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Julia Preuß und Michael Pempelforth in "Süßer Vogel Jugend" am Schauspiel Leipzig.

© Rolf Arnold/Schauspiel Leipzig

Mehr Kulturtipps für Corona-Zeiten: Was machen wir heute? Streaming-Vorschläge für Kontaktsperrezeiten

Alles geschlossen? Tipps für digitale Flaneure: Tennessee Williams beim Theatertreffen und Bachs Chaconne in der Elbphilharmonie.

Tipps für Dienstag, 5. Mai

Theater-Tipp

Weiter geht’s mit dem virtuellen Berliner Theatertreffen. Das vierte von insgesamt sechs gestreamten Stücken der Jury-Auswahl bringt das Publikum ins Schauspiel Leipzig, mit einem Multicam-Mitschnitt des Südstaatendramas „Süßer Vogel Jugend“ von Tennessee Williams. Ein gescheiterter Schauspieler kehrt an der Seite einer alternden Theaterdiva in seine Heimatstadt zurück und trifft dort seine Jugendliebe wieder. Die Inszenierung, heißt es in der Ankündigung, greift „die Selbst-Inszenierungen der Figuren auf und stellt sie genüsslich und höchst unterhaltsam in ihrer Härte und Lächerlichkeit aus“. Ab 20 Uhr, abrufbar für 24 Stunden. Anschließend steht ab etwa 22.05 Uhr das live gestreamte Nachgespräch auf dem Programm, mit Regisseurin Claudia Bauer, den Schauspielern Florian Steffens und Anita Vulesica, der Dramaturgin Katja Herlemann, dem Bühnenbildner Andreas Auerbach und dem TT-Juror Franz Wille. Es moderiert Tagesspiegel-Autorin Christine Wahl.

Film-Tipp

„Sorry We Missed You”: Auch wenn der Filmtitel danach klingt, Ken Loachs Arbeiterdrama hat nichts mit Corona-schließungsbedingten Abwesenheiten zu tun. Es geht um die „Gig Economy“, wie sie nicht nur in Großbritannien existiert. Ricky verliert seinen Job auf dem Bau und heuert bei einem Paketzusteller an, mit immensem Leistungs- und Zeitdruck – und mit eigenem Lieferwagen. Den kann er nur mit noch mehr Schuldenmachen bezahlen, auch den Kleinwagen seiner Frau müssen sie dafür verkaufen. Was deren Arbeitsalltag als Altenpflegerin noch nervenaufreibender macht. Überforderung, prekäre Existenz, Geldsorgen, Zukunftssorgen: Die vierköpfige Familie zerbricht beinahe daran. Klingt dann doch fast nach Corona, von wegen der systemrelevanten, mies bezahlten Berufe und der jetzt erst recht gestressten Familien. Ab heute ist „Sorry We Missed You“, das jüngste Werk des britischen Altmeisters, das 2019 in Cannes gefeiert wurde, bei Eurovideo auf DVD und als Video on Demand erhältlich.

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Festival-Tipp

Lust auf mehr Home-Kino? Immer mehr Festivals schalten auf Online-Formate um, ab diesem Dienstag auch das Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern. Das Online-Festival #filmkunstzuhause findet sich auf der Festival-Homepage: 29 deutschsprachige Programme können dort für je zwölf Stunden gestreamt werden, gegen eine einheitliche Gebühr von 4,99 Euro. Etwa das Drama „Im Feuer“ von Daphne Charizani, angesiedelt an der türkisch-irakischen Grenze. Oder die österreichische Tragikomödie „Waren einmal Revoluzzer“, die beim Ophüls-Filmfest in Saarbrücken ausgezeichnet wurde. Oder „Bruno Manser – Die Stimme des Regenwaldes“, der preisgekrönte Spielfilm von Niklaus Hilber über den Kampf eines Schweizer Ethnologen gegen die Rodung der Regenwälder auf Borneo. Auch Kinder- und Jugendfilme sind dabei, und für Freitag ist eine Live-Kurzfilmnacht angekündigt.

Klassik-Tipp

Christian Tetzlaff steht alleine im großen Saal der Elbphilharmonie und spielt Bach und Ysaÿe. Der riesige Raum ist abgedunkelt und doch hört und spürt man ihn mit, wenn der Hamburger Stargeiger die 2. Bach-Partita für Solovioline in d-moll spielt, mit der berühmten finalen Ciaconna und ihren 64 Variationen. Die wahnsinnigste Chaconne aller Zeiten; Brahms nannte sie „eines der wunderbarsten, unbegreiflichen Musikstücke“. Hätte er, Brahms, je so ein Stück schreiben können, „ich weiß sicher, die übergroße Aufregung und Erschütterung hätten mich verrückt gemacht“. Ein Selbstgespräch also in XXL, schier bis in alle Ewigkeit. Und selbst virtuell mit einem Hallraum, der unter den großen Konzertsälen der Welt seinesgleichen sucht – und der musikalisch fortgesetzt wird. Denn im 40-minütigen „Elphi at home“-Konzert folgt die erste der sechs Solo-Sonaten von Eugène Ysaÿe, die der Virtuose und Komponist 1923 seinerseits in Anlehnung an Bachs Partiten verfasst hat.
(Zusammenstellung: chp)

Heute lernen wir Chorsingen mit Simon Halsey und denken über künstlerisches Arbeiten im digitalen Raum nach

Chorproben für alle: Simon Halsey probt jeden Tag einen anderen Satz von Brahms' "Ein deutsches Requiem".
Chorproben für alle: Simon Halsey probt jeden Tag einen anderen Satz von Brahms' "Ein deutsches Requiem".

© Rundfunkchor Berlin/Interkultur

Streaming-Tipps für Montag, 4. Mai

Klassik-Tipp

Die Hymne zum Homeoffice? Wie wär's mit "Wie lieblich sind deine Wohnungen", der vierte Satz von Brahms' "Ein deutsches Requiem"? Den sollen Sängerinnen und Sänger aus aller Welt am kommenden Sonntag gemeinsam mit dem Rundfunkchor Berlin digital singen, das Projekt heißt "Sing Along Concert ONLINE". Wie das funktioniert? Ab heute, Montag, 19.30 Uhr lädt Simon Halsey, der frühere Chefdirigent des Rundfunkchors, über Facebook und Youtube zur virtuellen Chorprobe in seine Wohnung ein, wo er sieben Tage lang jeden Tag einen anderen Satz des wunderbaren Chorwerks erläutert. Am Sonntag dann das große Abschlusskonzert: Alle Mitsängerinnen und Mitsänger sind ausdrücklich aufgefordert, sich dazu in Konzertkleidung selbst zu Hause zu filmen und aufzunehmen und das Video oder Foto unter dem Hashtag #SingAlongConcertOnline in den sozialen Netzwerken zu teilen, um das gemeinsame Erlebnis sicht- und hörbar werden zu lassen", heißt es beim Rundfunkchor.

Lyrik-Tipp

Manch eine tut sich schon mit deutschsprachiger Poesie schwer, um wieviel mehr mit lateinamerikanischer, konkret kolumbanischer? Vielleicht ein Grund mehr, am Montag um 19.30 auf der Webseite des Hauses für Poesie vorbeizuschauen. Dort erfährt man mehr über den Zusammenhang von Poesie und Kino. Kolumbien ist als Ort der Dichtung vor allem durch das internationale Poesiefestival in Medellín bekannt. In dem südamerikanischen Land entstehen aber auch bemerkenswerte Poesiefilme. Im Sommer 2019 rückte das Weimarer Poetryfilm-Festival den spanischsprachigen Poesiefilm in den Fokus und präsentierte wichtige Positionen der iberoamerikanischen Videopoesie. Der Co-Kurator des Weimarer Poetryfilmpreises und Mit-Herausgeber des Poetryfilm Magazins Guido Naschert (Literarische Gesellschaft Thüringen) ist am Montag zu Gast im Gespräch mit dem künstlerischen Leiter des Zebra Poetry Film Festivals Thomas Zandegiacomo.

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Theater-Tipp

Keine Aufführung heute beim digitalen Berliner Theatertreffen. Stattdessen wird um 18 Uhr das dritte Panel "Technik und Ästhetik im Netz" gestreamt. Einige Fragen, die dabei zur Sprache kommen sollen: Wie funktioniert künstlerisches Arbeiten im digitalen Raum? Welche ästhetischen Möglichkeiten bieten Online-Plattformen? Was kann das digitale Theater, was das Offline-Theater nicht kann – und umgekehrt? Wie könnte eine europäische Theaterszene durch einen digitalen Gastspielbetrieb noch näher zusammenwachsen und ist es möglich, dass digitale Spielweisen schon in der künstlerischen Ausbildung mitbedacht werden? Diskutieren werden Alexander Giesche (Regisseur), Janne Nora Kummer (Regisseurin, Performancekünstlerin), Björn Lengers (Gründer der CyberRäuber), Matthias Lilienthal (Intendant) und Kay Voges (Regisseur), Moderation: Tobi Müller. Zu sehen auf nachtkritik.de

Ballett-Tipp

Auch Paris ist bis auf Weiteres nicht erreichbar - nicht mal für die Pariser selbst, die eine wesentlich striktere Ausgangssperre zu ertragen haben als die Berliner und den Umkreis ihrer Wohnung nicht verlassen dürfen. Also geht alles nur en ligne: Die Opéra de Paris streamt in Kooperation mit France Télévision ab heute bis 10. Mai täglich um 19.30 Uhr "Le Songe d'une nuit d'été" - "Ein Sommernachstraum". Das ist bekanntlich eine Komödie von Shakespeare, zu der Felix Mendelssohn Bartholdy betörende Theatermusik komponiert hat. Die hat wiederum George Balanchine verwendet, um 1962 für das New York City Ballet eine Choreografie zu kreieren. Die Kostüme für diese Produktion stammen von Modeschöpfer Christian Lacroix.

(Zusammenstellung: uba)

Geht immer: ein virtueller Besuch der Andy Warhol-Ausstellung in London

Eine Besucherin betrachtetg "Self Portrait" (1986) in der Andy Warhol-Ausstellung der Tate Modern.
Eine Besucherin betrachtetg "Self Portrait" (1986) in der Andy Warhol-Ausstellung der Tate Modern.

© Dominic Lipinski/PA

Die Streaming-Tipps für Sonntag, 3. Mai

Kunst-Tipp

Kaum jemand dürfte die Art und Weise, wie wir Kunst wahrnehmen, im 20. Jahrhundert radikaler beeinflusst haben als Andy Warhol. Die zur Zeit natürlich geschlossene Tate Modern in London hat seit kurzem eine inspirierende sechsminütige Tour ihrer aktuellen Warhol-Ausstellung online gestellt, die wichtige Aspekte rund um das Phänomen Warhol in zwölf Räumen zu beleuchten versucht: den Einfluss der Herkunft, seine Identität als queerer Künstler, die Entwicklung der Pop Art und der Factory. Auch auf einzelne, besonders bedeutende Werke wird konkreter eingegangen. Parallel zum Film unterhalten sich die beiden Kuratoren Gregor Muir and Fiontán Moran über die Bedeutung etwa von Tod oder Religion in Warhols Werk.

Theater-Tipp

Beim virtuellen Berliner Theatertreffen steht heute "Die Kränkung der Menschheit" auf dem Programm, eine Versuchsanordnung von Anta Helena Recke (Konzept und Regie), uraufgeführt im September 2019 an den Münchner Kammerspielen. In drei kapitelartigen Szenen hinterfragt Recke unsere Sehgewohnheiten und die Mechanismen unserer Wahrnehmung - die beide in der Tat fürs Theater nicht ganz unbedeutend sind. Zunächst stehen Bilder, dann Geräusche, schließlich Bewegungen im Mittelpunkt. Im Anschluss gibt's ein Nachgespräch mit Produktionsbeteiligten. Die Aufführung ist online verfügbar ab Sonntag 20 Uhr für 24 Stunden, das Gespräch bis Montag um 21.20 Uhr.

Klassik-Tipp 1

Hier mal wieder ein gestreamtes Konzert, bei dem die Mitwirkenden auch tatsächlich Geld verdienen: Das Fauré Quartett (Dirk Mommertz/Klavier, Erika Geldsetzer/Violine, Sascha Frömbling/Bratsche und Konstantin Heidrich/Cello) spielt seit fast 25 Jahren in unveränderter Besetzung zusammen. Im Herbst wollen die Vier - Poch, Poch - ihr Jubiläum feiern und eine CD herausbringen. Als Auftakt zur CD-Aufnahme spielt das Quartett an diesem Sonntag um 20 Uhr live aus dem Berliner Teldex Studio Werke des Namenspatrons Gabriel Fauré, darunter das Klavierquartett c-Moll op. 15 und zwei arrangierte Lieder. Tickets kosten 7,50 Euro. Und wie das Europakonzert der Berliner Philharmoniker am 1. Mai gezeigt hat, ist Kammermusik vielleicht sowieso die Zukunft der Klassik. Zumindest in diesem Jahr.

Klassik-Tipp 2

Die Deutsche Oper ist inzwischen dazu übergegangen, auf ihrer Webseite eine Mischung aus Archiv- und aktuell während des Shutdown produzierten Materials anzubieten. So ist auf www.deutscheoperberlin.de noch bis 5. Mai die Aufzeichnung eines Gastspiels von Götz Friedrichs "Tristan und Isolde"-Inszenierung in der NHK Hall in Tokio 1993 zu sehen. Dazu gibt es die neue digitale Kammermusikreihe "Lieblingsstücke", in der Ensemblemitglieder eben genau das präsentieren - z.B. Tenor Robert Watson Calafs Arie "Nessun dorma" aus "Turandot" oder das Ensemble Camerata Deutsche Oper Berlin die trotz ihres Klangfarbenreichtums völlig unbekannte "Symphonette" des 1949 geborenen britischen Komponisten Allan Stephenson.

(Zusammenstellung: uba)

Wie geht Empathie in Corona-Zeiten? Eine neue digitale Programmreihe im Radialsystem versucht Antworten zu geben

Szene aus "Jewgeni Onegin", mit (v.l.) Karolina Gumos (Olga), Asmik Grigorian (Tatjana), Christiane Oertel (Larina) und Margarita Nekrasova (Filippewna).
Szene aus "Jewgeni Onegin", mit (v.l.) Karolina Gumos (Olga), Asmik Grigorian (Tatjana), Christiane Oertel (Larina) und Margarita Nekrasova (Filippewna).

© Iko Freese / drama-berlin.de

Streaming-Tipps für Samstag, 2. Mai

Klassik-Tipp 1

Eine Wiese als Symbol für Unschuld und Reinheit, aber auch Natur als Metapher für die kreatürlichen, unkontrollierbaren Triebe, die in uns allen schlummen - so brachten Bühnenbildnerin Rebecca Ringst und Regisseur Barrie Kosky 2016 Peter Tschaikowskys Coming-of-Age-Oper "Jegeni Onegin" auf die Bühne. Mit Günter Papendell als eitlem, eingebildeten Jungmacho Onegin, der sich erst Jahre später, wenn es zu spät ist, seiner Liebe zu Tatjana (Asmik Grigorian) bewusst wird. Seit Freitag ist die Produktion auf der Webseite der Komischen Oper als Stream verfügbar, und zwar noch bis 31. Juli.

Theater-Tipp

Das Berliner Theatertreffen wird dieses Jahr zwangsgestreamt - und stellt die Systemfrage: Wäre es nicht klüger, der durch Corona entstandenen Lücke erstmal Raum zu geben? Oder muss Theater unbedingt stattfinden, und sei es virtuell? "Stoppt das Streaming!", so heißt die Grundsatzdebatte, die am Samstag um 18 Uhr Anne Lenk, Christian Römer, Christopher Rüping, Roman Senkl, Joana Tischkau führen werden, moderiert von Georg Kasch. Im Anschluss: Alice Birch' "Anatomie eines Suizids", Katie Mitchells Inszenierung vom Deutschen Schauspielhaus Hamburg. "Mit klinischer Präzision inszeniert Katie Mitchell Alice Birchs Stück über tiefste Depression und Lebensangst, die über drei Generationen von Frauen weitergegeben wird und aus der ein Ausbrechen fast unmöglich scheint", heißt es auf der Webseite der Berliner Festspiele.

Performance-Tipp

"New Empathies", so heißt die Programmreihe, die das Radialsystem 2019 gestartet hat, um die Praxis des (Mit-)Fühlens und seine Auswirkungen auf künstlerisches Arbeiten zu untersuchen. Doch wie kann Empathie gelebt werden in einer Situation, die von Distanzregeln geprägt ist? Aktuell wurde die Reihe deshalb umbenannt in "New Empathies - Far From A Distance". An diesem Samstag gibt's eine Online-Performance von Juan Dominguez. Die Ankündigung klingt vielversprechend: "Wir hören eine Stimme, ohne zu sehen wer spricht, weiblich, männlich, teils im Singular, teils im Plural, sie spricht zu sich selbst, fordert sich heraus, antwortet... In der Performance „My Only Memory“ im Rahmen der Online-Reihe „New Empathies - Far from a distance" steht nicht das Körperlich-Visuelle im Vordergrund, sondern die Stimme und das Zuhören: Die Stimme, der wir lauschen, wird zum physischen Körper und der gesprochene Text zur Bewegung und Handlung des Stücks."

Klassik-Tipp 2

Wer einmal ein Lecture-Konzerte von András Schiff besucht hat, der oder die wird sich an Abende von unerreichter Intensität erinnern. In seinem unnachahmlich ungarisch weichgeschliffenem Deutsch erläutert der Pianist die Werke und spielt auch immer gleich beispielhaft Auszüge daraus. 2018 widmete er sich den sechs Klavierpartiten von Johann Sebastian Bach, die dieser 1731 als sein Opus 1 veröffentlichte. Noch bis Sonntag 18 Uhr ist der Auftritt im Streaming-Programm "Intermission" des Pierre Boulez Saals abrufbar. Zur Verfügung stehen zwei Videos: Der Vortrag und das eigentlich Konzert am nächsten Tag, bei dem Schiff alle sechs Partiten an einem Abend interpretierte.

(Zusammenstellung: uba)

Ab jetzt für zwei Wochen: Das Kino-Programm des Arsenal mit dem Schwerpunkt "Arbeit"

Szene aus Johan Simons "Hamlet"-Inszenierung vom Schauspielhaus Bochum.
Szene aus Johan Simons "Hamlet"-Inszenierung vom Schauspielhaus Bochum.

© JU Bochum

Streaming-Tipps für Freitag, 1. Mai

Theater-Tipp 1

Heute hätte das Berliner Theatertreffen eröffnet werden sollen. Kleines Trostpflaster: Die Berliner Festspiele streamen Aufzeichnungen von sechs der zehn Inszenierungen jeweils an dem Abend, an dem sie in Berlin gezeigt worden wären. Los geht's an diesem Freitag um 20 Uhr mit der Eröffnungsrede von TT-Leiterin Yvonne Büdenhölzer, danach läuft für genau 24 Stunden der "Hamlet" vom Schauspielhaus Bochum, den Regisseur Johan Simons mit Auszügen von Heiner Müllers "Hamletmaschine" kombiniert hat. "Intimität herzustellen, ist wirklich Aufwand. Das kriegt man nicht im Späti, da muss man sich schon zur Verfügung stellen! Zumal man nie weiß, ob das Publikum das an dem jeweiligen Abend auch macht. Vielleicht haben die Leute ja gerade andere Probleme und können sich nicht konzentrieren. Ob wir uns finden oder nicht – das ist Vabanque", erzählt Hamlet-Darstellerin Sandra Hüller am Donnerstag im Tagesspiegel-Interview. Danach gibt's noch ein Nachtgespräch zu der Produktion, Fragen können via Twitter gestellt werden.

Klassik-Tipp

Die gute Nachricht: Das jährliche Europakonzert der Berliner Philharmoniker findet statt. Wenn auch nicht in Tel Aviv, wie ursprünglich geplant, sondern in der heimischen Philharmonie. Und unter Einhaltung strengster Abstandsregeln. Was nichts anderes heißt, als dass nur eine kammermusikalische Besetzung erklingen wird. Auf dem Programm: "Fratres" von Arvo Pärt, "Ramifications für Streicher" von György Ligeti, Adagio für Streicher von Samuel Barber und Gustav Mahler 4. Symphonie in einer Bearbeitung für Streichorchester. Publikum wird es natürlich keines geben, ab Freitag 11 Uhr wird das Konzert in der Digital Concert Hall kostenlos gestreamt.

Kino-Tipp

Programmwechsel beim Arsenal 3, dem digitalen Kinosaal des Arsenal - Institut für Filmkunst: An diesem Freitag beginnt dort Woche 5 & 6, und der Schwerpunkt der Filmauswahl liegt passend zum 1. Mai auf dem Thema "Arbeit". Die fehlt Millionen von Menschen ja bekanntlich gerade, weil sie in Kurtarbeit sind oder ihren Job komplett verloren haben. So widmet sich Harun Farocki in "Im Vergleich" (2009) der Herstellung von Ziegelsteinen in Afrika, Indien und Europa - per Hand, Maschine oder Roboter. "Der Titel des Films teilt etwas Entscheidendes mit: Farocki bietet lediglich Material an, der Akt des Vergleiches zwischen traditioneller, früh- und hochindustrieller Gesellschaft liegt beim Zuschauer", so das Arsenal.

Filmausschnitt aus "Im Vergleich" von Harun Farocki.
Filmausschnitt aus "Im Vergleich" von Harun Farocki.

© Arsenal

Theater-Tipp 2

Die letzte Berliner Großtat von Frank Castorf, der gerade erst wieder mit kontroversen Thesen zum Corona-Shutdown Schlagzeilen machte, war seine Inszenierung von Brechts "Leben des Galilei" am Berliner Ensemble mit Jürgen Holtz in der Titelrolle; sein für März 2020 geplante "Fabian" von Erich Kästner ist dann schon der Krise zum Opfer gefallen. Am gleichen Haus gab es 1977 schon mal eine "Galilei"-Inszenierung des ehemaligen Intendanten Manfred Wekwerth. Sie zeigt das BE ab heute für eine Woche in seinem Streaming-Programm "BE on Demand", als Auftakt zu einer Reihe mit bedeutenden historischen Produktionen in dem Haus am Schiffbauerdamm.

Theater-Tipp 3

Freitags wechselt auch immer das digitale Angebot des Steglitzer Schlosspark Theaters, dessen Chef Dieter Hallervorden mit offenen Briefen an Monika Grütters besonders vehement eine Öffnung der Bühnen gefordert hat. Ab 19.30 Uhr sind Szenen aus der Produktion "Bonnie und Clyde" im Programm, die eigentlich noch gar keine Premiere feiern konnte. Das berühmte und charmante Gaunerpärchen wird gespielt von Susan Sideropoulos und Jan Sosniok. Wer sich einschaltet, soll erfahren können, wie man einen Banküberfall begeht - oder auch nicht, verspricht das Haus. Dieter Hallervorden himself und sein Sohn Johannes Hallervorden haben ebenfalls Kurzauftritte - zu sehen auf Facebook und Youtube.

(Zusammenstellung: uba)

Von Donnerstag: Wer bei Marvels Mythengeflecht durchsteigen möchte, ist hier richtig

Sezene aus der Oper "Babylon" von Jörg Widmann mit Susanne Elmark als Innana.
Sezene aus der Oper "Babylon" von Jörg Widmann mit Susanne Elmark als Innana.

© Arno Declair

Streaming-Tipps für Donnerstag, 30. April

Klassik-Tipp

Komponist und Klarinettist Jörg Widmann ist überzeugt: Babylon war viel mehr als die "Große Hure", als die sie das Alte Testament zu diffamieren versucht. Nämlich ein faszinierende Ort, an dem die Kulturen der Antike eine einzigartige Gemengelage eingingen. Also schrieb er die Oper "Babylon", gedacht als eine Art Rehabilitation, und holte sich einen prominenten Librettisten dazu: Peter Sloterdijk, seinerseits ein Fan von Menschheitsmythen. "Mächtigen Clusteraufwallungen im Orchester, ausgebautes Schlagwerk, ein schimmernder Klangstrom, changierend zwischen hohem Ton, Groteske und zarter Liebeslyrik, die nur von einer Sologeige gestützt wird, gewürzt mit selten zu hörenden Instrumenten wie der Glasharmonika", so die Eindrücke des Tagesspiegels zur Premiere der zweiten Fassung 2019 an der Berliner Staatsoper. Die streamt die Aufzeichnung jetzt an diesem Donnerstag um 12 Uhr für 24 Stunden.

