben Zeit wie die angekündigten Konzerte von Laibach, mit denen Traavik schon oft zusammen gearbeitet hat. "Das ist eine Art Realityshow, von der man gar nicht wusste, dass man sie sehen wollte", zitiert die Süddeutsche Zeitung den Künstler zu seiner Kunstakademie.

Auf Nachfrage des Tagesspiegels bestätigte das Musiklabel Mute die Konzerte. Markus Göres, der für die PR-Abteilung des britischen Labels zuständig ist, sagte, man habe die Ankündigung der Band Laibach bekommen und die Konzerte dementsprechend verbreitet. In der Pressemitteilung wird der ehemalige Diktator von Nordkorea, Kim Jong Il, zutiert: "Man is the master of everything and decides everything". ("Der Mann ist der Meister von Allem und entscheidet über Alles").

"Laibach can make you think, dance an march to the same musik" ("Laibach macht, dass du denkst, dass du tanzt, und dass du marschierst - zu der selben Musik") heißt es in der Pressemitteilung weiter. Die Ankündigung von Konzerten in Nordkorea wird wohl eher zum Nachdenken anregen als zum Marschieren. Laibach betreibt schon immer Politikkritik mit den Mitteln der Ironisierung - vielleicht hat man das in Nordkorea nicht ganz verstanden und den Konzerten zugesagt. Vielleicht hat man sich dort die (ironisch) militante Aufmachung der Band angesehen und die Videos gesichtet, welche gelegentlich im (ironischen) Stile einer fast schon nostalgischen Kommunismus-Kultur gehalten sind.

Plakat mit akkuraten Soldatenreihen

Doch spätestens das mutmaßliche Plakat der Band zu den Auftritten in Nordkorea könnte Nordkorea zu denken geben: Zu sehen sind akkurate Soldatenreihen, blutüberzogene Gebirgsketten und der Schriftzug "Believe". Die Mitglieder der Band tragen stets Uniform, Anleihen aus dem Nationalsozialismus und anderen totalitären Regimen sind unverkennbar. Es wäre wirklich schön zu glauben, dass der slowenische Sarkasmus in Nordkorea missverstanden wurde - und man stelle sich vor, es würde wirklich zu diesen Konzerten kommen. Das "Believe" im Plakat ist an den bereitwilligen Fan gerichtet: Stellt euch vor, Laibach würde in Nordkorea auftreten. Eine politikkritische Werbemaßnahme der Extraklasse.

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"Es ist nicht auszuschließen, dass Kim Jong-il (sic!) tatsächlich glaubt, dass Laibach der totalitären Staatsform huldigt", schreibt der Rolling Stone - und fragt vorab, ob es überhaupt Rockfans in Nordkorea gibt.

Das Land erlebt nach Berichten von Staatsmedien die schlimmste Dürre in einem Jahrhundert. In der vergangenen Woche hatte das südkoreanische Wiedervereinigungsministerium gewarnt, die Getreideproduktion im Norden könnte im Vergleich zum Vorjahr um bis zu 20 Prozent sinken, wenn es bis Juli weiter so wenig regne. Damit verstärken sich Ängste vor einer neuen Hungersnot in Nordkorea. Die wichtigsten Reisanbaugebiete seien betroffen, dort gebe es "große Schäden", meldete die amtliche Nachrichtenagentur KCNA am Dienstag. Von einem Konzert der Band Laibach ist nichts zu lesen.

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Die Band ist bekannt dafür, zu provozieren und aufzurühren. Sie wurde in Slowenien gegründet, als Land war da noch Teil Jugoslawiens war. Bereits ihr erstes Projekt wurde von der Regierung verboten. Grund: "Unangemessene Verwendung von Symbolen." Auf einem Konzert zeigte Laibach Bilder des Staatspräsidenten Tito, worauf dann Bilder eines Phallus projiziert wurden - die jugoslawische Polizei stürmte das Konzert. Auf die verschiedenen Verbote der jugoslawischen Regierung reagierte Laibach mit anonymen Konzerten und Alben. Laibach-Songs verstehen sich oft als Antwort auf die Hegemonie der anglo-amerikanischen Popkultur, die Individualität bloß verspricht. Laibach wollen auch hier Gedankenfreiheit. Mit Streichern und Chören verfremden und denunzieren sie Pop- und Rock-Originale.

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Später, zur Zeit der Wiedervereinigung Deutschlands, widmete sich Laibach der Propaganda des Ostens und des Westens. In dem Video "Life is Life" ist die Band in der Kleidung der Hitlerjugend zu sehen, dazu der passende Haarschnitt. Sie wandern durch die Alpen, dazu läuft das Lied "Life ist Life" der Band "Opus" aus dem Jahre 1984 in einer Marschkapellenvariante.

Es wäre also ein ganz schönes Wunder, sollte Laibach wirklich in Pjöngjang auftreten - aber für Wunder ist Kim Jong Un laut Selbstdarstellung ja bekannt. Bleibt also nur noch die Frage, wo Karten für eines der begehrten Konzerte herzubekommen sind.

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