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Organisiert wurde die Reise vom Goethe-Institut.

© dpa/Christophe Gateau

Kunstblut musste mitgebracht werden: Berliner Ensemble gastiert zum ersten Mal in Havanna

Im Rahmen des Festivals von Havanna zeigte Michael Thalheimer seinen „Kaukasischen Kreidekreis“. Die Bedingungen auf Kuba waren eine besondere Herausforderung.

Im kubanischen Theater scheint vieles möglich, es gibt kaum noch Einschränkungen. Beim diesjährigen Festival von Havanna lief eine Inszenierung der „Bitteren Tränen der Petra von Kant“, die aus Rainer Werner Fassbinders lesbischem Drama eine Männershow zwischen „La Cage aux Folles“ und Telenovela fabrizierte.

In einem anderen Festivalbeitrag wurde das Leben des berühmten kubanischen Regisseurs Vicente Revuelta (1929-2012) nacherzählt – mit Verhörszenen und mit der Thematisierung von AIDS und Perestrojka. Gerüchteweise soll aber in der Kultur wieder eine schärfere Zensur eingeführt werden.

Theaterblut wird auf kubanischen Bühnen normalerweise jedenfalls nicht vergossen. Es ist zu teuer und es ist tabu, wegen der Blutopfer der Santería-Kulte und der gefallenen Revolutionäre, die auf der Insel als Märtyrer gelten. Das Gastspiel des Berliner Ensembles Ende Oktober mit dem „Kaukasischen Kreidekreis“ stellte auch deshalb eine besondere organisatorische Herausforderung dar.

Michael Thalheimers Regie sieht kübelweise Blut vor. Es musste mitgebracht werden, und die bespritzten Kostüme wurden in einem der Luxushotels gewaschen.

Es war der erste Auftritt des BE auf Kuba überhaupt, organisiert vom Goethe-Institut, das in Kuba in der Deutschen Botschaft arbeitet und noch über keine eigene Niederlassung verfügt. Austausch und vielfältige Kulturarbeit gehen dennoch voran, auch zum 250. Geburtstag Alexander von Humboldts, der ein bedeutendes Buch über Kuba geschrieben hat. In Havanna gibt es in der Altstadt eine Casa Humboldt mit kubanisch-deutschen Projekten.

Nächster Halt ist in China

Der rote Saft aus Berlin floss in Strömen, das Publikum im Teatro Martí war zunächst irritiert und feierte dann das Berliner Ensemble kräftig. In der Presse war von einem „Blutkreis“ die Rede. BE-Intendant Oliver Reese und „Kreidekreis“-Regisseur Michael Thalheimer wurden vom Festival de Teatro de La Habana mit dem Internationalen Preis „Raquel Revuelta“ des Kubanischen Künstler- und Schriftstellerverbandes ausgezeichnet.

Die Reise geht weiter. Anfang November zeigt das BE Thalheimers radikal-brutale Brecht-Zerreißprobe in Wuzhen, in China. Blut als Exportschlager: Zuvor hat die Produktion bereits in Wien, Budapest, Istanbul und Woronesch gastiert.

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