Kino-Tipp

Für Fans von Superheldenfilmen hätte heute das Kinojahr richtig angefangen: Eigentlich sollte am 30. April „Black Widow“ in die Kinos kommen, der 24. Film aus dem Marvel Cinematic Universe. Aus bekannten Gründen ist ja nun alles anders, der Filmstart wurde auf den 5. November geschoben. Wer sich bis dahin in das komplexe Mythengeflecht des MCU einarbeiten möchte, könnte sich – z.B. beim Streamingdienst Disney+ – die Filme in aller epischen Länge anschauen. Wer weniger Zeit hat, suche bei Youtube nach den wunderbaren „Honest Trailers“. In diesen etwa fünfminütigen Clips arbeitet ein verschworener Haufen Kino-Nerds, der unter dem Namen „Screen Junkies“ agiert, mit einem Maximum an Sachkenntnis und Humor die Essenz der jeweiligen Blockbuster heraus. Doch Obacht: Die „Honest Trailers“ sind so gut, dass man alle sehen möchte. Es gibt insgesamt über 300 von ihnen, zu allen möglichen und unmöglichen Filmen. Und das dauert dann auch wieder seine Zeit.

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Theater-Tipp

Goethes "Torquato Tasso" gilt als eines der ersten Künstlerdramen der Weltliteratur, es stellt den italienischen Dichter Torquato Tasso in den Mittelpunkt der Handlung - und die Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Macht. Das Deutsche Theater Berlin streamt ab Donnerstag, 19 Uhr bis Freitag, 12 Uhr die Aufzeichnung einer Inszenierung aus dem Jahr 1975. Wenige Jahre zuvor war Walter Ulbricht entmachtet worden, Regisseur Friedo Solters versucht, sowohl der These von der unbedingten Freiheit der Kunst ("Erlaubt ist, was gefällt") also auch der Gegenposition ("Erlaubt ist, was sich ziemt") Raum zu geben.

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Jazz-Tipp

Die Absage des Kreuzberger XJazz-Festivals gehört zu den vielen Kollateralschäden dieser Pandemie. Seit Mittwoch läuft eine zweitägige Onlineversion mit Livekonzerten aus der leeren Emmauskirche, an diesem Donnerstag ab 16.30 treten unter anderem noch Sebastian Merk & Christian Weidner, Komfortrauschen, Claudio Puntin und Johanna Summer auf, zu sehen auf Facebook und Youtube. Der Zugang ist kostenlos, doch niemand wird daran gehindert, Online-Tickets zu kaufen und die Künstlerinnen und Künstler zu unterstützen.

(Zusammenstellung: uba, wun)

Zeitlos vom Mittwoch: Der Friedrichstadt-Palast macht gute Laune

Als man das Wort Abstandsregeln noch gar nicht erfunden war: Das Ensemble der "Vivid"-Show nach der Jubiläumsvorstellung vom 29. November 2019.
Als man das Wort Abstandsregeln noch gar nicht erfunden war: Das Ensemble der "Vivid"-Show nach der Jubiläumsvorstellung vom 29. November 2019.

© Getty Images for Friedrichstadt-Palast

Streaming-Tipps für Mittwoch, 29. April

Show-Tipp

Die Situation für die Bühnenkünste, die sich nun mal über das Gemeinschaftserlebnis definieren, ist wirklich dramatisch. Alle hoffen auf den Spielzeitbeginn im September, aber was ist, wenn das nur eine Luftblase ist, wenn die Infektionszahlen zeigen sollten, dass jeder Theaterabend ein neues Ischgl wird und und selbst 2021 die Häuser noch geschlossen sind? Was wird bis dahin noch übrig von Deutschlands einzigartiger Kulturszene? Auch der Friedrichstadt-Palast ist betroffen, er plakatiert schon seit Wochen besonders lautstark überall in der Stadt: "Berlin, wir vermissen Dich". Jetzt gibt es auch ein frisch produziertes 90-sekündiges Mutmachervideo dazu, es heißt."Wir stehen zusammen" Solistin Jaqueline Bergrós Reinhold aus dem Ensemble wird begleitet vom Showband-Gitarristen Rudolf Opitz und der Showband des Palastes, dazu flimmern knallig bunte Bilder aus bisherigen Produktionen über den Monitor, die Hoffnung machen: "Wir haben so vieles schon gemeinsam geschafft. In Liebe: Euer Palast."

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Theater-Tipp

"König Ottokars Glück und Ende" von Franz Grillparzer ist in Österreich Schullektüre, Nationalepos und vielleicht das meistegspielte Stück am Burgtheater. Handelt es doch vom unglücklicken Böhmenkönig Ottokar und dem Beginn der Habsburger-Monarchie in Gestalt Rudolf I. Von der k.u.k.-Zensur wurde das Werk anfänglich wegen „Böhmenfeindlichkeit“ zurückgehalten, bis heute ist es nicht ins Tschechische übersetzt worden. Umso pikanter, dass sich 2019 am Wiener Volkstheater mit Dušan David Pařízek ein tschechischer Regisseur der Sache angenommen hat. „So trocken wie Pařízek und sein Ensemble muss man dieses Stück erst einmal über die Bühne bringen", schrieb Wolfgang Kralicek damals in der Süddeutschen Zeitung. An diesem Mittwoch ist die Inszenierung ab 18 Uhr für 24 Stunden im Nachtkritik-Stream zu sehen.

Performance-Tipp

Fühlen Sie sich im Lockdown eingeschlossen? Eine Gruppe um den Dokumentarfilmer Lukas Augustin greift dieses Gefühl jetzt auf und macht die Performance #JailSessions daraus. Ein früheres Gefängnis in Ost-Berlin wird umfunktionier, je zwei Künstlerinnen oder Künstler kommen jeden Mittwoch und Donnerstag nacheinander zwischen 17 und 19 Uhr in eine Zelle – und können im Live-Stream beim Kreationsprozess beobachtet werden. Die Sessions werden mit mehreren Kameras gefilmt, allerdings immer nur durch eine Perspektive live übertragen. Während einerseits etwas Visuelles geschaffen wird, entsteht parallel dazu der akustische Soundtrack. Die nächste Livesession ist an diesem Mittwoch um 17 Uhr. Mit der Aktion sollen Spenden für einen Workshop in einem Flüchtlingscamp gesammelt werden. Für Menschen, die wirklich eingesperrt sind.

Klassik-Tipp

Um aus New York, dem Epizentrum der Pandemie in den USA, wenigstens ein paar Signale der Hoffnung zu senden, stellt die Metropolitan Opera täglich eine andere Aufzeichnung für einen Tag kostenfrei im Netz zur Verfügung. An diesem Mittwoch ist das ab 19.30 Uhr New Yorker Zeit Donizettis "Roberto Devereux", urafgeführt 1837. Die Oper basiert auf einer Adelsrevolution in England und gilt neben "Anna Bolena" und "Maria Stuarda" - die in den Tagen zuvor gestreamt wurden - als dritte von Donizettis sogenannten "Tudor-Opern". Diese Aufzeichnung stammt von 2016, Gaststar war Elīna Garanča.

(Zusammenstellung: uba)

Noch bei Youtube: Gregory Porters legendäres Konzert in der Royal Albert Hall

Schauspielerin Nina Hoss 2017 auf der Berlinale.
Schauspielerin Nina Hoss 2017 auf der Berlinale.

© Reuters/Axel Schmidt

Streaming-Tipps für Dienstag, 28. April

Theater-Tipp

Didier Eribons Buch "Rückkehr nach Reims" hat bei seinem Erscheinen in Deutschland 2016 viel Aufsehen erregt, weil der Autor und Foucault-Biograf seine persönliche Biografie mit dem Absturz der französischen Linken verwebt und den Aufstieg des Front National zu erklären versucht. Thomas Ostermeier hat ein Jahr später an der Berliner Schaubühne ein Stück daraus gemacht, mit Nina Hoss in der Hauptrolle. Hoss liest jetzt an diesem Dienstag um 18 Uhr im Rahmen des digitalen Ersatz-Spielplans "Zwangsvorstellung" der Schaubühne Eribons "Brief aus Frankreich", danach gibt's eine Aufzeichnung von Sasha Waltz' "Körper". Die Produktion wurde am 22. Januar 2000 an der Schaubühne uraufgeführt.

Jazz-Tipp

Der Mann mit der Ballonmütze war eine der großen Jazz-Entdeckungen des letzten Jahrzehnts. So geschmeidig wie Gregory Porter hatte sich schon lange niemand mehr in die Herzen eines Publikums gesungen, das zuvor mit Jazz wenig anzufangen wusste. Dabei kam dem Kalifornier zugute, dass er die Nat-King-Cole-Platten seiner Mutter mindestens ebenso aufmerksam gehört hatte wie die Klassiker des Cool Jazz. Seine für diesen Sommer geplante Tournee musste der 48-Jährige absagen. Als kleines Trostpflaster kann man dafür ab 20 Uhr für zwei Tage sein grandioses Konzert in der Londoner Royal Albert Hall vom 2. April 2018 auf seinem Youtube-Channel kostenlos streamen. Bei diesem Auftritt stellte Porter unmissverständlich klar, dass seine Stimme und sein Charisma es nicht nur mit einer klassischen (und exquisit besetzten) Jazzband, sondern auch mit einem 70-köpfigen Sinfonieorchester locker aufnehmen können.

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Klassik-Tipp 1

Wie aufregend, aufwühlend, träumerisch, hinreißend Barockmusik sein kann, das zeigt die Berliner Lautten Compagney seit Jahren. An diesem Dienstag um 19.30 tritt sie im Theater im Delphi in Weißensee auf, das Konzert wird live gestreamt vom Facebook-Kanal von Sony Classical. Unter dem Motto "Alles Bach" soll Johann Sebastian im Mittelpunkt stehen, auch Staatsopern-Sopranistin Anna Prohaska ist mit dabei und präsentiert ein neues Projekt mit geistlicher Vokalmusik.

Klassik-Tipp 2

Der April ist fast vorbei, ein weiterer Corona-Monat beginnt am Freitag. Bis dahin sollte man ein ganz besonderes Angebot nutzen: Die Berliner Philharmoniker haben bis Ende April ihre Digital Concert Hall für alle kostenlos freigeschaltet, man muss sich nur anmelden und kann auf das Archiv zugreifen, mit mit Konzertmitschnitten in bester Tonqualität. Bisher steht nichts davon auf der Webseite, dass die Aktion verlängert wird, also am besten bis Donnerstag nochmal zugreifen und reinhören.

(Zusammenstellung: uba, wun)

Noch vom Montag: Frische Lyrik im Haus für Poesie und das Antrittskonzert von Robin Ticciati beim DSO

Bis Herbst geschlossen: Das Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt.
Bis Herbst geschlossen: Das Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt.

© Felix Löchner

Streaming-Tipps für Montag, 27. April

Klassik-Tipp 1

Es lohnt sich, immer wieder mal auf die Seite des Konzerthauses am Gendarmenmarkt reinzuschauen. Dort passiert so einiges. So wird jeden Montag eine neue Playlist für Zuhause von Mitgliedern des Konzerthaus-Orchesters auf Idagio, der Streaming-App für klassische Musik, präsentiert. Und noch von vergangenem Freitag kann man Folge 4 von "#reingehört" anklicken. Dieses Mal wird der Anfang von Beethovens dritter Symphonie, der "Eroica", vorgestellt - einmal in der ausgewogenen Stereomischung, wie sie das Publikum im Idealfall im Saal hören sollte, und einmal aufgeschlüsselt nach einzelnen Stimmen. So kann man nachverfolgen, wie es für die individuellen Musiker und Musikerinnen klingt - und das Verständnis für die "Architektur des Klangs" ausbauen. So heißt auch die 3sat-Dokumentation, der diese Ausschnitte entnommen sind.

Lyrik-Tipp

Das Haus für Poesie möchte währen der Schließzeit kein Archivmaterial im Netz präsentieren, sondern sein Programm so weiterführen, wie es ursprünglich geplant war. An diesem Montag um 19.30 Uhr stellt Kritiker Christian Metz seine Lyrikempfehlungen vor: Karin Fellner mit "eins: zum andern", Georg Leß mit "Die Hohlhandmusikalität", Heike Flemming mit ihrer Übersetzung von Szílard Borbélys "Berlin Hamlet", Aras Ören mit "Berliner Trilogie" sowie Maren Kames mit "luna luna". Die Autoren und Autorinnen sowie die Übersetzerinnen und Übersetzer lesen aus ihren Büchern und beantworten Fragen.

Klassik-Tipp 2

Die Bayrische Staatsoper - deren langjähriger Intendant Peter Jonas gerade gestorben ist - streamt in der Reihe "Montagskonzerte" einmal die Woche kostenlos und live. Heute um 20.15 Uhr interpretiert unter anderem das Münchner Klaviertrio (eine Formation des Bayrischen Staatsorchesters) mit Bratschist Tilo Widenmeyer Mozarts Klavierquartett Es-Dur KV 493. Im Anschluss singt Tenor Jonas Kaufmann, begleitet von Helmut Deutsch am Klavier, Schumanns Liederzyklus "Dichterliebe".

Klassik-Tipp 3

Nach mehreren Chefdirigentenwechseln in relativ kurzer Folge war 2017 mit Robin Ticciati die Hoffnung verknüpft, dass er länger beim Deutschen Symphonie-Orchester bleiben würde. Scheint zu klappen, zumindest sind seither schon drei Jahre vergangen. Ticciatis Antrittskonzert vom 26. September 2017 ist ab Montag bis zum 1. Mai auf der Webseite des DSO zu sehen. Auf dem Programm standen damals Jean-Féry Rebel "Les éléments", Thomas Larchers Symphonie Nr. 2 "Kenotaph" und "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauss. "Am Ende ist die Musik sehr schnell verklungen, der Jubel übernimmt – und die Arbeit mit dem DSO beginnt", schrieb der Tagesspiegel damals.

(Zusammenstellung: uba)

Noch bis Freitag: Das Arsenal-Kino stellt Porträts in den Mittelpunkt und Schwerin wirbt für die Zeit nach Corona

Die brasilianische Sängerin Deize Tigrona in Wendelien van Oldenborghs Film "Bete & Deise"
Die brasilianische Sängerin Deize Tigrona in Wendelien van Oldenborghs Film "Bete & Deise"

© Arsenal – Institut für Film und Videokunst

Streaming-Tipps für Sonntag, 26. April

Kino-Tipp

Arsenal 3, der virtuelle Kinosaal des Berliner Arsenal, hat inzwischen auf einen zweiwöchigen Rhythmus umgestellt. Aktuell befinden wir uns in Woche 5 und 6, bis kommenden Freitag sind noch Filme zu sehen, die sich mit Fragen von Darstellung und Repräsentation auseinandersetzen, bei denen Begegnungen mit Persönlichkeiten im Mittelpunkt stehen. Etwa "Bete & Deise" (2012) der niederländischen Videokünstlerin Wendelien van Oldenborgh. Er porträtiert zwei Frauen in Rio de Janeiro, die auf je eigene Art der Öffentlichkeit eine Stimme geben. Bete Mendes ist Telenovela-Veteranin und politische Aktivistin, Deise Tigrona eine der stärksten Stimmen des Baile Funk, ihr Lied "Injeção" ("Injektion") inspirierte M.I.A. zu ihrem Song "Bucky Done Gun".

Theater-Tipp

Anders als Schaubühne, BE oder Maxim Gorki Theater ist die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz seit Ausbruch der Krise nicht durch rege Streaming-Aktivität aufgefallen, sondern eher durch die "Hygiene-Demos" vor ihrer Tür (von denen sie sich distanziert). An diesem Sonntag aber gibt's was: Im Nachtkritikstream läuft ab 18 Uhr für 24 Stunden "Drei Milliarden Schwestern" von Bonn Park und Ben Roessler. Der Titel des als "Kultoper" annoncierten Stücks des volksbühneneigenen Jugendclubs P14 spielt natürlich auf Tschechows "Drei Schwestern" an, nur dass es hier ein paar Schwestern mehr sind, die angesichts eines auf die Erde zurasenden Kometen noch echte Gefühle und Emotionen gegenüber der Weltpolitik äußern. Uraufführung auf der großen Bühne war am 12. Oktober 2018. "Große Oper! Alles hat einen flirrenden, ambiguen Ton, pastell, wie die schicken Kostüme, das wird nie langweilig, ist immer amüsant. Und das ist eine fast unermessliche Leistung für singende Jugendliche auf dieser größten und grausamsten Bühne der Stadt", schrieb Nachtkritik damals.

Das Schweriner Schloss ist nach dem Vorbild des französischen Loire-Schlosses Chambord gestaltet.
Das Schweriner Schloss ist nach dem Vorbild des französischen Loire-Schlosses Chambord gestaltet.

© Felix Gänsicke

Städte-Tipp

Im Moment sind Besucherinnen und Besucher mit auswärtigem Kennzeichen bekanntlich in Mecklenburg-Vorpommern nicht gerne gesehen. Man kann nur hoffen, dass es auch gegen diese vom Virus hervorgekitzelte Form der Fremdenfeindlichkeit bald einen Impfstoff gibt. Lokale Kulturschaffende und der Tourismus leiden unter der Situation wie überall. Die wunderschöne, wasserumflossene, immer noch erstaunlich unbekannte Landeshauptstadt Schwerin hat jetzt eine Kampagne "Schwerin inspiriert" gestartet, die Lust machen soll auf die Zeit danach. Die Webseite bündelt virtuelle Touren unter anderem durch das Schloss oder das Staatliche Museum und verlinkt digitale Erlebnisse wie den "Zoo Campus" des Schweriner Zoos, Bloggerbeiträge, Fernsehspots, Webcams und anderes mehr.

Klassik-Tipp

Ostern ist vorbei, aber "Parsifal" nur an Karfreitag hören zu wollen, das dürfte so fragwürdig sein wie Joyce' "Ulysses" nur am 16. Juni zu lesen. Mit gutem Gewissen kann man also auch jetzt noch im DSO Streaming den Mitschnitt einer Inszenierung ansehen, die Nikolaus Lehnhoff 2004 im Festspielhaus Baden-Baden mit dem Deutschen Symphonie-Orchester realisiert hat. Bis Montag, 16 Uhr, ist er dort verfügbar. Zum Ensemble zählen Christopher Ventris, Waltraud Meier, Matti Salminen und Thomas Hampson, am Pult steht Kent Nagano. "Christlich" ist Wagners letzte Oper übrigens nur vordergründig. Eigentlich installiert das "Bühnenweihfestspiel" die Kunst als neue Religion.

(Zusammenstellung: uba)

100 Jahre Groß-Berlin: eine virtuelle Fotoausstellung des Stadtmuseums

Aus der Sammlung "1000x Berlin" des Stadtmuseums: Fahrradladen "Kuschkow" am Hermannplatz, 1926.
Aus der Sammlung "1000x Berlin" des Stadtmuseums: Fahrradladen "Kuschkow" am Hermannplatz, 1926.

© Museum Neukölln

Streaming-Tipps für Samstag, 25. April

Ausstellungs-Tipp

Auch dies ist dank des Virus, dessen Namen man nicht mehr hören kann, irgendwie hinten runtergerutscht: Eigentlich soll 2020 das 100. Jubiläum von Groß-Berlin gefeiert werden. Die Stadt bzw. den Städtecluster und die Millionen von Einwohner gab es schon vorher, aber 1920 wurde das alles über Nacht schlagartig zu einer der damals größten Städte der Welt vereinigt. Das Stadtmuseum will auch in diesen seltsamen Wochen daran erinnern und hat eine Foto-Schau zusammengestellt, die nur im Internet zu sehen ist, eine physische Ausstellung ist später nicht geplant. "1000x Berlin" heißt das Online-Portal, und es versammelt genau das: 1000 Fotografien von 1920 bis zur Gegenwart aus den Bezirksmuseum und dem Landesarchiv, aufgeschlüsselt nach Kategorien wie "Berlin wohnt", "Berlin bewegt sich" oder "Berlin vergnügt sich". Sogar eigene Bilder kann man dort hochladen und so seine persönliche Berlin-Geschichte erzählen. Was sonst noch zum Jubiläumsjahr geplant ist, darüber informiert die Webseite www.grossesb.berlin.

Theater-Tipp

Der Heimathafen Neukölln gehört zu den vielen Orte der Freien Szene in Berlin, die die Stadt so farbig und unverwechselbar machen und die in der aktuellen Lage vor dem Abgrund stehen. "Die Situation ist für geschlossene Bühnen wie die unsere verheerend. Andererseits entwickeln wir Ideen und Aktionen aus dieser Herausforderung. Ruhe geben und Schiffbruch erleiden werden wir jedenfalls nicht. Wo man nicht segeln kann, da muss man rudern", heißt es auf der Webseite. Alle Planungen wie Science- oder Poetry-Slam, ein Auftritt von Max Goldt oder Aufführungen des Hans-Fallada-Abends "Der Morphinist" sind optimistisch in den September verlegt. Ein aktuelles Interview mit Schauspielerin und "Morphinist"-Regisseurin Inka Löwendorf findet sich hier.

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Klassik-Tipp

So vieles ließe sich schreiben über Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg": Utopie einer Künstlerrepublik, prunkvolle Musik, die Tränen in die Augen treiben kann, dazu die großartigste Chorfuge der Operngeschichte. Aber auch unerträglicher Antisemitismus, Humor auf Kosten des Juden Beckmessers. Und einziges Werk Wagners, in dem die Sopranistin leben, in dem sie sich nicht aufopfern muss, um den Helden zu erlösen. Für seine Inszenierung an der Deutschen Oper schuf der ringverliebte Götz Friedrich ein ähnlich suggestives Bühnenbild wie den legendären Zeittunnel im "Ring des Nibelungen": Einen Halbkreis mit der durchaus gut getroffenen Silhouette der mittelalterlichen, in den 50er Jahre behutsam wiederaufgebauten Stadt. Noch bis 27. April um Mitternacht zeigt die Deutsche Oper eine Aufzeichnung von 1995 als Video on Demand.

Geschichts-Tipp

Hätten Sie's gewusst? Am vergangenen Mittwoch, 22. April, vor 150 Jahren wurde ein gewisser Wladimir Iljitsch Ulanow geboren: Lenin. Grämen Sie sich nicht, auch in Russland und andere Staaten Osteuropas, die früher zum sowjetischen Einflussbereich gehört haben, nahm man davon kaum Notiz. Das Wissenschaftskolleg zu Berlin allerdings hat dieses Jubiläum zum Anlass für ein Kolloquium genommen: Wie sieht Erinnerungspolitik in diesen Ländern heute aus, und warum beschreiten viele von ihnen den Weg in den Nationalismus? Coronabedingt fand das Ganze ausschließlich virtuell statt und kann hier nachgehört werden. Es diskutieren vier Felllows des Kollegs: der bulgarische Autor Georgi Gospodinov. der aserbaidschanische Historiker Altay Goyushov, die Anthropologin Jeanne Kormina aus St. Petersburg und der Historiker Balázs Trencsényi von der Central European University Budapest/Wien.

(Zusammenstellung: uba)

Von Freitag: Ed Sheeran drei Tage beim "PlayOn" Fest, "Medea" eine Woche am Berliner Ensemble

Gayle Tufts (l.) und Christoph Schobesberger (r.) treten im Livestream auf, Dieter Hallervorden (M.) moderiert.
Gayle Tufts (l.) und Christoph Schobesberger (r.) treten im Livestream auf, Dieter Hallervorden (M.) moderiert.

© Schlosspark Theater

Streaming-Tipps für Freitag, 24. April

Entertainment-Tipp

Schlosspark-Theater-Chef Dieter Hallervorden hat diese Woche mit einem Offenen Brief an Kulturstaatsministerin Monika Grütters aufhorchen lassen, in dem er praktische Vorschläge machte, wie die Theater in Deutschland möglichst bald - abstandsregelkonform - wieder öffnen könnten. Auch in Sachen Live-Stream macht der 84-Jährige unermüdlich weiter. "Geist mit Humor" heißt die Talk-und-Musik-Reihe, die auch an diesem Freitag um 19.30 Uhr auf Youtube und Facebook fortgesetzt wird. Christoph Schobesberger, der im Schlosspark Theater mehrfach Stars wie Frank Sinatra oder Peter Alexander zum Leben erweckt hat, tritt mit Pianist Herbert Götz auf. Und auch Gayle Tufts verlässt ihre natürliches Berliner Habitat, das - natürlich ebenso zur Zeit geschlossene - Tipi am Kanzleramt, um in Steglitz zu singen und zu plaudern, begleitet wird sie dabei von Marian Lux am Klavier. Johannes Hallervorden moderiert den Livestream.

