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Viel Lärm. Zwischen den Tieren auf der Glücke hat Carsten Theumer ein Raumschiff aus "Star Wars" versteckt.

© imago

Kunst und Kirche: „Millennium-Falke“ auf Kirchenglocke geschmuggelt

Die Leipziger Nikolaikirche hat eine neue Glocke und der Künstler hat eine Star-Wars-Referenz auf ihr versteckt. In der Gemeinde gefällt das nicht allen.

Ein tiefes G. Donnernd und kräftig. Eines für Festtage. Die Glocke trägt den Namen „Odessa“ und einen Millennium-Falken auf der Haut. So heißt das Raumschiff aus den Star-Wars-Filmen. Verantwortlich dafür ist Carsten Theumer. Er ist Bildhauer und hat die neue Glocke für die Leipziger Nikolaikirche gestaltet. „Geziert“, sagen Profis dazu.

Glocken – erst einmal fürs Akustische gedacht – üben seit jeher auch eine optische Anziehungskraft aus. Schon Schiller dichtete in seinem berühmten Lied: „Daß sich Herz und Auge weide / An dem wohlgelungnen Bild.“

In Kenntnis dieser Verse hätte Theumer also ahnen können, dass seine Science-Fiction-Reminiszenz jemandem auffallen würde.
Neben dem Raumschiff, das zugegebenermaßen aussieht wie eine fette Zecke, zieren auch noch Dutzende weitere Tiere Theumers Glocke, darunter solche, die vom Aussterben bedroht sind genauso wie solche, die eher als Plagegeister gelten.

Imperium ist nicht gleich Imperium

Ein Anruf beim Urheber: „Seit der Gotik haben Künstler auch in Kirchen immer wieder kleine, versteckte Streiche eingebaut“, sagt Theumer. Er habe deshalb nicht mit solcher Resonanz gerechnet, einige in der evangelischen Gemeinde seien verärgert, fühlten sich im Glauben beleidigt.

Imperium ist eben nicht gleich Imperium, auch wenn der Satz „Ich finde ihren Mangel an Glauben beklagenswert“ von Darth Vader stammt.

„Da muss ich mich wohl erklären“, sagt Theumer. Eigentlich sei er gar kein großer Star-Wars-Fan, seine Kinder hätten ihn dazu inspiriert, neben den Tieren auch ein Raumschiff auf die fast sieben Tonnen schwere Glocke zu platzieren. „Den Millennium-Falken fand ich passend, der ist ja ein Mythos, scheint unzerstörbar zu sein. Damit ist er eine Art Zufluchtsstätte für jene, die sich auf einer Friedensmission befinden.“

Das trifft sich tatsächlich gut. Die Kirche hatte für das neue Geläut Spenden gesammelt, das alte war verschlissen. Pünktlich zum 30. Jubiläum der Friedlichen Revolution sollen die neuen Glocken erklingen.

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