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Non stop immersiv. Die Festspiele mäandern mit einem Planetarium zum Mariannenplatz.

© Makusu Matsutake

Kunstmesse im September: Berlin Art Week 2018: Die Kunst zu überleben

Von wegen verflixt: Fast wäre die Berliner Kunstwoche abgeschafft worden, nun platzt das Portfolio aus allen Nähten. Ein Überblick zur 7. Ausgabe.

Die Berlin Art Week (26. bis 30. 9.) hat es zu spüren bekommen, das verflixte siebte Jahr mit seinen klassischen Verwerfungen. Fast wäre die Geschichte der Berliner Kunstwoche mit dem sechsten Jahr vorüber gewesen. Die Kunstmesse „art berlin“ als Zugpferd hatte sich bereits verabschiedet. Auch die Finanzierung stand auf wackeligen Beinen. Doch dann kriegte die „art“ die Kurve. Der langfristige Vertrag mit der Kölner Messegesellschaft als Träger kam zustande. Als Quartier wurde der Hangar in Tempelhof gebucht, nachdem die Station am Gleisdreieck vergeben war.

Damit verschiebt sich die Art Week vom bisherigen Termin Mitte September ans Monatsende. Für 2019 ist sowohl die Rückkehr auf den alten Termin geplant. Finanziell steht die Kunstwoche nun sogar besser da. Neben Wirtschaftssenatorin Ramona Popp, die traditionell die Art Week zur Förderung des Qualitätstourismus bezuschusst (150 000 Euro), stieg auch Kultursenator Klaus Lederer ein mit dem neuen Festivalfonds (300 000 Euro).

Das Portfolio der Art Week platzt folglich aus allen Nähten. 15 Museen und Ausstellungshäuser, zwei Kunstvereine, ein Theater, elf Privatsammlungen, 20 Projekträume nehmen daran teil neben 200 Galerien, die sich parallel zu den Kunstmessen „art berlin“ und der kleinen Schwester „Positions“ präsentieren. Bei der Programmvorstellung in der Akademie der Künste, bei der die Vertreter aller teilnehmenden Institutionen für ein Gruppenfoto zusammenkommen, zeigen sich denn lauter strahlende Gesichter. Moritz van Dülmen, Geschäftsführer der Kulturprojekte GmbH, bei der die Fäden zusammenlaufen, wählt für das Podiumsgespräch fünf Repräsentanten aus, die sich erwartungsgemäß auf den Mittwoch beginnenden Kunst-Marathon freuen. Was van Dülmen jeweils mit einem „Super!“ quittiert.

Mehr als der übliche Ausstellungsbetrieb

Thomas Oberender, Intendant der Festspiele, nimmt zum ersten Mal teil. Für ihn ist die Kunstwoche „state of the art“, mehr als der übliche Ausstellungsbetrieb. Die Lee-Bul-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau ist denn auch ein Glanzpunkt des Programms. Ebenso das von den Festwochen auf dem Mariannenplatz in Kreuzberg geplante Planetarium, in dem Künstler und Musiker die neue Unendlichkeit proben. Chris Benedict vom Netzwerk freier Berliner Projekträume erklärt den Titel für die Ausstellung der vom Senat ausgezeichneten Projekträume: „Survive!“, denn der Druck auf die Szene steigt.

Die Preisverleihung der Projekträume findet zum letzten Mal in der bereits geleerten Bar Babette statt, die den Weg so vieler Investorenübernahmen geht. Eigentümer Nicolas Berggruen lässt trotz aller Proteste den Künstlertreff neben dem Café Moskau schließen. Patricia Kamp dagegen repräsentiert den Zauber des Berliner Neubeginns. Die Stieftochter des Sammlers Frieder Burda betreibt seit 2016 in der Jüdischen Mädchenschule mit dem „Salon Berlin“ eine Dependance des Baden-Badener Privatmuseums.

Was hinter den Kulissen zu stemmen ist, verraten Messe-Direktorin Maike Cruse und ihre Kollege Heinrich Carstens von der „Positions“ erst auf Nachfragen, denn der Flughafen Tempelhof als Ausstellungsort stellt für die Galeristen eine Herausforderung dar. An den 23 Meter hohen Decken ist nur schwer Licht zu befestigen, der Boden ist schief, der Wandbau kompliziert. Sie bestätigen einmal mehr Karl Valentins Spruch „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“.

www.berlinartweek.de

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