Pop-Tipp

Drei Tage lang öffnet die Warner Music Group ihre Archive: Von heute 18 Uhr an bietet sich beim „PlayOn Fest“ die vermutlich nicht so schnell wiederkehrende Gelegenheit, hochkarätige Live-Performances (die meisten stammen aus den letzten fünf Jahren) zu streamen. Unter den über 60 Acts sind Weltstars wie Ed Sheeran, Coldplay, Bruno Mars und David Guetta, aber auch gut abgehangener Indierock-Adel (Flaming Lips, The War On Drugs), brachiale Krawallmacher (Slipknot, Korn), tiefenentspannte Hip-Hop-Granden (Gucci Mane, Lil Uzi Vert) und angesagte Pop-Amazonen (Cardi B, Janelle Monaé). Viele der Konzerte waren noch nie im Internet zu sehen. Alle Einnahmen des Events, die unter anderem aus dem Merchandising mit Fanartikeln generiert werden sollen, gehen vollständig an die Weltgesundheitsorganisation. Das Ganze kann über den Songkick-Youtube-Kanal verfolgt werden.

Theater-Tipp

Der antike Mythos von Medea ist auch deshalb so stark, so kraftvoll, weil er so unheimlich, so unverständlich bleibt. Ja, dieser Frau wird entsetzlich mitgespielt, Jason verlässt sie, lässt sie zurück in Elend und Angst. Aber wie tief muss der Abgrund reichen, der in Medea aufgerissen ist, dass sie aus Rache die beiden gemeinsamen Kinder umbringt? 2012 inszenierte Michael Thalheimer am Berliner Ensemble das Stück von Euripides, mit Constanze Becker in der Titelrolle. Die Aufzeichnung ist ab Freitag 18 Uhr als Stream der Woche auf der Webseite des BE zu sehen. Constanze Becker erhielt damals für ihre Darstellung den Theaterpreis "Der Faust" als beste Schauspielerin.

Klassik-Tipp

Bergamo ist in diesen Wochen eine Chiffre für die düsterste Zeit Italiens seit Jahrzehnten. Man könnte darüber vollkommen vergessen, für was Bergamo auch steht: Es ist der Geburtsort Gaetano Donizettis. Das hier alljährlich stattfindende Donizetti Festival plant für diesen Freitag um 18 Uhr ein spezielles Facebook-Event, um den Optimismus wachzuhalten: "Gran Gala sul sofà: Donizetti and Friends for Bergamo" auf Youtube und Facebook. Es geht darum, dass wir alle angesichts geschlossener Theater und Home Office zunehmend vergessen, was es heißt, sich schön anzuziehen. Laut Ankündigung ist jeder und jede eingeladen, sich hübsch zu machen und Fotos von sich zu senden, sogar der Bürgermeister von Bergamo soll mitmachen. Die besten Outfits werden prämiert - mit Tickets für das nächste Festival.

Kunst-Tipp

Auch die Bayrischen Staatsgemäldesammlungen in München, zu deren prominenteste Museen die drei Pinakotheken gehören, wollen während dieser surrealen Corona-Monate den Kontakt zu ihrem Publikum nicht vollkommen verlieren. Deshalb nimmt immer am Freitag und am Mittwoch von 13.30 Uhr bis 14 Uhr eine Kamera ausgewählte Kunstwerke ins Visier, während Expertinnen und Kuratoren aus dem Homeoffice dazu aufschlussreiche Erläuterungen geben. "In der Krise können ausgewählte Kunstwerke Mut machen, Perspektiven aufzeigen und zum Denken anregen." Userinnen können außerdem über Instagram live Fragen stellen. Am heutigen Freitag kommt die Übertragung aus der Pinakothek der Moderne.

(Zusammenstellung: uba, wun)

Lohnen sich immer: Close Up-Interviews auf der Webseite der Deutschen Filmakademie

Toula Limnaios Tanz in der Halle Tanzbühne Berlin in Prenzlauer Berg, 2015.
Toula Limnaios Tanz in der Halle Tanzbühne Berlin in Prenzlauer Berg, 2015.

© Foto: Doris Spiekermann-Klaas

Streaming-Tipps für Donnerstag, den 23. April

Literatur-Tipp

Heute ist der Welttag des Buches. Eine gute Gelegenheit, mal wieder beim Literarischen Colloquium Berlin vorbeizuschauen. Dort startet um 18 Uhr ein Livestream unter dem Titel „Und seitab liegt die Stadt“, zu einer Initiative des Bundes gemeinsam mit dem LCB für literaturbezogene Veranstaltungen in Orten mit weniger als 20.000 Einwohnern. Dieses Jahr geht es um das Thema „Herkunft“, ein Dutzend Autorinnen und Autoren wurden eingeladen, sich dazu Gedanken zu machen . Am heutigen langen Eröffnungsabend tauschen sich - nach einem Grußwort von Kulturstaatsministerin Monika Grütters – zunächst das Kuratoren-Duo Daniela Dröscher und Senthuran Varatharajah über Herkunft aus, es folgen Dialoge zu den Themen „Aus gutem Hause“, „Sich wie Falschgeld fühlen“ und „Wir sind doch hier nicht bei den Hottentotten“. Mit Ulrike Draesner & José F. A. Oliver, Maxi Obexer & Selim Özdogan, Enis Maci & Annett Gröschner. Bis 23 Uhr.

Film-Tipp

Oder besser: ein Podcast-Tipp. Viele der ausführlichen, von dem Filmemacher Christian Schwochow und der Schauspielerin Susanne Bormann geführten „Close Up“-Interviews auf der Webseite der Deutschen Filmakademie lohnen das Reinhören. Am Freitag wird ja der Deutsche Filmpreis verliehen, corona-bedingt ausschließlich im Fernsehen (ab 22.15 Uhr in der ARD). Da lohnen sich die Podcasts gleich doppelt. Sei es die „Corona Spezial“-Staffel, unter anderem mit Doris Dörrie, dem Kinobetreiber Hans-Joachim Flebbe und dem Schauspieler Peter Schneider. Oder, in Staffel 3, ein Gespräch mit dem Ehrenpreisträger Edgar Reitz (heute gibt’s auch ein aktuelles Reitz-Gespräch im Tagesspiegel). Oder, in Staffel 4, eins mit Gala-Moderator Edin Hasanovic. Die Schauspielerinnen Maria Schrader und Sandra Hüller, die Produzentin Janine Jackowski von Komplizen Film („Toni Erdmann“), die Dokumentarfilmerin Annekatrin Hendel, die Schauspielagentin Mechthild Holter von „Players“ – stöbern Sie selbst!

[Alle aktuellen Entwicklungen in Folge der Coronavirus-Pandemie finden Sie hier in unserem Newsblog. Über die Entwicklungen speziell in Berlin halten wir Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden. ]

Animations-Tipp

Wollen Sie Trickfilm lernen? Sie brauchen nur Stift, Papier und Englischkenntnisse. Die Animateurinnen und Animateure der Filmakademie Baden-Württemberg haben nicht nur für die Studierenden, sondern auch für Normalsterbliche Online-Angebote entwickelt. Auf www.animationsinstitut.de findet sich das englischsprachige Lehrmodul Myself´s Online Animation Mentoring mit insgesamt 26 Unterrichtseinheiten. Der äußerst kurzweilige virtuelle Strichmännchen-Mentor namens Myself verteilt am Ende jeder Lektion Aufgaben, die mit Stift und Papier ausgeführt werden müssen, Rücksendung dann an Myself@animationsinstitut.de, Feedback des Mentor-Männchens folgt. Auch Premieren und filmische Making-Ofs von Studierenden-Projekten sollen regelmäßig auf der Seite präsentiert werden.

Tanz-Tipp

Die Tanzkompagnie von Toula Limnaios streamt noch bis Freitag die 70-minütige Filmfassung von „Minute Papillon“ aus dem Jahr 2015. „Bruchstückhaft, rätselhaft, verstörend und manchmal komisch“, hieß es in der Rezension des RBB. Wie so oft bei Limnaios gehe man mit Eindrücken und Bildern im Kopf in die Nacht, die einen nicht loslassen. Der Mitschnitt erlaubt - zumindest virtuell - eine Nähe zu den Tänzerinnen und Tänzern, die sonst nur schwer möglich ist. Dazu findet sich auf der Webseite der Truppe das Kurzporträt von Toula Limnaios, das unsere Tagesspiegel-Kollegin und Tanzkritikerin Sandra Luzina für Arte gedreht hat. Das Online-Programm der Kompagnie wechselt immer freitags, ab morgen ist der Tanzfilm „Momentum“ von 2018 zuseheh, Der Kauf eines Soli-Tickets hilft den vom Ausfall sämtlicher Veranstaltungen existenzbedrohten Künstlerinnen und Künstlern.

[200.000 Abos und immer konkret: In unseren Tagesspiegel-Bezirksnewslettern berichten wir auch über die Auswirkungen auf Ihren Bezirk. Kostenlos und kompakt: leute.tagesspiegel.de]

(Zusammenstellung: chp)

Tipps von den Vortagen: der große Filmessay "Heimat ist ein Raum aus Zeit" und Lied-Botschaften aus Heidelberg

Thomas Heises Film begibt sich auf biografische Spurensuche durch die Erschütterungen des 20. Jahrhunderts.
Thomas Heises Film begibt sich auf biografische Spurensuche durch die Erschütterungen des 20. Jahrhunderts.

© Stefan Neuberger/gmfilms

Streaming-Tipps für Mittwoch, den 22. April

Film-Tipp

„Heimat ist ein Raum aus Zeit“: Thomas Heises großer Filmessay folgt den Spuren seiner eigenen Familie vom späten 19. Jahrhundert über den Holocaust und die DDR bis in die Gegenwart und erkundet das Biografische wie eine archäologische, überwucherte Stätte. „Wir sind schürfen gegangen“, sagte Heise, als sein Film 2019 auf der Berlinale uraufgeführt wurde. Die Kamera tastet Schauplätze, Erinnerungen, Dokumente und Fundstücke ab, ebenso die Stimme des Filmemachers aus dem Off. Wie geht das zusammen, die große Geschichte mit dem kleinen eigenen Leben, der Staat und das Ich? So setzt Thomas Heise behutsam ein Bild des Jahrhunderts zusammen, das nie vollständig wird, mit Menschengeschichten, deutschen Geschichten, europäischen Geschichten. Dreieinhalb Stunden, schwarz-weiß, die Zeit wird einem nie lange dabei. Geschichte braucht Geduld. Seit April auf DVD und als VoD, pünktlich zur Nominierung für den Deutschen Filmpreis, der an diesem Freitag verliehen wird.

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Kunst-Tipp

Oder sollte es besser Therapie-Tipp heißen? Seit Anfang des Monats bietet der Künstler und Psychoanalytiker Clemens Krauss im Berliner Haus am Waldsee Einzelsitzungen an, online und gratis. Seine Kunstperformance „Isolation Consultation“ hat auf diese Weise vor einigen Tagen den 100. Besucher begrüßt: Die 50-minütigen Sitzungen (auf Deutsch, Englisch oder Spanisch) finden jeweils zur vollen Stunde statt und sind selbstverständlich vertraulich. Kunst mit Schweigepflicht, eine ungewöhnliche Variante des Agierens im Corona-öffentlichen Raum.

In seinem zweiten kurzen Supervisions-Video zum „Consultation“-Projekt berichtet Krauss von wiederkehrenden Fragen, auch bei den zahlreichen Kulturschaffenden, die sich als TeilnehmerInnen melden. Wie ähnlich und unterschiedlich zeichnet das Krisenhafte ab? Leben wir einer Zeit der Wende? Wie steht es mit der Angst und der Angst vor der Angst der anderen? Was triggert das Virus? Bis Ende April sind die Termine ausgebucht, wer sich für später anmelden will, kann dies unter consultation@clemenskrauss.com tun.

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Pop-Tipp

Wer würde nicht gern einen lebensgroßen Bruce-Springsteen-Pappaufsteller gewinnen wollen? Oder ein eigens verfasstes Gedicht von Thees Uhlmann? Oder eine von allen Bandmitgliedern signierte Single der Toten Hosen? Das sind nur drei von sehr vielen Preisen der #StayAtHomebola des rührigen Hamburger Plattenlabels Grand Hotel van Cleef. Wie die gesamte Popbranche ist auch die von Mitgliedern der Bands Tomte und Kettcar gegründete Firma durch die Coronakrise in finanzielle Nöte geraten. Alle, die einen Beitrag zur Linderung der prekären Lage leisten wollen, können Lose für die Tombola erwerben – aber nur noch am heutigen Mittwoch. Am 23. April wird Reimer Bustorff, Kettcar-Bassist und einer der drei Labelchefs, die Ziehung der Gewinne vornehmen, das Ganze wird live über Facebook übertragen. Das Besondere: Es gibt keine Nieten, jedes Los gewinnt etwas. Ein Los kostet fünf Euro, dazu kommen fünf Euro für den Versand der Preise.

Weltmusik-Tipp

Bei den Arabic Music Days im September  2019 im Berliner Pierre Boulez Saal setzten sich drei der derzeit bedeutendsten Musikerinnen der arabischen Welt mit dem Erbe ihrer legendären Ahnin auseinander, der ägyptischen Sängerin Umm Kulthum. An drei Tagen musizierten die ägyptische Sängerin Mai Farouk, die syrische Sängerin und Oud-Spielerin Waed Bouhassoun sowie Farida Mohamed Ali, die der irakischen Maqam-Tradition verpflichtet ist. Die Konzerte sind ab 18 Uhr auf der Website des Boulez Saals abrufbar, für die nächsten vier Tage.

(Zusammenstellung: chp/wun)

Vor der Wiedereröffnung: Das Potsdamer Museum Barberini bietet jetzt auch individuelle Online-Führungen an

US-Sänger Prince am im Februar 2007 in Las Vegas.
US-Sänger Prince am im Februar 2007 in Las Vegas.

© picture alliance / dpa

Streaming-Tipps für Dienstag, den 21. April

Pop-Tipp

Heute vor vier Jahren starb Prince, das wahrscheinlich größte Universalgenie der Popgeschichte, mit 57 an einer versehentlichen Medikamentenüberdosis. Mit einer Reihe fantastischer Alben hat Prince in den 80ern quasi im Alleingang die Popwelt revolutioniert. Und doch sind seine Studiowerke nur eine Seite seines Schaffens, denn Prince war auch ein begnadeter Live-Musiker und ein wahrer Hexer auf der E-Gitarre. Exemplarisch sei eine Aufnahme aus dem Jahr 2004 empfohlen, als der drei Jahre zuvor verstorbene George Harrison in die Rock'n'Roll Hall of Fame aufgenommen wurde. Zu diesem Anlass performte eine exquisit besetzte All-Star-Band (darunter Tom Petty, Steve Winwood, Jeff Lynne und Harrisons Sohn Dhani) den von Harrison komponierten Beatles-Song „While My Guitar Gently Weeps“ als epische Breitwand-Hymne – bis nach der Hälfte des Stücks Prince vom rechten Bühnenrand in die Mitte schlendert und zu einem dreiminütigen Gitarrensolo ansetzt, das einem den Atem stocken lässt.

Theater-Tipp

Die katastrophale Stellung der Frau im 18. Jahrhundert (und natürlich auch davor und danach) ist nur einer der Stränge in Lessings Trauerspiel "Emilia Galotti", ein anderer der Konflikt zwischen der alten Macht des Adels (in Gestalt des Prinzen Hettore, der Emilie heiraten möchte und dafür seinen Konkurrenten ermorden lässt) und dem heraufziehenden Bürgertum (verkörpert von Emilias Vater Odoardo). Michael Thalheimer, Meister der Verknappung und Freilegung des Wesentlichen, hat das Stück 2001 am Deutschen Theater Berlin inszeniert, in Zusammenarbeit mit seinem bewährten Bühnenbildner Olaf Altmann und einem legendären Cast (darunter Regine Zimmermann, Nina Hoss, Sven Lehmann, Ingo Hülsmann). Im Rahmen von "DT Heimspiel" ist die 75-minütige Inszenierung von Dienstag 18 Uhr bis Mittwoch 12 Uhr auf der Webseite des Deutschen Theaters zu sehen.

Kino-Tipp

Das Frankfurter "Lichter"-Filmfestival hat nicht so viel Glück gehabt wie die Berlinale 2020, die noch kurz vor Beginn der Pandemie über die Bühne ging. "Lichter" hätte ursprünglich vom 21. bis 26. Aprill stattfinden sollen, nach einem Umzug ins Internet sind die Filme jetzt während des gleichen Zeitraums im Streaming-Programm verfügbar - in Kategorien wie "Zukunft Deutscher Film", "Regionale Langfilme" oder dem Themenschwerpunkt "Macht". Dazu gibt es Publikumsvoting, Interviews und Panelgespräche. Die Tickets kosten drei bis acht Euro, pro Film sind rund 300 Eintrittskarten verfügbar, danach ist er ausverkauft - fast wie im realen Kino.

Kunst-Tipp

Die Museen in Brandenburg dürfen, anders als in Berlin, wieder öffnen. Das Potsdamer Museum Barberini braucht trotzdem noch Zeit, zum die Voraussetzungen zu schaffen. Inzwischen gibt es Neuigkeiten von der Webseite: Dort werden im Rahmen der "Barberini Live Tour" jetzt individuelle Führungen durch die aktuelle Monet-Ausstellung angeboten. "In dem interaktiven Rundgang tauchen die Besucher ein in die Vielfalt der Orte, die Monet im Lauf seines langes Künstlerlebens geprägt hat – von der Großstadt Paris und den Seine-Dörfern Argenteuil, Vétheuil und Giverny bis zu Reisezielen wie London oder Venedig", heißt es. Unter www.museum-barberini.com/digital/ erfährt man, was dazu nötig ist, unter anderem eins stabiler Internetzugang und eine Anmeldung fünf Tage im Voraus. Die erfahrenen Guides sind freie Mitarbeiterinnen des Museums, die mit dieser Aktion unterstützt werden sollen.

(Zusammenstellung: uba, wun)

Noch bis Mittwoch: Die Doku "Ouvertüre 1912" über 100 Jahre Deutsche Oper Berlin

Thomas Niehaus (vorne) als Telegonos und Paul Schröder als Telemachos in "Die Odyssee" am Thalia Theater.
Thomas Niehaus (vorne) als Telegonos und Paul Schröder als Telemachos in "Die Odyssee" am Thalia Theater.

© Armin Smailovic

Streaming-Tipps für Montag, 20. April

Theater-Tipp

Dass Odysseus einen Sohn, Telemachos, hatte - das dürfte antikenfesten Theatergängern vielleicht grade noch bewusst gewesen sein. Dass es einen zweiten Sohn, Telegonos gab, den Odysseus mit Kirke zeugte, sicher nicht. Am Hamburger Thalie Theater sponn Antú Nomero Runes auf Basis dieser Geschichte 2017 den herrlichen Abend "Die Odyssee" zusammen, mit Thomas Niehaus und Paul Schröder in den Rollen der beiden Söhne. "Der eine – Sohn der Zauberin Kirke – ist Musiker und Magier, der andere, Penelopes Sohn, ein weltberühmter Rapper. Vorsichtig nähern sie sich an, erfreuen sich an Seifenblasen, neiden einander das Pausenbrot, bauen sich schließlich einen Joint und spielen – bekifft die Legenden des Heldenvaters nach", schrieb der Tagesspiegel anlässlich der Einladung der Inszenierung zum Berliner Theatertreffen 2018. "Der Abend ist randvoll mit Anspielungen auf Homer. Pathetisch, albern, sinnlich und klug zelebriert Nunes die große antike Tragödie. Die beiden grandiosen Schauspieler brauchen dazu nur wenige Mittel – Sarg, Schild, Kranz, Tuba, Kettensägen – und natürlich Musik." Am Montag um 19 Uhr streamt das Thalia Theater eine Aufzeichnung für 24 Stunden.

Lyrik-Tipp

Das Prenzlauer Berger Haus für Poesie hat sich entschieden, während der Corona-Krise kein Archivmaterial zu streamen, sondern auf #kanalfuerpoesie das aktuell zu produzieren, was auch in normalen Zeiten auf dem Programm gestanden wäre. An diesem Montag um 19.30 Uhr stellt Literaturkritiker Christian Metz fünf Lyrik-Empfehlungen vor: Karin Fellner mit eins: zum andern, Georg Leß mit Die Hohlhandmusikalität, Heike Flemming mit ihrer Übersetzung von Szílard Borbélys Berlin Hamlet, Aras Ören mit Berliner Trilogie sowie Maren Kames mit luna luna. Das Streaming dauert 60 Minuten, eine Paywall gibt es nicht. Das aus für Poesie bittet um Spenden.

Klassik-Tipp

2012, zum hundertjährigen Bestehen der Städtischen Oper Charlottenburg (aus der die Deutsche Oper Berlin hervorging) produzierte Enrique Sánchez Lansch, Regisseur der gefeierten "Rhythm is it!"-Doku über das Education-Programm der Berliner Philharmoniker, einen Dokumentarfilm über das Haus an der Bismarckstraße. "Ouvertüre 1912" präsentiert Ausschnitte aus Vorstellungen sowie Interviews mit unfassbar vielen, legendären Namen, unter anderem Dietrich Fischer-Dieskau, Götz Friedrich, Klaus Geitel, René Kollo, Christa Ludwig, Lorin Maazel, Martha Mödl, Hans Neuenfels oder Aribert Reimann. Von Montag 10 Uhr bis Mittwoch zeigt die Deutsche Oper den Film noch einmal in ihrem Streamingprogramm.

Italien-Tipp

Selbst wenn sie möglich wäre: Eine Reise nach Italien ist wohl so ziemlich das Letzte, woran die meisten Menschen gerade denken. Umso beeindruckender die Bilder, die Massimo Ossana seit einigen Tagen auf Youtube präsentiert. Der Leiter der Ausgrabungsstätte von Pompeji kommentiert Aufnahmen, die mit Drohnen in der 79 n. Chr. vom Vesuv zerstörten Stadt gemacht worden sind. Pompeji ist nicht umsonst berühmt: Wahrscheinlich gibt es keinen anderen antiken Ort, an dem sich das alltägliche Leben der damaligen Bewohner so anschaulich nachvollziehen lässt. Osanna spricht Italienisch, aber selbst wenn man das nicht versteht, sind die Bilder lohnenswert; ihre spektakuläre Schärfe macht jedes kleinste aufgemalte Lorbeerblatt sichtbar. Weiterer Vorteil: So menschenleer, so ganz für sich hat man Pompeji in der Realität wahrscheinlich nie.

(Zusammenstellung: uba)

Vom Sonntag: Auch die Urania oder Arte-Mediathek kann man in Corona-Zeiten besuchen

Was in der Arktis passiert - hier der Ilulissat-Eisfjord auf Grönland -, beeinflusst uns alle.
Was in der Arktis passiert - hier der Ilulissat-Eisfjord auf Grönland -, beeinflusst uns alle.

© Michael Kappeler/dpa

Streaming-Tipps für Sonntag, den 19. April

Urania-Tipp

Schon gemerkt? Es regnet nicht mehr in Berlin und Brandenburg, jeden Tag strahlt die Sonne von einem höhnisch blauen Himmel. Wir steuern auf ein neues, das dritte Dürrejahr in Folge zu. Ein Grund ist, dass die Arktis zu warm, der Druckgegensatz nicht ausgeprägt genug ist und deshalb keine Tiefdruckgebiete mehr bis nach Mitteleuropa gelangen. Corona hat das Thema Klimawandel verdrängt, aber es ist immer noch da und meldet sich in diesem April mit Macht zurück. Was in der Arktis passiert, beeinflusst uns alle - doch die Staaten haben nichts besseres zu tun, als die durch das schmelzende Eis frei werdenden Bodenschätze auszubeuten. Davon erzählt der italienische Journalist Marzio G. Mian, der den Pol systematisch bereist hat, in seinem Podcast "Die Arktis - Kampf um den hohen Norden" - mit dem die Urania zugleich in ihrem digitalen Programm eine Schwerpunktwoche zum Klimawandel eröffnet.

