zum Hauptinhalt
Stararchitekt Rem Koolhaas.

© dpa

Kurator der Architektur-Biennale in Venedig Rem Koolhaas: Entwerfer, Bauer und Denker

Kolosse aus Glas und Stahl, tanzende Türme und fallende Räume. Der niederländische Architekt Rem Koolhaas macht weltweit Furore. Aber der Kurator der Architektur-Biennale in Venedig ist auch ein Visionär.

Er baut Megaprojekte mit Mega-Etats in der ganzen Welt. Doch Rem Koolhaas ist vor allem einer der größten Visionäre des Städtebaus. Der 69-jährige Kurator der Architektur-Biennale in Venedig hat drei Gesichter: Der Entwerfer, der Bauer und der Denker.

Vor seinem Architekturstudium in London arbeitete der Niederländer zunächst als Filmemacher und Journalist. 1975 gründete er dann in London mit drei Partnern das Office für Metropolitan Architecture, kurz OMA. Seit 1980 ist der Hauptsitz dieses inzwischen weltweit berühmten Büros für Architektur und Urbanismus in seiner Heimatstadt Rotterdam. Koolhaas machte mit OMA zunächst vor allem durch seine Entwürfe Furore. Seine Modelle für die Erweiterung des niederländischen Parlaments in Den Haag oder Bibliotheken in Paris gewannen Wettbewerbe. Die spektakulären Gebäude wurden zwar nie gebaut, aber waren dennoch wegweisend.

Rem Koolhaas' urbane Visionen

Der internationale Durchbruch als Architekt kam 1994 mit dem Kongresszentrum der französischen Industriestadt Lille, dem Grand Palais. Zugleich hatte er die Erweiterung eines Stadtteils geleitet und dort seine urbanistischen Visionen umgesetzt: Leben und Arbeiten, Kultur und Verkehr auf verschiedenen Ebenen, mit Brücken oder Treppen miteinander verbunden. Eine Stadt, die nicht geplant, sondern fast organisch entstanden zu sein scheint.

Andere spektakuläre Gebäude folgten auf der ganzen Welt: Das Guggenheim Museum in Las Vegas etwa oder die niederländische Botschaft in Berlin. Im vergangenen Jahr wurde in seiner Heimatstadt De Rotterdam eröffnet - eine neue Perle im Architektur-Mekka an der Maas und zugleich das größte Gebäude der Niederlande. Der 150 Meter hohe Koloss aus Glas und Stahl wirkt überraschend leicht, und seine drei Türme scheinen sogar zu tanzen.

Spott mit der Logik

Der hagere und asketisch wirkende Koolhaas treibt in seinen Entwürfen und Gebäuden oft Spott mit der Logik der Baustruktur und allgemein geltenden ästhetischen Normen. Räume gleiten ab, Fassaden haben einen Knick. Charakteristisch dafür ist etwa der Hauptsitz des chinesischen Staatsfernsehens in Peking, der im Volksmund nur „Die Hose“ heißt: Zwei oben miteinander verbundene Bürotürme haben einen witzigen Knick.

Doch Koolhaas machte sich auch einen Namen als Theoretiker. Sein Werk „Delirious New York“ gilt als eines der einflussreichsten Werke zum Urbanismus im 20. Jahrhundert. In dem Essay-Bündel „S,M,L,XL“ skizziert er seine Visionen zu Gesellschaft, Architektur und Städtebau. Er führte den Begriff der „Generic City“ ein, eine Stadt, die nicht geplant ist, sondern entsteht.

1995 gründete er innerhalb seines Büros OMA das Spiegelbild AMO - ein Denk-Labor für neue Lebens-Modelle. Dabei will er Grenzen zwischen Politik, Technologie, Mode oder Medien überschreiten. Für sein Werk erhielt Koolhaas zahlreiche Preise, darunter den renommierten Pritzker-Preis für Architektur. 2010 verlieh ihm die Architektur-Biennale in Venedig den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk. Jetzt ist er Kurator dieser weltweit wichtigsten Architektur-Schau. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false