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Vertritt die Arbeitgeber. Stiftungsdirektor Georg Vierthaler

© Fernando Marcos Ibáñez

Kurzarbeit in der Opernstiftung: Seid solidarisch!

Der Berliner Opernstiftungsdirektor Georg Vierthaler appelliert an die Künstlergewerkschaften, einer Kurzarbeitsregelung zuzustimmen.

Wer in Berlin fest angestellt in einem Orchestergraben arbeitet, verdient gut. Das durchschnittliche Nettogehalt der Musikerinnen und Musiker der Komischen Oper liegt bei 4200 Euro im Monat, in der Deutschen Oper bekommen sie 4700 Euro und die Mitglieder der Staatskapelle kassieren sogar 5400 Euro.

Und auch alle anderen künstlerischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Berliner Opernstiftung werden im Vergleich zum bundesweit gültigen Vergütungsgefüge des Deutschen Bühnenvereins fast durchweg übertariflich bezahlt, berichtet Georg Vierthaler, seit 2013 Direktor der Musiktheaterholding.

Darum macht es ihn wütend, dass sich die Deutsche Orchestervereinigung sowie die Chor-, Tänzer- und Solistengewerkschaften bislang gegen die Einführung von Kurzarbeit sperren. Fürs technische Personal und die Verwaltung der Stiftung gibt es längst einen Abschluss, der rückwirkend zum 15. März Kurzarbeit vorsieht.

Dabei werden die unteren Gehaltsgruppen auf 100 Prozent aufgestockt, die oberen nur auf 90 Prozent. „Wenn die Künstler davon ausgenommen würden, wäre das innerbetrieblich ein verheerendes Signal“, betont Vierthaler.

Doch die Künstlergewerkschaften leisten erbittert Widerstand. „Obwohl die überwiegend hohen Gagen des künstlerischen Personals noch nicht einmal einem gewerkschaftlichen Verhandlungsgeschick zu verdanken sind, sondern der Initiativen der Opernstiftung und ihrer Leitungsteams gegenüber den staatlichen Geldgebern“, sagt Vierthaler. Weil diese Summen aus öffentlichen Kassen kommen, gebe es eine gesellschaftspolitische Verantwortung für die höheren Vergütungsgruppen, befristet Einbußen hinzunehmen, findet er.

Die Drei-Opern-Diskussion soll nicht wieder aufflammen

„Niemand sollte so naiv sein zu denken: Das geht an mir persönlich vorbei.“ Nach vorläufigen Berechnungen werden die drei Opern und das Staatsballett 400 000 Zuschauer weniger haben als im Vorjahr, und zwar selbst dann, wenn die Bühnen im Herbst den Spielbetrieb wieder aufnehmen können.

„Insgesamt könnte ein Defizit bei Ticketverkäufen und Gastspielen von bis zu 30 Millionen Euro auflaufen, je nachdem, wann wir wieder öffnen dürfen und wann die Touristen wieder zu uns kommen“, sagt Vierthaler. „Wir können aber nicht nach der Krise beim Senat die Hand aufhalten, ohne selbst darauf verweisen zu können, dass wir unseren Beitrag geleistet haben in dieser Situation.“

Georg Vierthaler findet es vordringlich, dass der Senat jetzt die Solo-Selbstständigen unterstützt, deren Einnahmen teilweise zu 100 Prozent wegfallen. Die Besserverdienenden unter den staatlich angestellten Künstlerinnen und Künstlern dagegen sollten ihren Beitrag leisten, indem sie während der Schließung auf einen überschaubaren Teil ihres Gehalts verzichten.

Damit es nicht zu einer Neuauflage der Diskussion kommt, ob Berlin sich drei Opernhäuser überhaupt leisten kann. Am heutigen Mittwoch findet die nächste Verhandlungsrunde der Opernstiftung mit den Künstlergewerkschaften statt.

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