Theater-Tipp

Pflegeheime sind ein Brennpunkt der Corona-Krise. Am ungeschütztesten: diejenigen mit Demenz. Insofern passt Christoph Helds "Bewohner" auf traurige Weise in diese dramatischen Wochen und Monate. Die Lebenslinien ziehen sich hier quer durch die Zerrissenheit des letzten Jahrhunderts; verknüpft sind sie durch das unbarmherzige Vergessen, dass die Demenz am Ende ihres Lebens mit sich bringt. Das Pflegeheim wird zu einem Kosmos lebendiger Vergangenheit, in dem die Erinnerung durch die Pflegenden und Angehörigen bewahrt wird. Es sind Geschichten, die den Blick auf das Leben richten, auf die schmerzvollen wie die komischen Momente. Das Schauspiel Köln zeigt noch bis kommenden Freitag (24. April) in seiner Streaming-Reihe "Dramazon Prime" eine Aufzeichnung der Inszenierung von Hausregisseur Moritz Sostmann.

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Klassik-Tipp

Auch den großen Stars fehlt ihr Publikum. An diesem Sonntag um 20.15 Uhr treten hochkarätige Namen unter dem Motto "Wir spielen für Österreich" im Großen Sendesaal des ORF RadioKulturhauses live auf: Anna Netrebko, ihr Ehemann Yusif Eyvazov oder Juan Diego Flórez. Sie singen Arien von Leoncavallo, Rachmaninow, Offenbach, Flórez auch ein Lied von Franz Schubert. Als Zuspielung sollen Jonas Kaufmann, Andreas Schager und Piotr Beczala musikalische Grußbotschaften senden. Das Konzert kann als Live-Stream empfangen werden unter https://TVthek.ORF.at und ist als Video-on-Demand danach für sieben Tage weiterhin verfügbar. Zwei weitere der Operette und dem Musical gewidmete Konzerte sollen bis Anfang Mai folgen.

Kino-Tipp

Nicht nur, aber bessonders in Corona-Zeiten lohnt es sich, in der arte-Mediadathek vorbeizuschauen. Noch bis übermorgen, 21. April, ist dort zum Beispiel Emily Atefs "3 Tage in Quiberon" (2018) zu sehen: Maria Bäumer verkörpert Romy Schneider, die sich trotz schlechter Erfahrungen mit der deutschen Presse einem "Stern"-Reporter bis zur Verletzlichkeit öffnet, das Interview mit Michael Jürgs hat 1981 tatsächlich stattgefunden. Oder, noch bis 10. Juni: Die Doku "Kubrick erzählt Kubrick", über den genialischen Regisseur, der sich nur ganz selten selbst zu seinen Filmen geäußert hat - unter anderem hier.

(Zusammenstellung: uba)

Es gibt Neuigkeiten aus der Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker

Emmanuel Pahud, Soloflötist der Berliner Philharmoniker, hat mit Orchesterkolleginnen und -kollegen das Programm "Vive la France" zusammengestellt.
Emmanuel Pahud, Soloflötist der Berliner Philharmoniker, hat mit Orchesterkolleginnen und -kollegen das Programm "Vive la France" zusammengestellt.

© Josef Fischnaller/EMI Classics

Streaming-Tipps für Samstag, den 18. April

KLASSIK-TIPP

Neuigkeiten von der Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker, die nach wie vor per Gratis-Gutschein allen zugänglich ist: Ab sofort gibt es jeden Samstag um 19 Uhr die Berlin Phil Serie mit Kammermusik live und Archivaufnahmen von Orchesterwerken. Jeder Abend steht unter einem Thema und wird von Orchestermitgliedern zusammengestellt und präsentiert. Den Anfang machen der Soloflötist Emmanuel Pahud, Flöte, der Bratscher Amihai Grosz und die Harfenistin Marie-Pierre Langlamet. Unter dem Motto „Vive la France“ spielen sie Werke von Rameau, Debussy, Ibert und Ravel, gefolgt von einem Konzert unter Leitung von Claudio Abbado mit Debussys La Mer aus dem Jahr 2009. Wer heute Abend etwas Besseres vorhat: Der Stream wird am Sonntag um 13 Uhr wiederholt. Und für den kommenden Samstag stellt Konzertmeister Noah Bendix-Bagley ein Programm unter dem Motto „An American in Berlin“ zusammen, von Gershwin bis Bernstein.

FILM-TIPP

Das „Arsenal 3“ geht in die fünfte Woche. Eine schöne Herausforderung, schreiben die Arsenal-Macherinnen, aus den eigenen Verleihbeständen jede Woche ein neues Streaming-Programm zusammenzustellen. Vielleicht kuratieren ja gar nicht wir, schreiben sie auch, sondern „es sind die Filme selbst, die sich mal so und mal anders gruppieren und dabei Neues hervorbringen.“ Die zwölf Filme, die nun bis zum 1. Mai online gratis zugänglich sind, sind Porträts ungewöhnlicher Menschen, besondere Nahaufnahmen. Darunter Claudia von Alemanns Porträt der Fotografin Abisag Tüllmann, „Die Frau mit der Kamera“ (2015), Raina Stephans Rekonstruktion der Biografie einer der berühmtesten arabischen Schauspielerinnen, „The 3 Disappearances of Soad Hosni“ (2011) und „Mein Bruder. We’ll Meet again“ von Thomas Heise, der mit seinem aktuellen grandiosen Dokumentarepos „Heimat ist ein Raum aus Zeit“ für den Deutschen Filmpreis nominiert ist. Verleihung ist nächsten Freitag. In seinem einstündigen Film von 2005 besucht er seinen Bruder Andreas. Der ehemalige Koch lebt jetzt in Frankreich in den Bergen, er war sterbenskrank, nun hat er sich verliebt. Versuch eines Gesprächs über Andreas‘ Freund, der IM war - ein Film über das Unausgesprochene.

FOTO-TIPP

Unter dem Hashtag #AloneTogether überlässt die Fotogalerie C/O Berlin im Amerikahaus ihren Instagram-Account seit einigen Wochen wechselweise Künstlern. Seit dem gestrigen Freitag blättert die schwedische Fotokünstlerin Lina Scheynius durch ihre elfteilige Publikation "My Photo Books". Die Bilder entstanden zwischen 1991 und 2018 und „bieten einen intimen Einblick in das Leben einer Frau des 21. Jahrhunderts, in ihren Alltag mit ihren Freunden und ihren Lieben“, heißt es in der Ankündigung. Scheynius hat sich mit intimen Stillleben einen Namen gemacht, Körperbildern, vermeintlichen Schnappschüssen von Sex und Berührung, Momenten des Voyeurismus. Oft entsteht bei ihren Bildern eine Nähe, deren Anblick fast schmerzt. Ganz schöne Herausforderung in Zeiten des Mindestabstands.

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KUNST-TIPP

Gucken und klicken: Das Kunstforum der TU Darmstadt hat seine Ausstellung „RADAR II. Aktuelle Projekte aus Kunsthochschulen“ einfach ins Netz verlegt. Man spaziert durch das Foyer und den großen Ausstellungsraum, nähert sich mittels 3D-Technologie den dort gezeigten Werken, klickt den jeweiligen Button daneben an und schon erklären einem Studierende oder die Leiterin des Kunstforums, Julia Reichelt, die Arbeiten. Die Kamera gestattet Nahansichten von Materialien, gestalterischen Details, ungewöhnlichen Rahmen. Kunst zum Anfassen: Digital ist mehr Nähe erlaubt als sonst im Museum.
(Zusammenstellung: chp)

Oder wie wär's mit einem Ballett-Klassiker von John Cranko?

Elisa Badenes als Julia und David Moore als Romeo.
Elisa Badenes als Julia und David Moore als Romeo.

© Stuttgarter Ballett

Freitag, 17. April

BALLETT-TIPP

Wir tanzen weiter: Das Stuttgarter Ballett zeigt ab 18 Uhr John Crankos legendäre Prokofjew-Choreografie „Romeo und Julia“ von 1962, eins der Hauptwerke des Ballettmeisters, welches das „Stuttgarter Ballettwunder“ begründete. Die Aufzeichnung stammt aus dem Jahr 2018. Die Ausstattung besorgte der ebenfalls legendäre Bühnenbildner Jürgen Rose, es tanzen Elisa Badenes (Julia) und David Moore (Romeo). Auch Crankos Prima Ballerina Marcia Haydee ist dabei, die erste Stuttgarter Julia. Das Theater verspricht „spektakuläre Pas de deux, atemberaubende Fechtkämpfe und malerische Szenen im italienischen Verona“. Als Video-on-Demand freigeschaltet bis 19. April, 23 Uhr.

FOTO-TIPP

Momentaufnahmen, Gedankensplitter, Erkundungen im Nahbereich: Neun Fotografinnen und Fotografen aus Frankreich und Deutschland schicken seit Anfang April jede Woche Foto-Briefe an Arte Info. Virtuelle Post mit aktuellen Bildern der Fotokünstler, dazu ihre Stimmen aus dem Off, Persönliches, Politisches, Poetisches– die Zusammenschau der Neun ergibt je ein Video von etwa zehn Minuten. In den ersten beiden Neuner-Briefen geht es um die von Mama selbstgenähte Maske, um die blauen Plastikhandschuhe beim Ausflug an die Panke, um Balkonausstellungen oder die nachtleere Stadt, die einer vergessenen Filmkulisse gleicht. Oder um die beiden Flüsse am Haus in den Cevennen, jener Bergregion, die immer wieder ein Flüchtlings- und Zufluchtsort war. Es sind kluge, verspielte, konzentrierte Ein-Minuten-Miniaturen, Kondensate der seltsam ungreifbaren Corona-Gegenwart. Olivier Roller hält das Fließen der Cevennen-Flüsse mit der Kamera fest, Myriaden von Tröpfchen, „das unendlich Kleine. Ich sehe das verdammte Virus – und drücke ab.“ Jeden Freitag kommen neue Briefe, Kollektion Nummer 3 findet sich ab ab heute auf arte.tv.

KLASSIK-TIPP

Beim Festival „Heidelberger Frühling“ wäre in dieser Woche eigentlich die Lied-Akademie unter Leitung von Thomas Hampson gestartet. Nun schicken die Stipendiatinnen und Stipendiaten und ihr Lehrer musikalische Videobotschaften, die unter #Need4Lied auf der #digitalunterwegs-Plattform des Festivals zu finden sind. Theresa Pilsl, Marie Seidler und der Pianist Toni Ming Geiger tun sich virtuell zusammen und grüßen mit Mendelssohns „Gruß“ – die Wohnzimmer-Akustik der einen und der Kellersound der anderen harmonieren übrigens bestens dabei. Anna-Lucia Richter singt „Der Mond ist aufgegangen“ und begleitet sich selbst am Klavier, und Thomas Hampson steuert (allerdings von Konserve) Mahlers „Rheinlegendchen“ bei. Klar, wegen der ersten Zeile, „bald gras ich am Neckar“. Quasi Heidelberg-Zeile. Auch der Akkordeonist Martynas Levickis, der eigentlich im Frauenbad Heidelberg auftreten sollte, schickt einen tönernen Gruß, aus Vilnius.

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THEATER-TIPP

Freitags ist Video-Programmwechsel beim Berliner Ensemble. Ab 18 Uhr ist nun eine Woche lang Antú Romero Nunes‘ Inszenierung von „Max und Moritz“ zu sehen, eine Böse-Buben-Geschichte nach Wilhelm Busch. Tagesspiegel-Kritikerin Christine Wahl schrieb nach der Premiere dieser Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen im Mai 2019 von einer bewussten „Verkasperung“ des Kinderbuch-Klassikers, „mit Extra-XXL-Sympathiepunkten für die Titelhelden, die hier statt fieser Streiche eher eine Art Infantile-Jungs-Regressionsparty abfeiern“. Stefanie Reinsperger als Max und Annika Meier als Moritz erwiesen sich als zwei „absolute Hochkaräterinnen ihres Fachs“; ebenfalls dabei: Constanze Becker als Lehrer Lämpel, Thilo Nest und Sascha Nathan. Bei der Premiere beobachtete Wahl übrigens zwei unversöhnliche Humorlager im Publikum – die einen gackern und amüsieren sich bestens, die anderen verziehen keine Miene. Und wie sieht’s im Wohnzimmer-Theater aus?

POP-TIPP

Sie spielte mehrere Musikinstrumente, bevor sie lesen oder schreiben konnte. Ihren ersten eigenen Song verfasste sie mit acht Jahren. Die in Berlin lebende Singer-Songwriterin Johanna Amelie nennt ikonische Pop-Frauen wie Joni Mitchell und PJ Harvey als Vorbilder und lässt sich von Reisen und den Menschen, die sie dabei kennenlernt, inspirieren.
Für ihr zweites Album „Distance“ konnte sie 2018 als Produzenten Gordon Raphael gewinnen, der 2001 den Strokes ihren stilbildenden Retro-Sound verpasst hatte. In der Ufa-Fabrik stellt Johanna Amelie, natürlich ohne Publikum, ab 20.30 Uhr auch die eingängigen Folkpop-Stücke ihres jüngsten Albums „One Moon“ vor, das Ende 2019 erschien und bei der BBC Radio-Airplay bekam. Das Konzert ist im Live-Stream zu verfolgen.
(Zusammenstellung: chp/wun)

Tausend Möglichkeiten: ein Ausflug in die Vatikanischen Museen und dichtende Playmobil-Männchen

Bild aus einer anderen Zeit: lange Schlange vor den Vatikanischen Museen in Rom.
Bild aus einer anderen Zeit: lange Schlange vor den Vatikanischen Museen in Rom.

© Lars Halbauer/dpa

Donnerstag, 16. April

Kunst-Tipp

Es ist paradox: Gerade weil sie nahezu ohne Gläubige über die Bühne ging, war die Ostermesse von Franziskus im leeren Petersdom die wohl eindringlichste seit langer Zeit. Das Virus wütet vor allem in Norditalien, aber auch Rom ist leer, geschlossen, zuhause, die Straßen verwaist. Wer sich drauf einstimmen möchte, was er sieht, wenn Reisen irgendwann wieder möglich sein sollte, kann einen virtuellen Rundgang durch die Vatikanischen Museen unternehmen. Sieben solcher Touren werden auf der Webseite angeboten, neben eher wenig bekannten Abteilungen wie dem Museo Pio Clementino oder der Nikolinischen Kapelle ist natürlich auch die Sixtinische Kapelle dabei, die man im Original nie so menschenleer erlebt (leider ist es nicht möglich, wirklich nah an die Gemälde heranzuzoomen). Und auch die Stanzen gehören selbstverständlich zum Programm, jene drei Zimmer, die Raffael ausgemalt hat - sein Todestag jährte sich erst vor kurzem, am 6. April, zum 500. Mal.

Musiktheater-Tipp

"Mein Staat als Freund und Geliebte" - was klingt wie eine ironische Anspielung auf den Shutdown des öffentlichen Lebens in Corona-Zeiten ist eigentlich eine zeitgenössische Oper, und die wurde schon im April 2018 uraufgeführt und dreht sich um Themen, die vom Virus gerade ein bisschen verdrängt werden: Populismus, Nationalismus, Gemeinschaft, Massenbewegung, Begehren nach Zusammenhalt. An diesem Donnerstag ab 18 Uhr streamt die Oper Halle in Kooperation mit Nachtkritik eine Aufzeichnung des Stücks für Chor, Video, einen Schauspieler, dramatischen Tenor, Ballett, Orchester und Elektronik. Komponiert und inszeniert hat es Johannes Kreidler, die Dramaturgie stammt von Michael von zur Mühlen.

Pop-Tipp

Das Geisterkonzert der Punkband Pisse stach gestern doch aus dem meist elektrolastigen Programm von „United We Stream“ heraus: ungefähr auf halber Strecke zwischen Fehlfarben, Helge Schneider und Berliner Schluffipunk à la Chuckamuck. Super. Der Applaus musste aber leider vom Band kommen. Wie alle bisherigen UWS-Abende bei arte.tv auch nachträglich anzusehen. Am Donnerstag geht es mit einem konventionelleren DJ-Line-Up im Fitzroy weiter, was aber dem Vergnügen keinen Abbruch tut. Neben Luca Eck, Simon Kaiser, Alada und der Portugiesin Ketia ist die in Berlin wohnende Schwedin Linnéa Palmestål mit einem DJ-Set zu erleben. Sie setzt sich seit Jahren dafür ein, dass Frauen in der immer noch weitgehend von Männern dominierten Club-Szene bessere Auftritts- und somit Aufstiegsmöglichkeiten bekommen. Ihre eigenen Erfahrungen gibt sie auch in DJ-Workshops weiter.

Lyrik-Tipp

Schauspieler Daniel Brühl hat über Ostern ein Projekt ins Leben gerufen, dass kleine Buchhandlungen und andere Lieblingsläden in der Nachbarschaft unterstützen soll. Unter dem Instagram-Account @poetryforlocals kann jeder ein Lieblingsgedicht rezitieren und einem Geschäft, Café, Restaurant widmen, das ihm oder ihr viel bedeutet. Da darf dann auch ein Playmobil-Männchen Zitate aus Goethes "Faust" aufsagen, man kann den Text auch einfach nur aufschreiben und abfotografieren. Geht alles. Hauptsache Lyrik, denn "Everyone needs poetry", so Brühl.

Klassik-Tipp

Auch das Konzerthaus am Gendarmenmarkt hat sein Online-Angebot ausgebaut, zum Beispiel mit einer Playlist auf Idagio zum Anhören für zuhause, die einmal die Woche aktualisiert wird. An diesem Donnerstag spielt außerdem das Konzerthaus Quartett Berlin Schuberts spätes Streichquartett d-Moll "Der Tod und das Mädchen". Schubert hat es ihn einer für ihn sehr schwierigen Phase komponiert. Seine Versuche, in Wien Fuß zu fassen, drohten zu scheitern, er war zudem erkrankt. Doch solche biografischen Hintergründe allein erklären nicht den hohen künstlerischen Wert des Komposition. Berühmt ist vor allem der zweite Satz, für den Schubert sein eigenes, einige Jahre zuvor geschriebenes Lied auf ein Gedicht von Matthias Claudius verwendet. Der Stream beginnt um 21 Uhr und ist dann 24 Stunden lang verfügbar.

(Zusammenstellung: uba)

Wie bei Boccacio: Autorinnen und Autoren erzählen während der Seuche Geschichten, die der Krise trotzen

Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller liest in der Video-Reihe "Zeit zuzuhören" des Goethe-Instituts.
Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller liest in der Video-Reihe "Zeit zuzuhören" des Goethe-Instituts.

© Stephanie von Becker

Mittwoch, 15. April

Literatur-Tipp

Es wäre schön, wenn von dieser Krise wenigstens das Lesen profitieren würde. Denkt sich auch das Goethe-Institut - und hat internationale Autorinnen und Autoren eingeladen, jeweils eine Geschichte zu erzählen, die ablenkt, Mut macht, schmunzeln lässt, in jedem Fall: der Katastrophe etwas entgegensetzt. Klingt vertraut? Ja, denn Vorbild ist Boccaccios Erzählzyklus "Decamerone", der nach dem gleichen Prinzip funktioniert. In der Video-Reihe "Zeit zuzuhören", die in Kooperation mit radioeins vom rbb entstanden ist, hat bisher unter anderem T.C. Boyle geschildert, wie marinierte Hühnchen unerwartete Besucher anlocken, oder Literaturnobelpreisträgerin erzählt, wie sie wegen neuer Manschetten aus Fuchsfell Besuch vom Geheimdienst bekam.

Pop-Tipp

Der Regisseur eines bitterbösen Horrorfilms wie „A Quiet Place“ ist nicht gerade der erste, der einem einfallen würde, um in einer globalen Krise Nachrichtensendungen zur Hebung der öffentlichen Moral zu drehen. Doch genau das ist es, was John Krasinski, der Ehemann der Schauspielerin Emily Blunt, mit den in seinem Zuhause in Brooklyn Heights produzierten „Some Good News“ im Sinn hat. In den bekennend amateurhaften, gut viertelstündigen Clips vermeldet Krasinski allerlei Optimistisches und Kurioses rund um die Corona-Krise und huldigt insbesondere den Berufs- und Alltagshelden, ohne die der Kampf gegen die Pandemie aussichtslos wäre. Die kleinen Hoffnungsschnipsel aus aller Welt sind saukomisch (Nonnen, die zu „We Will Rock You“ tanzen), ergreifend (ein 105-Jähriger, der, von Covid-19 genesen, aus dem Krankenhaus entlassen wird) oder einfach niedlich (ein Steppke, der Bob Marleys „Everything's Gonna Be Alright“ singt). Nach einer Folge „Some Good News“ sieht man den neuesten Statistiken des Robert-Koch-Insituts gelassener entgegen.

Theater-Tipp

Seit es im antiken Griechenland entstanden ist, gehört der Chor gehört zum Theater. Die polnische Regisseurin Marta Górnicka gilt als Wiederentdeckerin des chorischen Prinzips im zeitgenössischen Theater. Am 3. Oktober 2018 choreografierte und dirigierte sie vor dem Brandenburger Tor eine 50-köpfige Gruppe professioneller und nichtprofessioneller Schauspielerinnen und Schauspieler aus verschiedensten Bereich der Zivilgesellschaft, um zu zeigen, dass das deutsche Grundgesetz kein Projekt einer ethnisch einheitlichen Gemeinschaft ist. Eine Aufzeichnung von "Grundgesetz" ist an diesem Mittwoch ab 18 Uhr für 24 Stunden im Stream des Maxim Gorki Theaters verfügbar. Als "Stresstest für das Grundgesetz" wird die Aufführung beschrieben, "um seine Belastbarkeit in Krisensituationen zu überprüfen". Auch Górnicka hätte wohl nicht ahnen können, dass es in der Realität schon zwei Jahre später zu dieser Krise kommen würde.

Kabarett-Tipp

"Große Stimme, rauchiges Timbre, dezenter Hüftschwung und stilvoller Auftritt" - so wird Jade Pearl Baker beschrieben. Heute um 20.30 Uhr ist die junge Dragqueen live im Stream des BKA-Theaters am Mehringdamm zu sehen, begleitet von Felix Roßkopf am Klavier. Wie so viele Künstlerinnen und Künstler in der aktuellen Krise bleibt sie damit zwar im Bewusstsein des Publikums, verdient aber wenig bis nichts am Auftritt. Wer möchte, kann deshalb ein freiwilliges Antivirus-Livestreamticket im Webshop des BKA-Theaters kaufen.

(Zusammenstellung: uba, wun)

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Im Herrenzimmer der Hannoverschen Villa Seligmann treten zwei Damen auf.
Im Herrenzimmer der Hannoverschen Villa Seligmann treten zwei Damen auf.

© Manfred Zimmermann

Dienstag, 14. April

Klassik-Tipp 1

Streamen ist zwar schön und gut, aber irgendwie müssen Künstler und Künstlerinnen auch in Corona-Zeiten etwas verdienen. Beim neuen Kanal Qchamberstream.com kann man Eintrittskarten zum Preis von 25 Euro kaufen - und erhält dafür, laut Eigendarstellung, Online-Konzerte in Topqualität. Am Ostermontag sind die Geigerin/Bratischstin Elisabeth Kufferath und die Pianistin Kivelia Dörken live im Herrenzimmer der Villa Seligmann in Hannover aufgetreten, unter anderem mit Mendelssohn Bartholdys Sonate in f-Moll für Violine und Klavier, op. 4, mit Luciano Berios hochvirtuoser "Sequenza VIII für Violine solo" oder György Kurtágs  "Hommage à J.S.B." Wer Tickets kauft - und damit die Musikerinnen unterstützt - kann das Konzert noch eine Woche lang nachhören.

Literatur-Tipp

Lust auf einen Homeoffice-Besuch bei Günter Grass oder Uwe Johnson? Im Literarischen Colloqium am Wannsee entstand von 1968 bis 1971 eine ungewöhnliche Dokumentarfilmreihe, nach einem Drehbuch von Walter Höllerer, der aus dem Hintergrund auch zu hören ist. Im diesem „Literarischen Profil europäischer Großstädte“ werden Autorinnen und Autoren im Kontext ihrer Stadt porträtiert, etwa in Prag, Rom oder London. Der Berlinfilm von 1971 unter Regie von Wolfgang Ramsbott wird annonciert als „achtzigminüte Zeitreise in (die immerzu verrauchten) West-Berliner Kneipen (,Bundeseck' am Friedrich-Wilhelm-Platz) und Lesebühnen, in Verlagsbüros und Druckwerkstätten, in die Salons und Wohnzimmer der tonangebenden Intellektuellen“. Neben Hausbesuchen bei Johnson, Grass und Ingeborg Drewitz und dem Theaterkritiker Friedrich Luft kommen auch das Atelier von Kurt Mühlenhaupt und der Wagenbach-Verlag in den Blick, ebenso die österreichische Community um Gerhard Rühm, Ernst Jandl und Friederike Mayröcker. Und die Dichter in Ost-Berlin? Werden als Diashow eingefügt, mit Fotos von Renate von Mangoldt. Bis zum 19. April auf der Website und dem Youtube-Kanal des LCB.  

Theater-Tipp

"Boulevardstück vom Herbst" nannte Kritiker Benjamin Henrichs einst Arthur Schnitzlers Stück "Der einsame Weg" und fügte hinzu: "In Andrea Breths Inszenierung wird nicht melancholisch gescherzt und wehmütig durchs Laub gegangen, sondern Ernst gemacht: Ein lautloses Massensterben findet hier statt, bei dem die Überlebenden den traurigsten Tod erleiden.« In Schnitzlers Endzeit-Stück vom Zerbröseln der alten k. u. k. Gesellschaft findet Breth ohne große Mühe viel von der alten Bundesrepublik. An diesem Dienstag um 18.30 Uhr ist die Inszenierung, die am 30. September 1991 Premiere hatte, in der Reihe "Zwangsvorstellung" auf der Webseite der Berliner Schaubühne zu erleben. Davor gibt's täglich um 18 Uhr das künstlerische Grußwort eines Ensemblemitglieds.

Klassik-Tipp 2

Das Easter@Philharmonie-Festival der Berliner Philharmoniker endet an diesem Dienstag um 13 Uhr mit einem Programm, das komplett dem bedeutendsten Jubilar des Corona-Jahres 2020, Ludwig van Beethoven, gewidmet ist. Eine Aufführung der Siebten mit Kirill Petrenko ist dabei, der Kammermusiker Beethoven wird vorgestellt und ein Filmausschnitt mit Impressionen der Osterfestspiele 1978 gezeigt. Hornistin Sarah Willis führt durch das Programm, das nichts kostet - die Digital Concert Hall ist aktuell für alle zugänglich.

(Zusammenstellung: uba)

Die Österreicher haben eine Liste mit Wien-Filmen für Corona-Zeiten zusammengestellt, einen kann man sofort ansehen

Szene aus Orson Welles' Filmklassiker "Der Dritte Mann".
Szene aus Orson Welles' Filmklassiker "Der Dritte Mann".

© Wien Tourismus/Paul Bauer

Ostermontag, 13. April

Wien-Tipp

Clever sind sie, die Österreicher. Reisen nach Wien sind vorerst unmöglich? Dann muss die Stadt eben auf andere Weise im touristischen Gedächtnis bleiben. Im kulturellen ist sie da ja sowieso schon lange - nicht nur musikalisch oder literarisch, auch filmisch. Wien Tourismus hat jetzt eine Liste mit den wichtigsten Wien-Filmen zusammengestellt. Neben der absoluten Nummer Eins, Orson Welles "Der Dritte Mann", findet sich da, nun ja, die "Sissi"-Trilogie - aber auch Michael Hanekes "Die Klavierspielerin". Die Webseite enthält weitere Tipps und Infos vor allem zum "Dritten Mann" - und zumindest einen der Filme, "Before Sunrise" mit July Delpy und Ethan Hawke, kann man sich auch direkt auf Youtube anschauen.

Klassik-Tipp 1

Einiges ließe sich schreiben über den Zusammenhang von Kunst und Dachkammer - nicht nur bei Carl Spitzweg oder in Giacomo Puccinis "La Bohème". Jetzt streamt auch das Ensemble Modern aus einer ebensolchen, nämlich aus seinem Domizil im Frankfurter Westend, immer donnerstags und montags um 20.30. An diesem Ostermontag spielen Jagdish Mistry und Giorgos Panagiotidis die Sonate für zwei Violinen von Sergej Prokofiew (1932), "Rocking Mirror Daybreak for Violin Duo" von Toru Takemitsu (1983) und noch eine weitere Sonate für zwei Violinen von Edison Denissow, entstanden (1958).

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Pop-Tipp 

Der Bass ist unverwechselbar: Mit New Order hat Peter Hook in den 80ern mitternächtliche Hymnen für die drohende Apokalypse gespielt. Nun ist sein melancholisch-melodischer E-Bass auf „Aries“ zu hören, dem neuesten Streich von Damon Albarns Comic-Band Gorillaz. „Aries“ ist, nach dem düsteren „Momentary Bliss“ mit dem Rapper Slowthai und dem verhalten fröhlichen „Desolée“ mit der malischen Sängerin Fatoumata Diawara der dritte Teil der „Song Machine“, mit der die Gorillaz Lebenszeichen aus der kollektiven Isolation in die Welt hinaussenden. Das Video zum Song zeigt, wie die Comic-Charaktere auf Buggys und Motorrädern durch menschenleere Städte und Landschaften cruisen. Und damit das in Wirklichkeit bald wieder anders aussehen kann, gibt einem die Band zum Schluss noch ein „keep washing your hands“ mit auf den Weg. 

Klassik-Tipp 2

"Concerts in Quarantine" heißt die neue Reihe mit klassischer Musik im Schinkel Pavillon in Mitte, immer freitags und montags um 20.30, für höchstens zwei Musikerinnen oder Musiker in gehörigem Abstand!. Bariton Dietrich Henschel oder Geiger Christian Tetzlaff sind im April bereits hier aufgetreten, an diesem Ostermontag kommt die russische Pianistin Zlata Chochieva mit Mendelssohn, Lieder ohne Worte (selection). einer Auswahl von Chopin-Etüden, Liszts Mephisto-Walzer Nr. 2, Stücken von Sergej Rachmaninow sowie einer Sonate (op. 38 Nr. 6) von Nikolai Karlowitsch Medtner.

(Zusammenstellung: uba, wun)

Ein etwas anderes Osterspaziergang am Ostersonntag mit dem DSO - ist immer noch aktuell

Justzs Heitzelmann vom Schwulen Museum Berlin stellt die Ausstellung "Love at first sight" vor.
Justzs Heitzelmann vom Schwulen Museum Berlin stellt die Ausstellung "Love at first sight" vor.

© SMU/L* Reiter

Ostersonntag, 12. April

Kunst-Tipp 1

Als ein "Digitales Wochenende der Museen" stellt Facebook über Ostern zehn ausgewählte Museen in Deutschland näher vor - auch das Schwule Museum Berlin ist dabei, und zwar an diesem Sonntag um 13 Uhr. In dem ca. 20-minütigen Film stellen Guide Justus Heitzelmann und Sammlungsleiter Peter Rehberg die queer-historische Ausstellung „Love at First Fight!“ vor und zeigen Highlights aus „The Souls Around Us“ mit Fotos von Amos Badertscher. Außerdem präsentieren sie „Queens“ – die Ausstellung mit Nihad Nino Pusijas Fotos aus der queeren Berliner Subkultur sollte eigentlich am 19. März eröffnen und wartet immer noch auf ihre Vernissage. [Wer mehr über queere Themen erfahren will: Der Tagesspiegel-Newsletter Queerspiegel erscheint monatlich, immer am dritten Donnerstag. Hier kostenlos anmelden]

Pop-Tipp

So genau hat man den DJs in der Weltpartyhauptstadt noch nie auf die Finger schauen können wie bei „United We Stream“: Jeden Abend ist ab 19 Uhr fünf Stunden lang aus einem der zahllosen derzeit geschlossenen Clubs in Berlin und ausgewählten anderen Städten ein Livestream zu hören und auch zu sehen. Ziel der Aktion ist es nicht nur, den darbenden Techno-Anhängern ihr Lebenselixier in die häusliche Isolation zu bringen, sondern auch durch Spenden die brachliegende Clublandschaft vor dem Verdorren zu bewahren. Die Line-Ups mit jeder Menge Club-Prominenz lassen kaum Wünsche offen. Die 24. Folge am Ostersonntag wird aus der Burg Schnabel gesendet, an den Turntables stehen unter anderem der Berliner Techno-Routinier André Galluzzi, die britische Dubstep-Virtuosin Emika sowie Paul Frick, ein Drittel der Berliner Electronica-Jazz-Überflieger Brandt Brauer Frick. Ob man dazu tanzt oder die Gelegenheit zum Gucken, Staunen und vielleicht Lernen nutzt, bleibt jeder/m selbst überlassen.

Klassik-Tipp 1

Wie nennt man drei Orchester, die zusammen spielen? Klar: "Trikestra". So heißt das gemeinsame Projekt des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin mit der Jungen Norddeutschen Philharmonie und dem Stegreif-Orchester. Das Vorhaben, Beethovens 6. Symphonie im Neuköllner Vollgutlager multimedial zur Aufführung zu bringen, wurde durch Corona vereitelt. Seit Freitag gibt es immerhin den vierminütigen dritten Satz, das "Lustige Beisammensein der Landleute", als interaktives 360°-Video auf dem Youtube-Kanal des DSO und auf www.trikestrea.de. Alle an der Performance beteiligten Musikerinnen und Musiker haben zu Hause ein Video mit konkreten Regieanweisungen aufgenommen und dieses samt Audiospur auf einer geteilten Plattform hochgeladen. Ansehen lohnt - ein digitaler Osterspaziergang sozusagen.

Ludwig van Beethoven - hier bei Madame Tussauds in Berlin (ebenfalls geschlossen) - ist im Jubiläumsjahr trotz Corona allgegenwärtig.
Ludwig van Beethoven - hier bei Madame Tussauds in Berlin (ebenfalls geschlossen) - ist im Jubiläumsjahr trotz Corona allgegenwärtig.

© Jens Kalaene

Kunst-Tipp 2

Die Fondation Beyeler in Basel hat ihr digitales Programm ausgebaut und bietet jetzt unter anderem Einblicke in die aktuelle Edward-Hopper-Ausstellung. Besonders hübsch: Besucherinnen und Besucher sind aufgefordert, Bilder mit ihrem ganz persönlichen Hopper-Moment bei Instagram hochzuladen. Ab der Woche nach Ostern soll es dann auch regelmäßige digitale Kuratorenführungen geben.

Klassik-Tipp 2

Aus naheliegenden Gründen gibt es zwei Werke, die sich so sicher wie das Amen der Kirche an Ostern auf den Spielplänen befinden: Bachs Matthäus-Passion und Wagners "Parsifal", wo dem Karfreitagszauber eine eigene Komposition gewidmet ist. Eine Vorstellung von 2017 (Inszenierung: Alvis Hernamis) streamt an diesem Sonntag die Wiener Staatsoper, mit Gerald Finley (Amfortas), Jongmin Park (Titurel), Kwangchul Youn (Gurnemanz), Christopher Ventris (Parsifal), und Jochen Schmeckenbecher (Klingsor). Nina Stemme singt Kundry. Fast täglich ist in Wien eine andere Oper zu hören, kostenlos nach einer kurzen Registrierung.

(Zusammenstellung: uba, wun)

Über Ostern den Prado besuchen? Das geht hier

"Las Meninas" von Diego Velázquez
"Las Meninas" von Diego Velázquez

© Museo Nacional de Prado

Samstag, 11. April

Kunst-Tipp

Lust, über Ostern Spanien zu besuchen? Kleiner Scherz. Aber online, immerhin, geht das: Über zwei Millionen Menschen haben seit dem Shutdown die Webseite des Prado in Madrid besucht - die meisten davon aus Italien und Spanien, den beiden am schlimmsten von der Corona-Krise betroffenen Ländern in Europa. Besucher können auf www.museodelprado.es ganz nah an die Meisterwerke heranzoomen und viele spannende Informationen erhalten. Auch eines der wohl faszinierendsten Gemälde der Kunstgeschichte, "Las Meninas" von Diego Velázquez, ist dabei - eine einzigartige Reflektion über den Standort des Betrachters und über das, was Malerei zu leisten vermag.

Pop-Tipp

Ein bisschen kapriziös ist die Idee der Circle Sessions ja schon: Der oder die Musiker*in steht mit eventuellen Begleitern in einem von warmgelb schimmernden Leuchten markierten Kreis und performt einen Song, während die Kamera in gemächlichem Tempo um das Ganze herumfährt. Mitgemacht haben schon bekannte Acts wie der irische Folksänger Hozier, die österreichischen Schlagerpop-Stars Wanda oder der schweizerische Songwriter Faber (alles auf YouTube). Bereits zum zweiten Mal kommt nun die kanadische Newcomerin Renforshort mit ihrer perfekt in diese stimmungsverschatteten Zeiten passenden Ballade „Tastefully Depressed“ zum Zuge. Wie ihre erste Circle Session mit der Single „I Drive Me Mad“ wurde auch diese beim letzten Deutschlandbesuch der 17-Jährigen in einem leerstehenden Schwimmbad in Berlin gedreht.

Klassik-Tip 1

Er war der Erste, und nach wie vor spielt Igor Levit jeden Abend auf Twitter für sein Publikum. Auch andere Künstler und Künstlerinnen, die bei Sony Classical unter Vertrag sind, nutzen diese Auftrittsform. Am Samstag um 18 Uhr ist auf Instagram die wunderbare Pianistin Olga Schepps mir ihrem Album "Melody" zu hören, auf dem sie Stücke von Bach bis Aphex Twin eingespielt hat. Zuvor gibt's ein Live-Q&A.

Die Pianistin Olga Scheps.
Die Pianistin Olga Scheps.

© Uwe Arens

Theater-Tipp

Ins einem 1861 erschienenen Roman "Erniedrigte und Beleidigte" lässt Dostojewski den fiktiven Autor Iwan Petrowitsch auf den Zyniker Fürst Walkowski treffen, dem es Vergnügen bereitet, alles Gerede über Altruismus und selbstaufopfernde Liebe als bloße Illusion zu verspotten. Regisseur Sebastian Hartmann hat daraus in Dresden, unter Verwendung der Hamburger Poetikvorlesung von Wolfram Lotz, ein Stück gemacht. 2019 war die Inszenierung zum Berliner Theatertreffen eingeladen, an diesem Samstag ab 18 Uhr ist sie für 72 Stunden auf der Webseite des Staatsschauspiels zu sehen.

Klassik-Tipp 2

Die Deutsche Oper setzt ihr Streamingprogramm mit historischen Aufzeichnungen aus den vergangenen Jahrzehnten fort. Noch bis Ostersonntag ist auf www.deutscheoperberlin.de die "Don Giovanni"-Aufführung verfügbar, mit der am 24. September 1961 der neue Bornemann-Bau an der Bismarckstraße eröffnet wurde. Damals mit dabei unter anderem: Dietrich Fischer-Dieskau, Josef Greindl, Walter Berry, am Pult: Ferenc Fricsay. Eine hemmunglose Kostümschwelgerei in Schwarz-Weiß. Und was sich Regisseur und Intendant Carl Ebert für Giovannis Höllenfahrt hat einfallen lassen, wird hier nicht verraten.

(Zusammenstellung: uba, wun)

Von Freitag: Die vierte Woche beim Arsenal-Kino läuft und Dieter Hallervorden streamt in Steglitz

Die Thomaskirche, wo Johann Sebastian Bach 40 Jahre lang Kantor war. Auch in Leipzig sind die Straßen verwaist.
Die Thomaskirche, wo Johann Sebastian Bach 40 Jahre lang Kantor war. Auch in Leipzig sind die Straßen verwaist.

© Hendrik Schmidt/dpa

Karfreitag, 10.4.

Klassik-Tipp

Doch, Ostern findet statt (der Vatikan hatte, kein Witz, erwogen, das Fest erstmals seit 2000 Jahren zu verschieben) - allerdings hauptsächlich online. Eine kleine musikalische Auswahl zum Karfreitag: Omer Meier Wellber dirigiert "Parsifal" am Teatro Massimo in Palermo, in der Leipziger Thomaskirche wird die Johannes-Passion mit nur drei Mitwirkenden und zahlreichen Zuspielungen aufgeführt (gestreamt vom MDR), die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen zeigt eine Aufführung des Deutschen Requiems von Johannes Brahms aus dem Jahr 2018 im Bremer Dom St. Petri (wo das Werk 1868 uraufgeführt worden war), am Pult: Paavo Järvi. Vergleichsweise unösterlich gibt sich die Dresdner Semperoper: Dort ist seit Gründonnerstag und noch bis Ostermontag Strauss' "Rosenkavalier" zu sehen (www.semperoper.de)

Pop-Tipp

Zum ersten Mal in seiner 65-jährigen Geschichte wird es 2020 keinen Eurovision Song Contest geben. Ob er 2021 in Rotterdam nachgeholt wird, ist noch in der Diskussion. Bis zum 15. Mai werden nun immer Freitags um 17 Uhr sogenannte Eurovision Home Concerts gestreamt. Dabei stellen Teilnehmer von 2020 und aus den vergangenen Jahren nicht nur ihren eigenen Titel vor, sondern covern auch einen Song der ESC-Historie. In der ersten Runde etwa spielt der Däne Rasmussen, der 2018 Platz 9 belegte, den Siegertitel von 2013, Emmelie de Forests „Teardrops“. Tamara Todevska aus Nordmazedonien, Siegerin des Jury-Votings 2019, singt, very casual im Kapuzenpulli, den Titel „Soldi“ des Italieners Mahmood aus dem selben Jahr. Für Quarantäne-Verhältnisse geradezu opulent ist das Home-Video, das der Ire Ryan O'Shaughnessy (16. Platz 2018) vom isländischen ESC-Song für 2020 gedreht hat: Seine Version von „Think About Things“, im Original von Daði & Gagnamagnið, ist ein echter Hit. Die Isländer sind, neben sechs weiteren Interpreten, an diesem Freitag bei Runde zwei der Eurovision Home Concerts dabei. Vielleicht revanchieren sie sich ja.

Film-Tipp

Kann ein Elefant, der einfach nur da sitzt und die Welt ansonsten ignoriert, zum Sehnsuchtsziel werden? Aber ja doch, für die Helden von Hu Bos Film "An Elephant Sitting Still" (China, 2018). Er präsentiert einen einzigen Tag, an dem die Gruppe darauf hinfiebert, endlich abfahren zu dürfen in die nordchinesische Stadt Manzhouli, wo sich der Elefant aufhalten soll: Warten als Lebenszustand, klingt vertraut? Der Streifen ist ab Freitag Abend in der neuen, inzwischen vierten Woche von "Arsenal 3" zu sehen - gemeinsam mit 15 weiteren, darunter Ulrike Ottingers "Freak Orlando" (1981), der die Weltgeschichte am Beispiel der Abnormen, Monströsen, eben: der Freaks erzählt.

Literatur-Tipp

Ausgerechnet jetzt Albert Camus' "Die Pest" lesen, wo draußen eine reale Pest wütet? Offenbar ja, der Roman ist wieder in aller Munde. Am Karfreitag noch viel mehr, dann lesen nämlich 120 Männer und Frauen in Österreich, darunter Elfriede Jelinek, Stefanie Sargnagel oder Klaus Maria Brandauer, in einem zehnstündigen Videomarathon das gesamte Buch. Zu hören auf der Webseite des Senders FM4. Wer an diesem Tag anderes zu tun hat (was könnte das sein?): nicht schlimm, die Lesung bleibt noch einen ganzen Monat lang online. Freiwillige Spenden gehen an Kulturschaffende, die von der Krise betroffen sind.

Theater-Tipp

Auch Dieter Hallervorden, Chef am Steglitzer Schlosspark Theater, hat jetzt auf die Ereignisse reagiert - und streamt jeden Freitag um 19.30 Uhr eine rund 30-minütige Gesprächsreihe mit befreundeten Künstlern, inklusive Sketche und Szenenausschnitte. Für die zweite Folge von "Geist mir Humor" ist Harald Effenberg angekündigt, oft am Schlosspark Theater aufgetreten und dem Publikum vielleicht noch als langjähriger Sketch-Partner von Hallervorden im Jubiläums-Programm „Stationen eines Komödianten“ bekannt ist. Zu sehen auf Facebook und Youtube.

(Zusammenstellung: uba/wun)

Unbedingt sehenswert: Wie die Alte Pinakothek in München ihre Schätze online präsentiert

Szene aus "Freak Orlando" von Ulrike Ottinger.
Szene aus "Freak Orlando" von Ulrike Ottinger.

© Arsenal – Institut für Film und Videokunst

Donnerstag, 9. April

Literatur-Tipp

Ina ist mit lebensverändernden Ereignissen konfrontiert: Ihre Mutter stirbt bei einem Unfall, und ihr Vater, den sie nie kennengelernt hat, taucht wieder auf. Sie verliebt sich, wird verraten, muss nun ihr Leben auf die Reihe kriegen. Davon, aber auch vom Leben in Hamburg erzählt Janna Steenfatt in ihrem Roman "Die Überflüssigkeit der Dinge". An diesem Donnerstag um 19.04 Uhr liest sie daraus im Kulturradio vom rbb, im Rahmen der Reihe "weiter lesen" des Literarischen Kolloquiums Berlin. Die Reihe basiert auf dem ursprünglich geplanten Programm des Wanseeer Literaturhauses, immer donnerstags und samstags stellen dort Autoren und Autorinnen neuerschienene Bücher vor. Alle bereits erschienenen Folgen sind jederzeit als als Podcast nachhörbar.

Pop-Tipp

Zu den spannenderen all der quarantänebedingten Heimkonzertformate gehören die meist mit dem Smartphone gefilmten Solo-Hausmusiken, die unter dem Hashtag #TogetherAtHome von der NGO Global Citizen ins Netz gestellt werden. Ziel der Reihe ist es, mit prominenter Unterstützung für die Idee des von der WHO empfohlenen Social Distancing zu werben. Unter den bisherigen Teilnehmer*innen der etwa halbstündigen Performances sind bekannte Namen wie Chris Martin, Emeli Sandé, Jack Johnson, Hozier, John Legend oder Christine and the Queens. Besonders schön: Die Disco-Königin Gloria Gaynor singt zum Playback aus der Konserve ihren Durchhalte-Evergreen „I Will Survive“ aus dem Jahr 1978. Nie war er so wertvoll wie heute.

Klassik-Tipp 1

Erst war sie zurückhaltend, aber jetzt streamt auch die Komische Oper. Aktuell auf der Webseite zu finden: Debussys "Pelléas et Mélisande", "Frühlingsstürme" von Jaromír Weinberger und Barrie Koskys Inszenrierung von Hans Werner Henzes "The Bassarids", in der der Gott des Rausches, Dionysos, eine ganze Stadt ins Verderben reißt. "Das Geschehen behält eine Direktheit, die in ihrer Simplizität umso wuchtiger wirkt. Der Abend straft diejenigen Lügen, die behaupten, Kosky würde immer das Gleiche machen", schrieb der Tagesspiegel zur Premiere. Noch geplant bei "KOBonDemand": "La Bohème" und "Eugen Onegin".

Janna Steenfatt wurde 1982 in Hamburg geboren.
Janna Steenfatt wurde 1982 in Hamburg geboren.

© Tobias Bohm

Kunst-Tipp

Lust auf Dürer oder Rubens? Die Alte Pinakothek in München kooperiert mit Google Arts & Culture und präsentiert eine Auswahl ihrer Schätze online auf attraktive Weise: Wer mit dem Cursor über das Gemälde fährt, zoomt automatisch heran und erhält nähere Informationen, außerdem erläutern Kuratorinnen weitere Details des Kunstwerks. Im Angebot sind zum Beispiel Bruegels "Schlaraffenland", Rubens "Das große Jüngste Gericht", Joost Cornelisz Droochsloots "Ansicht von Utrecht" oder Dürers legendäres "Selbstbildnis im Pelzrock" von 1500. Die Handhaltung des Nürnberger Malers ist an der ikonischen Darstellung des segnenden Christus orientiert.

Klassik-Tipp 2

Daniel Barenboim hat mit dem West-Eastern Divan Orchestra die neun Symphonien von Ludwig van Beethoven interpretiert. An diesem Donnerstag um 18 Uhr startet der Pierre Boulez Saal im Rahmen seiner Reihe "Intermission" einen Streamingzyklus der kompletten Serie mit den zu Unrecht unterschätzen ersten beiden Symphonien. Denn wer immer erst ab der Dritten, der "Eroica", aufwärts hört, der bringt sich selbst um enorm viel Erkenntnisgewinn. Nicht nur im aktuellen Beethoven-Jubiläumsjahr.

(Zusammenstellung: uba, wun)

Von Mittwoch: Kabarett im BKA-Theater - und eine Reise zum Isenheimer Altar ins Elsass

Szene aus der Inszenierung "The Bassarids" ("Die Bassariden") an der Komischen Oper Berlin.
Szene aus der Inszenierung "The Bassarids" ("Die Bassariden") an der Komischen Oper Berlin.

© Monika Rittershaus

Kabarett-Tipp

Er gilt als der Psychologe unter den Comedians: C. Heiland tritt mit seinem Programm "Hoffnung für Abgehängte" am Mittwoch um 20.30 im Livestream des Kreuzberger BKA-Theaters am Mehringdamm auf. "Sie werden sehen, danach geht es ihnen besser", verspricht das Haus - ob das daran liegt, dass wir dann endlich wissen, was ein Omnichord ist? Denn Heiland ist nach eigenen Angaben der Einzige weltweit, der dieses Instrument spielt. Freiwillige "Anti-Virus-Tickets" für 10, 20 oder 40 Euro gibt's im BKA-Webshop, man kann auch einfach einen beliebigen Betrag überweisen (Infos auf der Webseite). Der nächste Stream (mit René Marik) aus dem BKA ist dann am Karfreitag.

Kunst-Tipp 1

Die Kunsthalle Baden-Baden wollte sowieso mit neuen Formaten experimentieren, um ihre Exponate auch im Internet besser präsentieren zu können. Corona hat das jetzt, wie so vieles, beschleunigt. An diesem Mittwoch um 19 Uhr findet auf Zoom die digitale Vernissage von kunsthallerevisited.com statt. Künftig können dann fünf Ausstellungen (darunter "Körper. Blicke. Macht. Eine Kulturgeschichte des Bades) auf Smartphone, Tablet oder Laptop betrachtet werden, auch Interaktion ist möglich. Zur Eröffnung stellen Künstlerinnen, Künstler, Akteure und Verantwortliche das Projekt vor.

Klassik-Tip

Die Berliner Philharmoniker stellen ihre Digital Concert Hall ja bekanntlich gerade kostenlos für alle zur Verfügung (bei Anmeldung auf www.berliner-philharmoniker.de bekommt man einen Code). Mittwoch zur vertrauten Konzert-Zeit um 20 Uhr steht die zweite Folge des kurzfristig auf die Bein gestellten "Easter@Philharmonie"-Festivals an. Genaues wird nicht verraten, aber das Programm soll sich um Gustav Mahler drehen, es gibt Auszüge aus dem Archiv der Digital Concert Hall, Kammermusik und zum Schluss das Finale der Sechsten - mit Kirill Petrenko am Pult.

Kunst-Tipp 2

Wer sein Französisch aufpolieren und gleichzeitig etwas über Kunstgeschichte lernen möchte, ist beim Museum Unterlinden im (schlimm von Covid-19 betroffenen) Elsass richtig. Bedeutendstes Exponat dort ist der Isenheimer Altar von Matthias Grünewald, der - geschlossen - vor allem für seine drastische Darstellung des gekreuzigten Jesus bekannt, aber auch in geöffnetem Zustand äußerst interessant ist - gerade in Corona-Zeiten! Auf der linken Bildtafel ist nämlich der Heilige Antonius zu sehen, der den Einsiedler Paulus besucht. Nach dem Heiligen ist eine Seuche des Mittelalters, das so genannte "Antoniusfeuer" benannt, und zu seinen Füßen wächst Eisenkraut. Mönche erhofften sich davon eine heilsame Wirkung. Museumsidrektorin Pantxika de Paepe erzählt in einem dreiteiligen Podcast (zu hören untet anderem auf Deezer) Spannendes über den Altar und seine Restraurierung.

C. Heiland tritt am Mittwoch um 20.30 Uhr im Livestream des BKA Theaters auf
C. Heiland tritt am Mittwoch um 20.30 Uhr im Livestream des BKA Theaters auf

© Sven Ihlenfeldt

Theater-Tipp

Die Darstellerinnen und Darsteller sind Romnija, Rom und Romani, sie kommen aus Österreich, Serbien, Deutschland, Kosovo, Rumänien, England und Schweden, sie sind auch israelischdeutsche oder türkische Berliner, sind femiinistisch, radikal, queer: eine extrem diverse Gruppe also, die am Maxim Gorki Theater gemeinsam die "Roma Armee" bildet. Sie kämpfen nicht nur gegen Antiziganismus, sondern überhaupt gegen Rassismus und strukturelle Diskriminierung. Das Stück von Hausregisseurin Yael Ronen wird als "Rechercheprozess" bezeichnet und ist ab diesem Mittwoch 18 Uhr für 24 Stunden im Gorki Stream verfügbar.

(Zusammenstellung: uba)

Noch aktuell: eine digitale Rundreise durch die Elbphilharmonie - und Verdis "Messa da Requiem" während der Karwoche in Zürich

Der Isenheimer Altar in geöffnetem Zustand mit dem Heiligen Antonius beim Einsiedler Paulus auf der linken Bildtafel.
Der Isenheimer Altar in geöffnetem Zustand mit dem Heiligen Antonius beim Einsiedler Paulus auf der linken Bildtafel.

© Musée Unterlinden Colmar

Mittwoch, 8. April

Klassik-Tipp 1

Die Berliner Häuser, Philharmonie und Konzerthaus, sind seltsamerweise nicht dabei. Dafür das Concertgebouw Amsterdam, der Wiener Musikverein - und die Hamburger Elbphilharmonie: Unter #Safeandsound haben sich rund ein Dutzend große europäische Konzertsäle zusammengeschlossen, um auch in Corona-Zeiten klassische Musik zu Hause zu ermöglichen, eben "safe". An diesem Dienstag steht das schwedische Orpheus Baroque Ensemble auf dem Streamingprogramm, mit einer Aufzeichnung aus dem Konserthuset Stockholm. Die Videos sind auch eine schöne Gelegenheit, die jeweiligen Säle besser kennenzulernen. Die Architektur der Elbphilharmonie zum Beispiel kann man im Rahmen der mehrteiligen Zuhausführungen von der Couch aus erleben. Und dabei unter anderem erfahren, warum die Holzverkleidung im Saal so merkwürdig gewellt ist.

Pop-Tipp

Als der US-Songwriter Luke Elliot im Januar sein neues Album für April ankündigte, war Corona gefühlt noch weit weg von der westlichen Hemisphäre. Mittlerweile ist Elliots Heimat New Jersey, in unmittelbarer Nachbarschaft von New York, einer der Hotspots der Pandemie. Rückblickend mutet es wie eine hellseherische Metapher für das Kommende an, dass er „The Big Wind“ (Video: https://www.youtube.com/watch?v=IKsQoYgoFlk) einem fatalen Sturm gewidmet hat, der am Dreikönigstag 1839 Irland verwüstete und hunderte Menschenleben forderte. Der Veröffentlichungstermin der Platte ist verschoben worden, aber im Osloer Veranstaltungszentrum Sentralen hat Elliot seine betörenden Songs in einer hochkonzentrierten Live-Performance vorgestellt – ohne Publikum natürlich, aber dafür mit Unterstützung durch das einfühlsame Violinenspiel des Norwegers Freddy Holm.

Klassik-Tipp 2

Es wird ein merkwürdiges Ostern werden, ohne Gottesdienste oder Beisammensein mit der Familie. Trotzdem ist gerade Karwoche, also die Woche vor Karfreitag, und aus diesem Anlass streamt das Opernhaus Zürich noch bis 11. April Verdis "Messa da Requiem", inszeniert von Chefchoreograf Christian Spuck. "36 Tänzerinnen und Tänzer, Chor und Zusatzchor des Opernhauses sowie vier hochkarätige Solisten kommen unter der Leitung von Fabio Luisi in dreizehn großen Szenen zusammen, die sich einem der grundlegendsten Themen der Menschheit widmen", heißt es dazu auf der Homepage.

Film-Tipp 2

Das Berliner Human Rights Film Festival 2019 hat eine tolle #DocsoftheDay-Filmreihe aus seinem Programm zusammengestellt, mit Produktionen, die kostenfrei oder gegen eine geringe Gebühr gestreamt werden können. Jeden Tag wird ein neuer Film online gestellt. Mit dabei ist der Gewinner des Willy-Brandt-Preises für Freiheit und Menschenrechte „Novaya“, das Porträt einer der ältesten und letzten unabhängigen Zeitungen Russlands. Seit 2000 wurden fünf Journalistinnen und Journalisten und ein Anwalt der „Novaya Gazeta“ ermordet. Der 75-minütige Film (Russisch mit deutschen Untertiteln) von 2018 gibt Einblicke in den Redaktionsalltag und würdigt den Mut der Mitarbeiter. Ebenfalls im Online-Programm: „Welcome to Refugeestan“ von Anne Poiret, eine internationale Produktion von 2016 über ein Thema, das jetzt dramatischerweise aus dem Fokus gerät. Erkundet werden Flüchtlingslager von Kenia über Tansania und Jordanien bis zur griechisch-mazedonischen Grenze. Ein Film über die Methoden, mit denen reichere Länder unerwünschte Personen fernhalten, trotz humanitärer Versprechungen.

Die Elbphilharmonie in Hamburg.
Die Elbphilharmonie in Hamburg.

© AFP/Patrik Stollarz

Kabarett-Tipp

"Wer jetzt den Humor verliert, hat den Ernst der Lage noch nicht verstanden" - so das Corona-Motto der ebenfalls ins Internet gezogenen Satire-Truppe der legendären Berliner Distel. Unter "DistelFlix" sind ab sofort Szenen aus den vergangenen 65 Jahren zu sehen, aktueller Corona-Galgenhumor und Verlinkungen zur Gregor Gysis Gesprächsreihe "Missverstehen Sie mich richtig" mit Jan Böhmermann, Lars Eidinger, Kurt Krömer, Karl Lauterbach, Martin Sonneborn oder Katharina Thalbach. Da auch bei der Distel - wie an allen Privattheatern - jeder Euro abends an den (jetzt geschlossenen) Kassen verdient wird, bittet das Kabarett sein Publikum und die Berlinerinnen und Berlin um Spenden.
 

(Zusammenstellung: uba, wun)

Wer schnell ist, hört noch Mozart mit dem Deutschen-Symphonie-Orchester - oder sieht ein NSU-Stück an den Münchner Kammerspielen

Szene aus der Doku "Novaya". Die Fotos an der Wand zeigen die 2006 vor ihrer Wohnung ermordete Journalistin Anna Politkowskaja.
Szene aus der Doku "Novaya". Die Fotos an der Wand zeigen die 2006 vor ihrer Wohnung ermordete Journalistin Anna Politkowskaja.

© Askold Kurov

Montag, 6.4.

Kunst-Tipp

Vor exakt 500 Jahren, am 6. April 1520, starb Raffael mit nur 37 Jahren in Rom. Die Staatlichen Museen Berlin (SMB) zeigen schon seit Jahresbeginn in der Gemäldegalerie und im Kupferstichkabinett ihre Schätze des großen Malers der Hochrenaissance. Und auch diese Ausstellungen sind natürlich aktuell nicht zugänglich. Aus Anlass des Todestages ist es heute möglich, wenigstens den Katalog von "Raffael in Berlin" kostenlos runterzuladen. Am Sonntag hat der Link noch nicht funktioniert, hoffen wir, dass er am Montag freigeschaltet ist. Und wenn nicht, kann man sich mit einem Beitrag von Dagmar Korbmacher, Direktorin des Kupferstichkabinetts, trösten. Auf dem SMB-eigenen Blog erklärt sie die anhaltenden Faszination, die Raffael bis heute auf uns ausübt.

Klassik-Tipp 1

Auch das Deutsche Symphonie-Orchester hat sein Streamingangebot ausgeweitet. Heute um 16 Uhr startet auf der Webseite die achttteilige Serie "Monumente der Klassik" mit Mozart letzter Symphonie Nr. 41, der "Jupiter"-Symphony. Ehrendirigent Kent Nagano steht nicht nur am Pult, sondern erläutert auch das Werk. In den nächsten drei Wochen wechselt der Spielplan immer montags und mittwochs, die Videos sind für jeweils 48 Stunden online, immer dirigiert von Kent Nagano. Auf Mozart folgt Beethovens "Eroica", Händels "Messias", Schumanns "Rheinische" Symphonie, Brahms' Vierte, Wagners "Parsifal" (Baden-Baden 2005), Bruckners Achte und die "Alpensymphonie" von Richard Strauss.

Theater-Tipp

Die Corona-Krise hat so manchen Dauerbrenner aus den Nachrichten verdrängt. Brexit? Flüchtlinge? Erderwärmung? War da was? Der NSU war, gemessen an der Schwere seiner Taten, eigentlich nie so richtig drin. Wie gut, dass sich wenigstens das Theater mit der mörderischen Gruppe auseinandersetzt. Heute ab 18 Uhr steht auf dem "Kammer 4" genannten Online-Spielplan der Münchner Kammerspiele "Das Erbe - ein Assoziation zum NSU" von Olga Bach, Ersan Mondtag und Florian Seufert.

Klassik-Tip 2

Man könnte es angesichts der Lage glatt vergessen, aber: Wir haben ein Beethoven-Jahr, natürlich. Opernhäuser haben da nicht so viel Auswahl. Der Meister von Symphonie und Streichquartett hat bekanntlich nur eine einzige Oper komponiert - aber die immerhin zweimal umgeschrieben, so dass heute drei Fassungen existieren. Die Deutsche Oper Berlin zeigt nur noch heute (!) die Aufzeichnung einer "Fidelio"-Inszenierung an der Bismarkstraße von 1963, Regisseur war damals Gustav Rudolf Sellner, die Titelheldin sang Christa Ludwig, Artur Rother stand am Pult.

Cover des Katalogs zur Ausstellung "Raffael in Berlin", kostet normalerweise neun Euro, am Montag kostenlos.
Cover des Katalogs zur Ausstellung "Raffael in Berlin", kostet normalerweise neun Euro, am Montag kostenlos.

© SMB

Pop-Tipp

In der Welt des Indierock ist Ben Gibbard, Sänger der US-Band Death Cab For Cutie, ein König. Wie alle seine Kolleg*innen ist er in seinem Aktionismus gerade auf die eigenen vier Wände beschränkt. Dort schrammelt er, mit der akustischen Gitarre vor seiner Trophäenwand mit Goldenen Schallplatten sitzend, in erstaunlich kurzen Intervallen Einpersonen-Heimkonzerte zusammen, deren Repertoire sich aus den Wünschen seiner Fans speist. Besonders charmant: 50 Minuten lang spielt er launisch anmoderierte Coverversionen von R.E.M., The Cure, Neil Young, Hall & Oates, Kris Kristofferson, Simon & Garfunkel oder Morrissey. Vor dessen „Everyday Is Like Sunday“ erklärt Gibbard, dass er die in jüngeren Äußerungen des in Ungnade gefallenen Britpop-Helden vertretenen Ansichten zwar keineswegs billige, aber dennoch nicht aufgehört habe, seine Musik zu lieben.

(Zusammenstellung: uba, wun)

Von Sonntag noch aktuell: Daniel Hope musiziert jeden Abend in seiner Wohnung und ein Amsterdamer Festival streamt Dokumentarfilme

Sängerin Christa Ludwig, geboren 1928 in Berlin, steht 2013 in Cannes am Meer.
Sängerin Christa Ludwig, geboren 1928 in Berlin, steht 2013 in Cannes am Meer.

© dpa/Guillaume Horcajuelo

Sonntag, 5.4.

Klassik-Tipp 1

Der britisch-südamerikanische Geiger Daniel Hope ist einer, der mit den Medien zu tanzen versteht. Ein Tausendsassa, der auch Bücher schreibt, Festivals kuratiert und als Musikvermittler auftritt. Jetzt, angesichts geschlossener Konzertsäle, hat er ebenfalls sofort reagiert: Jeden Abend ab 18 Uhr lädt er für rund 30 Minuten auf Arte Concert befreundete Künstler und Musikerinnen zu sich nach Hause ein, musiziert mit ihnen und leistet so seinen ganz eigenen Beitrag zur Krisenbewältigung. Max Raabe, Barrie Kosky, Till Brönner oder Katharina Thalbach waren bei ihm zu Gast oder werden noch erwartet.

Klassik-Tipp 2

Am gestrigen Samstag war sie noch als Lady Macbeth an der New Yorker Met zu sehen, heute kann man Anna Netrebko schon in der gleichen Rolle an der Berliner Staatsoper hören, an der Seite von Placido Domingo in Verdis Oper "Macbeth". In weißem Gewand irrlichtert sie dort über die Bühne, irre geworden an ihrer eigenen Machtgier - und beweist erneut: Sie ist nicht nur eine der besten Sopranistinnen unserer Zeit, sondern auch eine ziemlich überzeugende Darstellerin. Die Inszenierung stammt von 2018 und war die letzte Regiearbeit von Harry Kupfer, der am 30. Dezember vergangenen Jahres gestorben ist, an der Staatsoper. An diesem Sonntag ab 22.15 Uhr wird sie beim rbb gestreamt.

Pop-Tipp

Noch bis Mittwoch gibt's jeden Abend um 21 Uhr Live-Auftritte im SchwuZ, veröffentlicht auf Arte Concert und danach auch in der Arte Mediathek zu sehen. Heute Abend kommt die süfafrikanische Singer-Songwriterin Alice Phoebe Lou nach Neukölln. Seit einer lebensverändernden Reise nach Europa mit 16 Jahren kehrt sie immer wieder hierher zurück, besonders auch nach Berlin. Sie hat bisher drei Alben veröffentlicht: "Momentum" (2014), "Orbit" (2016) und "Paper Castles" (2019). Alle Konzerte im SchwuZ finden natürlich ohne Publikum statt, eine besondere Herausforderung für alle Künstler - also bitte wenigstens kräftig streamen! Und wer das SchwuZ während der Schließzeit unterstützen möchte, kann das hier tun.

Daniel Hope lädt jeden Abend Freunde zu sich in die Wohnung ein - und musiziert mit ihnen.
Daniel Hope lädt jeden Abend Freunde zu sich in die Wohnung ein - und musiziert mit ihnen.

© Robert Michael

Film-Tipp

Es gilt als das größte Dokumentarfilm-Festival der Welt - und wird wohl wahrscheinlich im November dieses Jahres auch wieder stattfinden: Das International Documentary Film Festival Amsterdam (IDFA). Um die Zeit der - auch in den Niederlanden geschlossenen - Kinos erträglicher zu gestalten, haben die Macherinnen und Macher über 800 Filme aus den Archiven online zugänglich gemacht - gratis oder gegen einen geringen Betrag. der geht direkt an die Regisseure oder Verleiher, für die die Krise ebenfalls schnell existenzbedrohend werden kann.

Theater-Tipp

Die mythische, rätselhafte Gestalt Medea, die von Jason verlassen wird und daraufhin die gemeinsamen Kinder umbringt, ist zweimal zu einem beliebten Literaturstoff geworden: in der Antike, bei Euripides, Ovid, Seneca - und dann wieder in der beginnenden Moderne, von Franz Grillparzer bis hin zu Christa Wolff. Auch Hans Henny Jahnn hat sich mit dem Thema auseinandergesetzt, auf seinem Drama beruht die Abschlussarbeit von Rieke Süßkow an der Theaterakademie Hamburg. Sie beschäftigt sich nicht mit der Frage, warum eine Frau ihr Söhne umbringt, sondern, was sie überhaupt erst dazu bringt, einen Teil von sich zu verleugnen, um geliebt zu werden. Im Nachtkritikstream steht die Aufführung am Sonntag ab 18 Uhr zur Verfügung.

(Zusammenstellung: uba, wun)

Lust auf den Gewinnerfilm der Berlinale 2019? Gibts zur Zeit nur hier zu sehen.

Samstag, 4. April

Pop-Tipp 1

Im Neuköllner SchwuZ gibt's weiterhin Livemusik. Echt jetzt. In gebührendem Abstand voneinander und unter Einhaltung der Hygieneregeln treten dort noch bis Mittwoch jeden Abend ab 21 Uhr Musiker auf, ohne physisches Publikum, aber live gestreamt von Arte Concert. An diesem Samstag ist der Deutschrapper Fatomi dran, der mit „Yo, Picasso“ 2015 und später mit dem „Im Modus“-Mixtape 2017 seinen Durchbruch erlebte – und live als einer der besten Entertainer des Genres gilt. Corona hat seine erste Solotour seit fast drei Jahren jäh unterbrochen - umso mehr Grund, ihn heute Abend im SchwuZ zu erleben. Am Sonntag wird dort die südafrikanische Singer-Songwriterin Alice Phoebe Lou auftreten. Alle Konzerte sind im Anschluss weiterhin in der Arte Mediathek verfügbar.

Klassik-Tipp

New York ist das Epizentrum der Corona-Krise in den USA. Aus der Dunkelheit sendet die Metropolitan Opera täglich die Aufzeichnung einer Oper hinaus in die digitalen Welt. Heute gibt's ein Auftritt von 2014: Anna Netrebko singt in Verdis "Macbeth" die Lady, die an ihrer eigenen Machtgier wahnsinnig wird, Željko Lučić den unglückseligen Gatten, René Pape Banquo, es dirigiert Fabio Luisi. 2018 war die Diva übrigens an der Seite von Placido Domingo in der gleichen Rolle an der Berliner Staatsoper zu hören.

Film-Tipp

Nadav Lapids "Synonymes", 2019 Gewinner des Goldenen Bären der Berlinale, ist verstörend. Verstörend gut. Wer einmal gesehen hat, wie der junge Israeli Yoav (Tom Mercier) in Paris seine Herkunft förmlich aus sich herauszureißen versucht, wird den Film so schnell nicht vergesssen. Bis zum Beginn der Corona-Krise war er noch in einigen Programmkinos zu sehen, die sind jetzt natürlich geschlossen, und der DVD/Blue-Ray-Release ist erst im Sommer. Aber ab sofort ist "Synonymes" bei Grandfilm on Demand für 9,99 Euro abrufbar. Besonders wichtig: Die Hälfte davon geht an die Stammkinos, mit denen der Verleih zusammenarbeitet und die besonders von der Krise betroffen sind. In Berlin sind das Brotfabrik, fsk, Filmrauschpalast und Hackesche Höfe.

Fatoni, geboren 1984 in München als Anton Schneider, ist auch Schauspieler und an den Münchner Kammerspielen aufgetreten.
Fatoni, geboren 1984 in München als Anton Schneider, ist auch Schauspieler und an den Münchner Kammerspielen aufgetreten.

© Jan Philipp Welchering

Pop-Tipp 2

Schon seit längerem schon war der Gesundheitszustand des amerikanischen Singer-Songwriters John Prine kritisch. Nun ist der 73-Jährige auch noch schwer an Covid-19 erkrankt und ringt um sein Leben. Seine Kollegin Joan Baez sendet ihm und seiner ebenfalls infizierten Frau Fiona einen musikalischen Genesungsgruß, indem sie in ihrer rustikalen Küche auf der Westerngitarre den Song „Hello In There“ von Prines Debütalbum aus dem Jahr 1971 spielt. Der gänzlich uneitle Vortrag der 79-Jährigen ist ergreifend, der Text von gespenstischer Aktualität: „Old people just grow lonesome / waiting for someone to say 'Hello in there, hello'“. Und in der Kommentarspalte zum Video rühren einen die vielen guten Wünsche für diesen großen, leider zu wenig bekannten Meister seines Fachs zu Tränen.

Theater-Tipp

Auch nicht schlecht: "Zwangsvorstellung" nennt die Berliner Schaubühne ihr Online-Programm während der Schließzeit. Jeden Abend zwischen 18.30 und Mitternacht ist die Fernsehaufzeichnung einer Produktion aus den vergangenen Jahrzehnten zu sehen, das Ganze ist also gleichzeitig auch ein Exkurs in die Theatergeschichte. Am heutigen Samstag ist die Uraufführung von Botho Strauß' "Groß und klein" verfügbar, sie fand statt am 8. Dezember 1978 in der Schaubühne - allerdings damals noch nicht am Lehniner Platz, sondern am Halleschen Ufer. Regisseur war damals Luc Bondy, in der Hauptrolle der Lotte ist Edith Clever zu sehen.

(Zusammenstellung: uba, wun)

Eine Woche lang online: "Die Parallelwelt" am Berliner Ensemble

Quentin Domaire, Tome Mercier und Louise Chevilotte in "Synonymes".
Quentin Domaire, Tome Mercier und Louise Chevilotte in "Synonymes".

© Grandfilm

Freitag, 3. April

Pop-Tipp

Aus gegebenem Anlass stellt das Montreux Jazz Festival 56 komplette Konzertaufzeichnungen aus seiner über 50-jährigen Geschichte kostenlos ins Netz. Der Name des Festivals suggeriert eine programmatische Ausrichtung, die bei den sommerlichen Feierlichkeiten am Genfer See in Wirklichkeit kaum eine Rolle spielte. Dementsprechend sind in dem Gratispaket Auftritte so unterschiedlicher Künstler*innen wie Nina Simone, Marvin Gaye, James Brown, Johnny Cash, Quincy Jones, Deep Purple, Talk Talk, Etta James, Lou Reed, Mike Oldfield, Patti Smith und vielen anderen mehr. Sogar Herbert Grönemeyer war 2012 dort zu Gast. Reichlich Stoff für lange Konzertabende in der heimischen Corona-Klausur.

Theater-Tipp

"Stay at home - BE at home": Das Berliner Ensemble streamt jede Woche eine Produktion aus der jüngsten Vergangenheit. "Spielplanwechsel" ist immer Freitag. Ab heute also, 18 Uhr, haben User eine Woche lang Zugriff auf die Aufzeichnung von "Die Parallelwelt". Regisseur Kay Voges ließ die Produktion gleichzeitig im Berliner Ensemble und im Schauspiel Dortmund stattfinden, beide Bühnen waren durch Glasfaserkabel, Bildschirme und Lautsprecher miteinander verbunden - die wahrscheinlich bisher radikalste Form von digitalem Theater. "Theater scheint als Live-Medium par excellence zwar die analogste Kunstform überhaupt zu sein, arbeitet gleichzeitig aber seit jeher mit künstlerischen Strategien und Behauptungen, die eher als digitaltypisch gelten", schreibt Tagesspiegel-Kritikerin Christine Wahl dazu.

Musik-Tipp 1

Gemeinsam singen kann enorm viel Kraft spenden, vor allem auch, wenn es sich um Gebete handelt. Komponist Helge Burggrabe macht diese uralte menschliche Kulturtechnik mit seinem "Hagios"-Livestream auch in Corona-Zeiten möglich. Hagios ist das altgriechische Wort für das Heilige, dann Unnennbare (siehe auch "Hagia Sophia" in Istanbul). Burggrabe ließ sich von diesem Begriff zu zeitgenössischen Stücken inspirieren, die die "alte, kraftvolle Gesangs-Tradition von Klöstern und Gemeinschaften wie Taizé auf eine neue Weise fortführen". Immer freitags um 19 Uhr lädt er auf Youtube und Facebook zum gemeinschaftlichen Singen, Beten und zur stillen Einkehr ein.

Musik-Tipp 2

Australien ist nach dem Ende der verheerenden Buschbrände wieder dahin zurückgerutscht, wo es sich (aus europäischer Sicht) eigentlich immer befindet: am Rand der Aufmerksamkeit. Den meisten dürfte höchstens die markante Segelkulisse des Sydney Opera House etwas sagen. Wer an diesem Freitag dessen Webseite besucht, wird Zeuge des alljährlichen Tanzwettbewers der Aborigines, der australischen Ureinwohner. 350 Menschen nehmen teil am First Nations Dance, der im Freien am Bennelong Point stattfindet - so heißt die Halbinsel, auf der das Opernhaus steht. Einen Tag spätera, Samstag, bietet das digitale Programm dann eine Aufzeichnung von Beethovens 9. Symphonie. Und die gestattet dann tatsächlich auch mal Einblicke in das Innere des Baus (www.sydneyoperahouse.com).

Elton John 2019 auf dem Montreux Jazz Festival
Elton John 2019 auf dem Montreux Jazz Festival

© Lionel Flusin

Kunst-Tipp

Zum Schluss was wirklich Lustiges, kann nie schaden in diesen Tagen: Das Getty Museum in Los Angeles hat sein Publikum darum gebeten, die Zeit zuhause gut zu nutzen - und das Lieblingskunstwerk mit eigenen Mitteln in der Wohnung nachzustellen. Das Ergebnis ist grandios. es zeugt von der überbordender Kreativität vieler Menschen und macht einfach gute Laune. Caravaggios "Der ungläubige Thomas" von Caravaggio? Jesus' Wunde kann man auch aufmalen! Ann Zumhagen-Krause stellt auf ihrem Bild den Lichteinfall von Vermeers "Astronom" kongenial nach. Anklicken, staunen, lachen! Zu sehen auch auf diesem Blog: https://www.sadanduseless.com/recreated-art/

(Zusammenstellung: uba, wun)

Wie wär's mit einer virtuellen Reise nach Wien - oder in den Pierre Boulez Saal?

Vermeers "Astronom" - es braucht nur einen Globus, eine Decke und das richtige Fenster!
Vermeers "Astronom" - es braucht nur einen Globus, eine Decke und das richtige Fenster!

© J. Paul Getty Trust

Donnerstag, 2. April

Theater-Tipp

Auch Österreich ist dicht, und das bedeutet natürlich: Reisen nach Wien sind im Moment nicht möglich. Wer es vor Sehnsucht nicht mehr aushält, kann zumindest das Burgtheater virtuell besuchen. Unter dem Motto "My home is my Burgtheater" liest seit 24. März jeden Tag ein anderes Mitglied des Ensembles "Geschichten, die mich gerettet haben". Am gestrigen Mittwoch zum Beispiel trug Caroline Peters ein Gedicht von Paul Celan vor, es trägt, nun ja, den Titel "Corona". Alle bisherigen Auftritte sind weiterhin auf der Burgtheaterwebseite abrufbar. Die Streams gehen täglich um 11 Uhr online, an diesem Donnerstag ist Markus Scheumann dran. Auch zu sehen auf den Twitter-, Facebook- und Instagram-Kanälen des Burgtheaters.

Talkshow-Tipp

Bereits zum dritten Mal widmet John Oliver eine Folge seiner auf HBO ausgestrahlten Late-Night-Show „Last Week Tonight“ der Corona-Pandemie. Und wie all seine Talk-Kollegen macht er seinen Job gegenwärtig unter erschwerten Bedingungen: Ohne das ansteckende Gelächter des Studiopublikums ist seine zwanzigminütige rhetorische Tour de Force fast noch eindringlicher. Wie so oft bei seinen Analysen des Irrsinns in seiner Wahlheimat USA und im Rest der Welt ist die Diagnose des britischen Satire-Genies ebenso bestürzend wie voller Galgenhumor. Doch Oliver gelingt es fast immer, seinen Zuschauern eine gute Prise Hoffnung mit auf den Weg zu geben. In Englisch.

Klassik-Tipp

Zwangspause auch beim Pierre Boulez Saal - das Haus an der Französischen Straße streamt deshalb unter dem Stichwort "Intermission" Auftritten aus den vergangenen Jahren. Ab heute, Donnerstag, 18 Uhr, sind das seit Jahrzehnten aufeinander eingespielte Duo Daniel Barenboim und Martha Argerich zu sehen mit einem Konzert von 2017. Die beiden spielen, teils vierhändig, Werke von Liszt, Ravel und Bizet, die Streams sind immer drei bis vier Tage online. Aktuell, also noch bis Donnerstag 18 Uhr, kann man auf der Webseite den Jazzpianisten Fred Hersch mit seinem Trio hören und sehen.

Burgschauspieler Markus Scheumann liest an diesem Donnerstag eine "Geschichte, die ihn gerettet hat".
Burgschauspieler Markus Scheumann liest an diesem Donnerstag eine "Geschichte, die ihn gerettet hat".

© Katarina Šoškić

Film-Tipp

Die Edition Salzgeber startet an diesem Donnerstag ihren Salzgeber Club. Ab sofort ist auf der Hompage jede Woche ein Film als Video-on-Demand verfügbar, der noch nicht auf DVD oder Blue-Ray veröffentlicht wurde und gegen eine Gebühr ausgeliehen werden kann. Die Filme sind dann vier Wochen exklusiv dort zu sehen. Los geht's mit "Kopfplatzen" (D 2019). Max Riemelt spielt einen Pädosexuellen, der sich gegen das immer stärker werdende Verlangen in ihm zu wehren versucht. "Regisseur und Drehbuchautor Savaş Ceviz nimmt dabei bewusst die Perspektive eines potenziellen Täters ein, um dessen Innenleben zu ergründen. Max Riemelt verkörpert die intensive, mutige Rolle höchst eindrücklich, ohne die mögliche Täterschaft der Hauptfigur zu verharmlosen", schreibt Salzgeber dazu (www.salzgeber.de)

Literatur-Tipp

Obwohl über 25 Jahre her, gilt eingefleischten Trekkies "Star Trek: The Next Generation (lief in Deutschland unter dem Titel "Das nächste Jahrhundert") immer noch als beste aller Star Trek-Serien. Captain Jean-Luc Picard ist inzwischen Admiral und im Ruhestand - als solcher erlebt Darsteller Patrick Stewart gerade in der Amazon Prime-Serie "Picard" ein Comeback auf den Bildschirmen. Dass Stewart sein Handwerk bei der Royal Shakespeare Company gelernt hat, konnte sein Captain auf der Enterprise eigentlich nie verbergen. Jetzt kehrt er zu seinen Ursprüngen zurück und rezitiert auf Instagram nach dem Motto "A sonett a day keeps the doctor away" jeden Abend Lyrik.

(Zusammenstellung: uba,wun)

Immer noch aktuell: zu Besuch bei fantastischen Frauen in Frankfurt

Daniel Barenboim und Martha Argerich kennen sich seit Jahrzehnten.
Daniel Barenboim und Martha Argerich kennen sich seit Jahrzehnten.

© Foto: Soeren Stache/dpa

Mittwoch, 1. April

Kunst-Tipp

Die Weltstars des Surrealismus sind zum größten Teil Männer. Dabei haben zahlreiche Frauen entscheidende Impulse zum Surrealismus beigetragen. Die grandiose Ausstellung „Fantastische Frauen“ präsentiert in der Frankfurter Schirn über 250 Werke von 34 Künstlerinnen, darunter Berühmtheiten wie Frida Kahlo oder Meret Oppenheim, aber auch wenig Bekannte wie die Britin Leonora Carrington, die sich schon mal an eine Neuinterpretation von Hieronymus Bosch heranwagt. Die Ausstellung, die auf dem Weg zum Kunst-Blockbuster war, musste nach einem Drittel ihrer Laufzeit schließen. Ob sie bis zum 24. Mai, ihrem unaufschiebbaren Ende, noch einmal öffnet, weiß derzeit keiner. Das lehrreiche, kurzweilige und opulent bebilderte Digitorial kann den Ausstellungsbesuch zwar nicht ersetzen, macht aber Lust, sich mit diesem Kapitel der Kunstgeschichte intensiver zu beschäftigen.

Klassik-Tip 1

Das Kulturradio vom rbb nimmt den Begriff "Kammermusik" wörtlich - und präsentiert an insgesamt vier Abenden unter dem Motto "Wir spielen für Sie" prominente Musikerinnen und Musiker, die bei sich zuhause auftreten. Bisher dabei und immer noch online verfügbar: Michael Barenboim (Geige) und Natalia Pegarkova (Klavier) am 30.3. und Katharina Bäuml (Schalmei) und Martina Fiedler (Orgel) am 31.3. Am heutigen Mittwoch um 18 Uhr interpretiert Cellist Julian Steckel die Suite Nr. 3 C-Dur BWV 1009 von Johann Sebastian Bach und die Sonate Nr. 3 für Cello Solo von Zoltán Kodály.

Klassik-Tipp 2

Wir haben ein Beethoven-Jahr, auch wenn es wie so vieles im Angesicht der Corona-Krise fast in Vergessenheit gerät. Unter dem Motto #ClassicalAtHome will auch Sony seinen Vertragskünstlerinnen und -künstlern weiterhin eine Auftrittsmöglichkeit bieten. Auf dem entsprechenden Facebook-Channel widmet sich heute ab 17 Uhr Pianist Martin Stadtfeld auf unterhaltsame Weise dem wunderbaren Thema "Beethoven für Kinder". Eine großartige Chance, auch den Nachwuchs im Shutdown für ein Stündchen von der Spielkonsole loszueisen.

Bibliotheks-Tipp

Berlin hat ein dichtes, einzigartiges Netz öffentlicher Bibliotheken. Und auch wenn wir aktuell nicht mehr physisch unser eigenes Buch aus den Regalen etwa der Amerika-Gedenkbibliothek ziehen können, steht uns doch der ganze Online-Reichtum des VÖBB (Verbund der öffentlichen Bibliotheken Berlins) weiterhin zur Verfügung: E-Books, Filme, Musikstreaming, Lexika, Datenbanken und zahlreiche Möglichkeiten zum E-Learning. Diese Angebote sind schon in normalen Zeiten für nur zehn Euro im Jahr zu haben, am gestrigen Dienstag kam nun die Meldung, dass sie jetzt für drei Monate völlig kostenlos sind. Einfach unter www.voebb.de einen Ausweis buchen oder einen bestehenden Ausweis verlängern. Übrigens: Wer noch geliehene Medien aus der Vor-Corona-Zeit bei sich zu Hause hat, braucht die vorerst nicht zurückzugeben.

Theater-Tipp

"Also getroffene Hunde sollten wir jetzt mal langsam mit dem Bellen beginnen", verkündet das Maxim Gorki Theater auf seiner Webseite. Es vermisse sein Publikum wahnsinnig - und streamt aktuell jeden Mittwoch um 18 Uhr die Aufzeichnung einer Produktion. Und zwar immer nur für 24 Stunden, also nicht verpassen! Heute ist Falk Richters "Small Town Boy" dran, eine homosexuelle Beziehungsgeschichte, die die üblichen Erwartungen radikal durchkreuzt. "Richter wildert für ,Small Town Boy', seiner ersten Arbeit am Berliner Maxim Gorki Theater, einmal mehr in Themen hyperindividueller Selbstfindung, in der Verbindlichkeits-Sehnsüchte stets von Ängsten durchkreuzt werden und eine diffus-überzogene Erwartungshaltung herrscht", schreibt das Portal "Nachkritik" dazu. Ab 20 Uhr gibt's zusätzlich die Möglichkeit, parallel zum Streamen und Gucken mit dem Regisseur im Live-Chat zu sprechen. Eine völlig neue Form von Community-Viewing - die Krise macht kreativ.

(Zusammenstellung: uba, wun)

Weitere Tipps: der virtuelle Kinosaal des Arsenal - und politische Poesie im Literarischen Kolloquium Berlin

Blick in die Ausstellung "Fantastische Frauen" in der Frankfurter Schirn.
Blick in die Ausstellung "Fantastische Frauen" in der Frankfurter Schirn.

© Norbert Miguletz

Dienstag, 31. März

Jazz-Tipp

Am 12. Februar war das Jazz At Lincoln Center Orcestra mit seinem Leiter, dem legendären Trompeter Wynton Marsalis, zu Gast in der Hamburger Elbphilharmonie. Unter dem Motto #Elphi At Home stellt Deutschlands immer noch angesagtestes neues Konzerthaus eine ganze Reihe von Veranstaltungen als Livestream bereit. Darunter das Konzert des 1988 gegründeten New Yorker Ensembles, das sich der Bewahrung des Jazz-Erbes verschrieben hat. (www.elbphilharmonie.de)

Klassik-Tipp

Last-Minute-Call: Noch bis Dienstag um Mitternacht kann man das virtuelle Festival zum Weltklaviertag am 28. März nachschauen und -hören. Zehn namhafte Pianistinnen und Pianisten - Maria João Pires, Víkingur Ólafsson, Rudolf Buchbinder, Joep Befing, Seong-Jin Cho, Kit Armstrong, Jan Lisiecki, Simon Ghraichy, Daniil Trifonov oder Evgeny Kissin setzten sich zu Hause (oder wie Trifonov in einer geschlossenen Schule in der Dominikanischen Republik) an ihre Instrumente und nahmen ihr Spiel per Smartphone auf. Sie interpretierten unter anderem Beethovens „Pathétique“ und die Diabelli-Variationen, außerdem Werke von Bach, Rameau, Chopin oder Debussy. 800.000 Klassikfans verfolgten das Geschehen am Samstag live, bis heute Nacht findet sich das Programm noch komplett und gratis auf dem Youtube-Kanal der Deutschen Grammophon.

Der Jazztrompeter Wynton Marsalis, hier in der Berliner Philharmonie 2010.
Der Jazztrompeter Wynton Marsalis, hier in der Berliner Philharmonie 2010.

© Foto :Mike Wolff

Theater-Tipp

Bei der Premiere des experimentellen Stücks „Einige Nachrichten an das All“ nach einem Text von Wolfram Lotz am Schauspiel Dortmund trat der Regisseur und Theaterleiter Kay Voges auf die Bühne: "Wir haben versucht, die Grenzen der Wirklichkeit neu abzumessen (...). Wir haben Körper verloren, die Bühne hat ihre Schauspieler verloren. Worte werden nicht mehr Fleisch." Das war 2012, das Stück schickte die Darsteller auf die Leinwand und entgrenzte die Bühne Richtung Film, indem auch auf der Halde in Bottropp und in einem eiskalten See gespielt und gefilmt wurde. Und weil die Bühne in diesen Tagen wieder für die Schauspieler verloren ist, wird der Filmtheaterfilm nun online gezeigt. Voraussichtlich noch bis 18 Uhr auf Vimeo, dann folgt die nächste Nummer.

Film-Tipp

Erkundung eines Tatorts. 1992 kamen zwei Roma in einem Kornfeld in Vorpommern ums Leben, sie wurden von Jägern erschossen. Philip Scheffner hat in seinem Dokumentarfilm „Revision“ 2012 ermittelt, was die Polizei versäumt hatte. Der Film, der damals auf der Berlinale lief, findet sich im Angebot der zweiten Woche im „Arsenal 3“. Das Berliner Arsenal-Kino, dessen Säle 1 und 2 jetzt geschlossen sind, zeigt Berlinale-Beiträge aus dem eigenen Verleih im virtuellen Streaming-Kinosaal. Auch auf der aktuellen Liste: ägyptische Filmemacher*innen kurz vor der Revolution in Kairo („In the Last Days of the City“) oder eine Erkundung der Sonora-Wüste zwischen Mexiko und den USA samt ihren Migranten und Grenzschützern von 2017 („El Mar la Mar“). www.arsenal-kino.de

Literatur-Tipp

Das Literarische Colloquium Berlin hat sein Casino ausgeweitet. 17 Autorinnen und Autoren werden „poetisch politisch“, täglich um 18 Uhr, vorerst noch bis zum 6. April. Kuratiert wird die Reihe von Paula Fürstenberg, Yael Inokai und Max Czollek, der auf der Webseite des LCB auch zu einer Poesietour durch die Psychogeographie Berlins einlädt, Tempelhofer Feld inklusive. https://lcb.de

(Zusammenstellung: chp)

Auch zu empfehlen: Die Tiny Desk Home Concerts des Senders NPR

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Montag, 30. März

Pop-Tipp

Die Tiny Desk Concerts des US-Radionetzwerks NPR – hunderte von ihnen sind auf Youtube abrufbar – sind ein tolles Format. Newcomer oder Weltstars wie Adele, Coldplay und Taylor Swift geben im unaufgeräumten Büro eines Radiomoderators vor wenigen enthusiastischen Zuschauern eine gut viertelstündige Kostprobe ihres Könnens. Da selbst diese intime Konzertsituation in Corona-Zeiten nicht mehr möglich ist, gibt es nun die Tiny Desk Home Concerts. Im neuesten sitzt die famose Soulsängerin Tarriona „Tank“ Ball (der Tiny-Desk-Auftritt ihrer Band Tank and The Bangas von 2017 ist ein Highlight der Reihe) auf dem heimischen Sofa und improvisiert zu elektronischen Sounds aus dem Tablet zum Thema Social Distancing. Sehr charmant. (www.youtube.com/watch?v=bvQnLyjDuEg)

Die Soulsängerin Tarriona „Tank“ Ball improvisiert in den Tiny Desk Home Concerts von NPR auf ihrem Sofa zu Hause zum Thema Social Distancing.
Die Soulsängerin Tarriona „Tank“ Ball improvisiert in den Tiny Desk Home Concerts von NPR auf ihrem Sofa zu Hause zum Thema Social Distancing.

© Imago/Zuma Press

Satire-Tipp

Der Autor, Slampoet, Multifunktionssatiriker, Berliner Exil-Ostwestfale und Chef des Satyr-Verlags Volker Surmann liest eine halbe Stunde aus seinen Texten, auf Einladung des Lektora-Verlags. Zuletzt ist bei Satyr sein Buch „Bloßmenschen. Schöner schämen für alle“ erschienen. Der frühere Hausautor der Stachelschweine, der eigenen Angaben zufolge auf einem Bauernhof im Teutoburger Wald aufwuchs und sich dort als Siebenjähriger statt Treckerfahren das Schreibmaschinetippen im Dreieinhalbfingersuchsystem draufschaffte, trägt unter anderem seinen berüchtigten „Wider den Penis!“-Text vor. Und er verspricht ein aktuelles „Tool“ zur Corona-Selbstdiagnose. Ab 20 Uhr, auch auf Facebook: www.facebook.com/events/899134123871447/

Klassik-Tipp

Die Bayerische Staatsoper lädt wieder zum Live-Montagskonzert im leeren Saal. Leider entfällt der bereits angekündigte Auftritt von Jonas Kaufmann, er ist leicht erkältet. Stattdessen singt die Sopranistin Adela Zaharina Arien von Bellini, Gounod und Puccini. Anschließend spielt die Stargeigerin Julia Fischer, unter anderem Edward Griegs c-moll-Violinsonate, op .45 Nr. 3. Wie schon letzte Woche sind außerdem Mitglieder des Bayerischen Staatsballetts und des Staatsorchesters dabei, mit Soli aus dem „Nussknacker“, einem garantiert coronarisikofreien Pas-de-Deux mit Puppe aus Roland Petits „Coppélia“-Choreografie und einer Sonate für zwei Violinen von Eugène Ysaÿe. Ab 20.15 Uhr auf www.staatsoper.de.
PS: Übrigens, die Berliner Philharmoniker haben die Freischaltung ihrer Digital Concert Hall über Ende März hinaus verlängert! Hier nochmals die Top-Ten des Kollegen Frederik Hanssen der Online-Konzertbibliothek.

Kunst-Tipp

Gehören Sie auch zu denjenigen, die eigentlich immer mal gerne ein bisschen Kunstgeschichte studiert hätten? Das Frankfurter Städel hilft online nach, mit einem Digitalkurs über die Kunst von 1750 bis in die Gegenwart. Kurz mit Mailadresse und Passwort registrieren und los geht’s. Der Schauspieler Sebastian Blomberg spielt den leicht ironischen Dozenten, verrät in „Modul 1“ erstmal, dass die durchschnittliche Verweildauer der Museumsbesucher vor einem Bild elf Sekunden beträgt und lädt zur heiteren Schule der Wahrnehmung. Bild Nummer Eins: Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins berühmtes „Goethe in der Campagna“-Porträt. Die Seite funktioniert großartig, können die Berliner Staatlichen Museen sich echt was abgucken, auch bei den anderen Videos und Podcasts. Wer will, ist Tage beschäftigt. Aber Achtung, es gibt Hausaufgaben! (onlinekursmoderne.staedelmuseum.de)

(Zusammenstellung: wun, chp)

Sie können auch die National Gallery in London besuchen, oder Orgelmusik von Bach hören

Kunst-Tipp

Rosa Bonheur musste sich extra die Erlaubnis holen, Männerkleider tragen zu dürfen, als sie Mitte des 19. Jahrhunderts den Pariser Pferdemarkt malen wollte. Auf dem ersten Bild einer Malerin überhaupt, das die National Gallery in London erwarb, hat sie sich diskret auch selbst untergebracht. Hoch zu Ross, mit blauem Kittel und Schiebermütze, coole Künstlerin. Von ihr stammt der Satz: „Kunst kennt kein Geschlecht.“ Die Museumspädagogin Fiona Alderton stellt in dem zehnminütigen Rundgang "Women in Art History" (der locker länger wird, drückt man zum Verweilen auf den Bildern auch mal die Stopptaste) acht Künstlerinnen vor, deren Werke im Besitz des Museums sind, von der flämischen Porträtmalerin Catarina van Hemessen über die Impressionistin Berthe Morisot bis zu Bridget Riley und ihrem Monumentalwerk „Messengers“ (2019), das den Annenberg Court mit pastellfarbenen Wolkentupfern übersät. Auf Englisch: nationalgallery.org.uk unter „Read and learn“. Oder gleich hier, via Youtube.

Lust auf mehr? Einfach weiterklicken zu einer 18-minütigen Tour durch die Bilderwelten von Artemisia Gentileschi.

Klassik-Tipp

Die Kirchen sind geschlossen, für Orgelfreunde, die nicht auf den rauschenden Klang der Königin der Instrumente verzichten wollen, bietet das Konzerthaus Dortmund um 11 Uhr das Live-Konzert einer der gefeiertsten Organistinnen weltweit. Die Lettin Iveta Apkalna spielt Musik von Bach und Philip Glass: Barockes und Minimal Music, Transzendenz auf denkbar verschiedene Weise. Zu sehen und hören auf
www.facebook.com/Konzerthaus.Dortmund und auf www.takt1.de. Anschließend bleibt das Konzert dort als Video-Demand abrufbar, gratis für sieben Tage.

Opern-Tipp

Die Staatsoper Unter den Linden zeigt in ihrem Online-Spielplan Jules Massenets "Manon" mit Anna Netrebko und Rolando Villazon von 2007: Hier funktioniert Oper auf dem Bildschirm ideal, denn diesen beiden Interpreten will man wirklich nahe kommen. Was für eine Mimik, was für eine stimmliche Präsenz! Videotauglich ist auch die filmrealistische Inszenierung von Vincent Paterson (ja, das ist der, der "Cabaret" für die Bar jeder Vernunft gemacht hat!), Barenboim dirigiert mit tollem Gespür für französische Romantik. Abrufbar ab 12 Uhr für 24 Stunden auf www.staatsoper-berlin.de. Und um 22.15 im TV-Programm des RBB.

Literatur-Tipp

Die Berliner Reformbühne Heim & Welt – sonst im Roten Salon der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz zu Hause - sendet live um 20 Uhr. Mit dabei sind der Lesebühnenautor, Sänger, Plattenaufleger und Fußballs Ahne und die Reformbühnen-Stammgäste Jakob Hein, Falko Hennig und Heiko Werning. Start und Einlass ab 19.45 Uhr, auf Facebook.

Pop-Tipp

Auch das Berliner Schwuz hat sich der Initiative unitedwestream angeschlossen. Ab 19 Uhr wird aufgelegt, von der Drag Queen Bambi Mercury, dem DJ Caramel Mafia, der HipHop mit R'n'B, Trap, Afrobeat & Elektro mixt, den DJanes Marsmaedchen und Mermaid Mudi mit Queer-Pop und Middle Eastern Beats und Trust.the.girl mit Pop aus den Eighties. www.unitedwestream.de (unitedwestream.berlin)

(Zusammenstellung: chp, fh)

Auch im Angebot: "Der kaukasische Kreidekreis" am Berliner Ensemble. Oder erfinden Sie eine Lügengeschichte!

Theater-Tipp

Auf ins Berliner Ensemble. Jeweils eine Woche stellt das Theater am Schiffbauerdamm Inszenierungs-Aufzeichnungen online, immer ab Freitags. Frisch im Angebot: Michael Thalheimers Inszenierung von „Der kaukasische Kreidekreis". „Hart, aber hässlich“, schrieb Rüdiger Schaper im „Tagesspiegel“ zur Premiere 2017 – zeitgleich war gerade die Volksbühne besetzt worden. Zu viel Gebrüll, meinte Schaper: „Stefanie Reinspergers schauspielerische Naturgewalt würde doch schon ausreichen, das volle Haus zu erschüttern. Wozu immer diese aggressive Lautstärke?“ Dennoch: „Die Grusche der Reinsperger berührt tief, wenn die den geliebten Mann aufgibt, um das Kind zu retten. Der Sänger/Erzähler Ingo Hülsmann ist brillant, wenn er nicht losorgelt. Genauso Tilo Nest: Sein Richter Azdak ist ein Horrorclown, dem man zuhört, wenn er mal die Stimme senkt.“ (www.berliner-ensemble.de)

Performance-Tipp

Einsamkeit oder neues Miteinander? Das Performancekollektiv mit dem gerade sehr passenden Namen „Hysterisches Globusgefühl“ wollte diese Woche im Berliner Ballhaus Ost mit dem Stück „Beim Anblick des Urknalls“ Premiere feiern. Die Grundidee des Stücks liest sich so unfreiwillig wie schräg aktuell: »Radikaler Rückzug in die Einsamkeit ist unsere Antwort auf die fatalen politischen Verhältnisse, die uns umgeben.« Jetzt gibt es stattdessen einen Live-Einblick in die Probenarbeit „Statt zu performen,“ heißt es in der Mitteilung, befinde sich das Kollektiv „plötzlich in real gewordenen Edward Hopper Gemälden, an die die Proben mitunter schon erinnert hatten“. Es geht um frühere Eremitagen, etwa Virginia Woolfs „Ein Zimmer für sich allein“ oder Sandra Bullock allein im Weltraum in „Gravity“. Anschließend kann diskutiert werden. Start um 20 Uhr auf www.twitch.tv/hysterischesglobusgefuehl.

Opern-Tipp 1

Hallo, wieso eigentlich nachmittags? Ist Oper nicht schöner, wenn es draußen dunkel ist? Egal, auf dem Online-Spielplan der Deutschen Oper Berlin steht heute um 15 Uhr Götz Friedrichs legendäre Inszenierung von Erich Wolfgang Korngolds „Die tote Stadt“ von 1983. Mit Karan Armstrong und James King, am Pult steht Heinrich Hollreiser. „Eine Musik, die so klingt, als hätten sich die Stuckfassaden der Wiener Ringstraße in Klänge verwandelt“, schrieb der Kollege Frederik Hanssen einmal über das Werk. „Absolut prachtvoll und absolut nutzlos ist das Geklingel dieser Partitur – und darum ein Riesenvergnügen für alle Fans des schönen Scheins, des eleganten Tands und des erhaschten Effekts.“ Mit Einführung von Götz Friedrich himself: (www.deutscheoperberlin.de)

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Opern-Tipp 2

Qual der Wahl für Opernfreunde: Beim Malta-Urlaub vor zwei Jahren war das historische Nationaltheater in Valletta, eine der ältesten Bühnen Europas, wegen eines Kinder-Castings geschlossen. Jetzt kommen wir doch noch rein, zwar nur virtuell, aber gratis. Um 16.30 Uhr zeigt das Teatru Manoel auf seiner Facebook-Seite Mozarts komische Oper „Die Hochzeit des Figaro“, eine Produktion von 2017. Regie führt Jack Furness, es dirigiert Philip Walsh: bit.ly/3btfDck.

Mitmach-Tipp

Das Lügenmuseum in Radebeul feiert seinen 30. Geburtstag und lädt im Vorfeld des 1. April, dem internationalen Weltlügentag, zur Teilnahme an der Ausstellung „Erzähl mir vom Lügen”. Die Lüge kann eine Kurzgeschichte sein, ein (Smartphone-)Foto oder eine Zeichnung, sie sollte auf eine A4-Seite passen (Mindestschriftgröße 11, Ränder mindestens 1,5 cm) und als PDF an info@lügenmuseum geschickt werden. Die eingesandten Beiträge werden dann auf der Museums-Webseite und in den sozialen Netzwerken präsentiert und analog als Lose-Blatt-Sammlung rund um den Gasthof Serkowitz aufgehängt. Mit Sicherheitsabstand, versteht sich. (www.luegenmuseum.de)

(Zusammenstellung: chp)

Die Tipps der Vortage: Wie wär's mit einem Kino-Besuch im Arsenal?

Rosa Bonheurs Ölgemälde vom Pariser Pferdemarkt (1852/55) auf dem Boulevard de l’Hôpital. Die Malerin selbst ist in der Bildmitte zu sehen, verkleidet als männlicher Reiter mit Schiebermütze, äh, Reiterkappe.
Rosa Bonheurs Ölgemälde vom Pariser Pferdemarkt (1852/55) auf dem Boulevard de l’Hôpital. Die Malerin selbst ist in der Bildmitte zu sehen, verkleidet als männlicher Reiter mit Schiebermütze, äh, Reiterkappe.

© Imago/Artokoloro

Freitag, 27. März

Kunst-Tipp

Die Kunst-Werke laden zu Ausstellungsrundgängen, fürs internationale Publikum auf Englisch. Krist Gruijthuijsen, der Direktor des Ausstellungshauses in der Berliner Auguststraße, führt persönlich durch die große Hassan-Sharif-Retrospektive mit 150 Arbeiten des 2016 gestorbenen Konzeptkunstpioniers des Nahen und Mittleren Ostens. "I Am The Single Work Artist" heißt die Schau mit Zeichnungen und Comics, ironischen Kommentaren zur Ankunft des Geldes und der Industrialisierung etwa in den Arabischen Emiraten. Dazu Installationen und Objekte zwischen Readymade und Arte povera: In der großen Souterrain-Halle ist durchaus heiter anzuschauender Wohlstandsmüll versammelt, ein Berg mit Plastiksandalen, ein Wandteppich aus Reisigbesen, bunte, puppenähnliche Assemblagen an den Wänden. (www.kw-berlin.de)

Klassik-Tipp 1

Die großartigen Twitter-Hauskonzerte von Igor Levit haben ja nicht gerade die allerbeste Tonqualität, heute Abend ist das hoffentlich anders. Auf den Onlineplattformen des ebenfalls vom Corona-Lockdown betroffenen Festivals „Heidelberger Frühling“ widmet sich der Pianist ab 19.30 Uhr den 24 Präludien und Fugen von Dmitri Schostakowitsch, die eigentlich in Heidelberg aufgeführt werden sollten. Live, anschließend noch 24 Stunden online. Der 1933 entstandene, durch alle Tonarten wandernde Zyklus gehört zu den besonders herausfordernden Klavierwerken des 20. Jahrhunderts –gerade richtig für Levit. www.heidelberger-fruehling.de, sowie auf den Twitter- und Facebookkanälen des Festivals.

Klassik-Tipp 2

Die Kultur schaltet in den Wochenendmodus, deshalb gleich noch ein Klassik-Tipp für heute Abend. Aus dem legendären Berliner Meistersaal werden ab diesem Freitag regelmäßig Kammerkonzerte übertragen, Solo-Auftritte oder Duos. Den Anfang macht um 19 Uhr ein Recital mit Andreas Ottensamer, dem Solo-Klarinettisten der Berliner Philharmoniker. In den ersten vier Folgen der „Moment Musical“-Reihe mit live oder zeitlich versetzt gestreamten Audio- und Videoübertragungen (nächster Termin ist Sonntag, 16 Uhr) treten außerdem die Sopranistin Anna Prohaska, der israelische Mandolinist Avi Avital, und Philharmoniker-Solo-Oboist Albrecht Mayer auf, teils mit kammermusikalischen Partnern. Abstand wird gewahrt, die Kameras sind ferngesteuert. Das Ganze ist eine konzertierte Aktion der Deutschen Grammophon mit Arte Concert, auch der Meistersaal selbst, die Emil Berliner Studios und Seagull Film sind beteiligt. Und jedes der bis zu einstündigen Konzerte kann bis zu 72 Stunden danach abgerufen werden, bei Arte Concert oder der Deutschen Grammophon.

Pop-Tipp

Auch die Ufa-Fabrik konzertiert via Lifestream. Um 20.30 Uhr tritt Maria Carvalho mit ihrem Trio Fado auf. Der traditionelle Fado, neu belebt: Die Berliner Sängerin mit portugiesischen Wurzeln präsentiert Eigenkompositionen für das nächste Album des Trios gemeinsam mit Antonio de Brito (Gitarre und Gesang) und dem Cellisten Benjamin Walbrodt. (www.ufabrabrik.de)

Film-Tipp

Das Berliner Arsenal-Kino hat einen Rundruf bei den Filmschaffenden gestartet, mit der Bitte, die Rechte für das Streaming von Filmen im hauseigenen Verleih freizugeben. Das Ergebnis war überwältigend und ging in allen Fällen mit uneingeschränkten Solidaritätsbekundungen einher, schreibt das Arsenalteam auf seiner Website. Das Streaming-Programm „Arsenal 3“ wechselt wöchentlich, nach kurzem Einloggen kann man diese Woche zum Beispiel „VATER, MUTTER, WAS SOLL ICH HEUTE FILMEN?“ von Isabell Spengler gucken (2012, 52 Min.). Die Regisseurin führte Video-Interview mit ihren Eltern im südfranzösischen Ferienhaus, die wünschten sich Filme, Spengler realisierte die Wunschfilme in Bildern. Oder Clarissa Thiemes Halbstünder „Was bleibt“, der 2010 auf der Berlinale lief. Stille Aufnahmen von Plätzen und Landschaften im heutigen Bosnien-Herzegowina, die Schauplätze von Kriegsverbrechen waren; ein Versuch über die Leerstellen des Krieges und die Grenzen der Darstellbarkeit von Gewalt. Bitte etwas Geduld, die Seite hakt manchmal ein bisschen. (www.arsenal-berlin.de )

(Zusammenstellung: chp)

Und hier die früheren Tipps, viele noch gültig, von Kopatchinskaja bis zum Tanz-Tutorial!

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Donnerstag, 26. März

KONZERT-TIPP

Droht die Laune zu sinken? Dann hilft ein Online-Konzertbesuch beim Gstaad Menuhin Festival mit der wilden Geigerin Patricia Kopatchinskaja. Homeoffice- und Quarantäne-müden Menschen macht sie gehörig Beine mit Duetten aus 1000 Jahren Musikgeschichte von ihrem Album «Take Two», die sie 2016 dort aufführte. Jazziges von Boruslav Martinu, ein Alleluia von Guillaume de Machault oder das gesungen-gespielt-getanzte „Kleine Irgendwas“ von Heinz Holliger (basierend auf einer Geschichte der kleinen Tochter von Kopatchinskaja!) erhellen das Gemüt auf der Stelle. Ihre Mitstreiter sind der britische Gambist Laurence Dreyfus und der Australier Anthony Romaniuk am Cembalo. Man muss sich nur schnell gratis registrieren bei www.gstaadfestival.de.

FILM-TIPP

Die vierteilige Mini-Serie „Unorthodox“ startet an diesem Donnerstag bei Netflix. Die Erlebnisse einer orthodoxen Jüdin aus Brooklyn, die aus ihrer arrangierten Ehe flieht und in Berlin bei einer Band unterkommt, basieren auf der realen Emanzipationsgeschichte der in Berlin lebenden Schriftstellerin Deborah Feldman. Der Film „nimmt Perspektiven ein, die selbst im deutschen Kino noch ungewohnt sind, und einen ganz eigenen Ton treffen“, schreibt Film-Kollege Andreas Busche in seiner Tagesspiegel-Kritik. Übrigens die erste Netflix-Serie auf Jiddisch! Mit Untertiteln natürlich. (www.netflix.com)

THEATER-TIPP

Das Jugendstück „Junge Hunde“ nach Christoph Nix‘ Roman über die zögerliche Ankunft der Studentenbewegung und der Vietnam-Proteste in einer deutschen Provinzstadt hatte im September 2019 im Theater Konstanz Premiere. Ein Coming-of-Age-Stück, in dem das Fragen und Nachfragen zu Wut und Widerstand führen. Regie führt Oliver Vorwerk, jetzt wird der Mitschnitt des 80-Minuten-Stücks als „Theater für Zuhause“ geboten, via Youtube. Nicht die beste Bildqualität, aber im Theatersaal hat man ja auch nicht immer freie Sicht. (www.theaterkonstanz.de)

Anna Netrebko als Manon Lescaut in der Staatsopern-Produktion von 2007.
Anna Netrebko als Manon Lescaut in der Staatsopern-Produktion von 2007.

© DPA/Klaus-Dietmar Gabbert

LITERATUR-TIPP

Sie können auch direkt auf die Webseite des Theaters Konstanz bleiben und sich zum Einschlafen noch etwas vorlesen lassen. Zum Beispiel Kafkas Erzählung „Ein Hungerkünstler“, von der Schauspielerin Antonia Jungwirth. „In den letzten Jahrzehnten ist das Interesse an Hungerkünstlern sehr zurückgegangen.“ Schöner, mal etwas anderer erster Satz über das zweifelhafte Gefühl, dass früher alles besser war. (www.theaterkonstanz.de)

(Zusammenstellung:chp)

Der Tanz-Tipp vom Vortag - Mitmachen bei Anne Teresa De Keersmaeker - ist noch aktuell!

Im kaukasischen Kreidekreis: (v.l.) Peter Luppa, Veit Schubert, Stefanie Reinsperger als Grusche und Tilo Nest.
Im kaukasischen Kreidekreis: (v.l.) Peter Luppa, Veit Schubert, Stefanie Reinsperger als Grusche und Tilo Nest.

© Imago/Martin Müller

Mittwoch, 25. März

Performance-Tipp

Heute könnte man mal das Europäische Kunstzentrum Hellerau besuchen. Das Gastspiel- und Koproduktionshaus bei Dresden hat gerade einige Mitschnitte online gestellt. Zum Beispiel die Tanzperformance "Life in Numbers" von Katia Majate aus Maputo (Mosambik) und Anna Till aus Dresden. Erst vergleichen sie Zahlen: Katia zahlt für einen Laib Brot 52 Meticais, Anna 3 Euro, Katia gebiert 5,24 Kinder, Anna 1,5. Katia verdient monatlich 31 €, Anna 3224 €. Das tanzen sie dann. Gibt auch sonst Einiges zum stöbern. (www.hellerau.org)

Tanz-Tipp

Tanzfans können gleich in Hellerau bleiben und Unterricht nehmen, denn es gibt einen Link zur Tanzkompagnie Rosas von Anne Teresa De Keersmaeker, die in Berlin zuletzt 2018 an der Volksbühne auftrat. Oder sich gleich auf der Webseite der Belgier umschauen und das Mitmach-Projekt „Dance in times of isolation” ansteuern. Per Online-Tutorial kann jeder und jede die Choreografie von „Rosas danst Rosas“ erlernen, mit deren Entstehung 1983 die Truppe ins Leben gerufen wurde. Und dann als Video hochladen, damit auch der Freundeskreis was davon hat. (www.rosas.be)

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Klassik-Tipp

Sie brauchen dringend einen kleinen Glücksmoment? Dann schauen Sie sich das Youtube-Video des Neuen Kammerchors Berlin an. Die beweisen die Möglichkeit des Unmöglichen: gefahrloses Chorsingen in Corona-Zeiten. "Draußen ist alles so prächtig. Aber ich sitz zu Haus". Großartig. Dauert leider nur zweieinhalb Minuten. Hunger auf mehr? Die Bamberger Symphoniker schaffen es sogar als komplettes Orchester, online zusammen zu musizieren. Beethovens "Ode an die Freude", was sonst. Noch ist das Soli-Repertoire der Deutschen etwas schmal. Die Social Symphony findet sich auch auf www.bamberger-symphoniker.de

Hassan Sharifs Installationsansicht I Am The Single Work Artist in den Kunst-Werken.
Hassan Sharifs Installationsansicht I Am The Single Work Artist in den Kunst-Werken.

© Courtesy Hassan Sharif Estate; Alexander Gray Associates, New York; gb agency, Paris; Gallery Isabelle van den Eynde, Dubai; Sharjah Art Foundation, Sharjah, Foto: Frank Sperling

Bühnen-Tipp

Die Münchner Kammerspiele versuchen es unter dem Logo "Kammer 4" mit Theater on Demand. Dabei treten die Schauspieler teils per Live-Cam in ihren Wohnungen auf, es gibt aber auch Streams von Inszenierungen aus den letzten Jahren. An diesem Mittwoch steht ein Double-Feature von Oliver Zahn auf dem Programm, "Situation mit ausgestrecktem Arm" und "Situation mit Doppelgänger". Achtung: Die Webseite des Theaters ist etwas chaotisch: Wer improvisiert nicht in Corona-Zeiten. (www.muenchner-kammerspiele.de)

Literatur-Tipp

1968 lernten sie sich in der Kneipe Herta in der Berliner Schlüterstraße kennen: Hans-Christoph Buch mochte an Hanns Zischler gleich, dass er sich für abseitige Literatur und Ethnologie interessierte und nicht nur für die Revolution. Der Schriftsteller plaudert mit dem Autor, Schauspieler, Fotograf und Allrounder Zischler zur Teatime des Literaturhauses in der Fasanenstraße über Berlin. Über den ruppigen Charme der Metropole und Ernst Dronkes neu aufgelegtes monumentales "Berlin"-Buch von 1843 (Verlag Andere Bibliothek), zu dem Buch ein Vorwort schrieb. Darin ist die Stadt im Vormärz selbst der Romanheld, obwohl Dronke nur ein Jahr hier lebte. Zischler liest auch Dronke-Auszüge. Zum Beispiel über den Zusammenhang zwischen dem sumpfigen Boden und dem zweifelhaften Mittelstand. Und warum Berlin nicht zur Revolution taugt... (www.literaturhaus-berlin.de)

(Zusammenstellung:chp)

Bei den Tipps vom Dienstag ist vielleicht auch noch was dabei

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Dienstag, 24. März

Kunst-Tipp

Wie wär’s mit der Monet-Ausstellung im Potsdamer Barberini-Museum? Kurator Daminel Zamani und Museumspädagogin Andrea Schmidt führen die Internet-Museumsbesucher durch die Schau „Monet.Orte“, mit 130 Werken aus allen Schaffensphasen. Da, der Wald von Fontainebleau, ein Spaziergänger-Paradies, hier die Heuschober, dort die Tuilerien: Der Rundgang dauert eine gute halbe Stunde. (www.museum-barberini.com)

Klassik-Tipp

Auf dem Programm des Belcea Quartets im Pierre Boulez Saal, einem Konzert vom 14. Oktober 2017, stehen Joseph Haydns D-Dur-Streichquartett „Alla Zingarese“ aus op. 20, György Ligetis Streichquartett Nr. 1 „Métamorphoses nocturnes“ und Antonin Dvoráks „Amerikanisches Quartett“. Die Werke entstanden zum einen auf dem Landsitz der Esterházys, zweitens in Ungarn, noch vor Ligetis Emigration über Wien nach Köln, und drittens in Spillville, Iowa. Fluchtbewegungen, Reisebewegungen – transatlantische Musikwelten. (www.boulezsaal.de)

Literatur-Tipp

Das Aargauer Literaturhaus Lenzburg lädt seit dem Wochenende zum Fortsetzungsroman. Am Staffetten-Schreiben nehmen unter anderem Zuzsanna Gahse, Nora Gomringer und Jan Koneffke teil. Die Staffelübergabe erfolgt mittels eines Worts, das der oder die jeweils Nächste in den folgenden Text einbauen soll. Den Anfang machten Jarosvlav Rudis mit einem Sauna-Gespräch über Marathonläufer (Weitergabe-Wort „Hausarzt“) und Monica Cantieni (Weitergabe-Wort „Tochter“). Als drittes schreibt Judith Kuckart, besagte Tochter hört Radio: "Was aktuell ist, ist auf schmerzhafte Weise aktuell", denkt sie. Am Donnerstag macht Michael Stavaric weiter. (aargauer-literaturhaus.ch)

Theater-Tipp

Die Schaubühne stellt Botho Strauß' „Schlusschor“ online, zwischen 18.30 Uhr und 24 Uhr. Die Inszenierung von Luc Bondy aus dem Jahr 1992 mit Otto Sander, Jutta Lampe, Corinna Kirchhoff, Imogen Kogge, Dörte Lyssewski und Ernst Stötzner ist legendär, das Stück dreht sich um die Wiedervereinigung. Ebenfalls legendär: Wie Jutta Lampe mit dem Bundesadler mehr als nur flirtet, ihn schließlich erwürgt. (www.schaubuehne.de) .

Pop-Tipp

Ab 19 Uhr kann wieder im Berliner Club "Wilde Renate" gefeiert werden. An diesem Dienstag mit Terr, Roman Flügel, Italo Johnson, Bloody Mary, S Ruston & Sebastian Voigt. Bis Mitternacht. (www.unitedwestream.berlin/)

(Zusammenstellung: chp)

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