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Carlo Chatrian.

© Urs Flueeler/KEYSTONE/dpa

Carlo Chatrian: Der künftige Berlinale-Chef ist ein festivalerprobter Cineast

Noch vor Kurzem hatte der gebürtige Italiener bei Fragen nach der Berlinale skeptisch reagiert. Jetzt soll der Locarno-Festivalchef Carlo Chatrian wohl die Nachfolge von Dieter Kosslick antreten.

Nun ist es also doch schon raus. Wie vielfach in der Filmbranche vermutet, soll der Locarno-Festivalchef Carlo Chatrian die Nachfolge von Dieter Kosslick bei der Berlinale antreten. Dies meldet die „B.Z.“ am Dienstagabend, mit Berufung auf Kreise der KBB, der Kulturveranstaltungen des Bundes.

Eine offizielle Bestätigung gibt es nicht von Seiten der Kulturstaatsministerin Monika Grütters, aber auch kein Dementi: Die CDU-Politikerin fungiert auch als Aufsichtsratsvorsitzende. Und sie bildete gemeinsam mit Mariette Rissenbeek, der Geschäftsführerin von German Films, und mit Björn Böhning als ehemaligen Chef der Berliner Senatskanzlei die Findungskommission. Das Trio ließ sich von Branchen-Experten beraten.

Große Filmkenntnis, enge Kontakte

Also Chatrian. Und nicht, wie in Cannes das Gerücht ging, Cameron Bailey, der künstlerische Leiter und Ko-Chef des Filmfests Toronto. Auch nicht Bero Beyer, Festivalleiter in Rotterdam, sein Name kursierte bis zuletzt. Noch im Herbst 2017 hatte der gebürtige Italiener und versierte Festivalkurator Chatrian, dem seit seinem Amtsantritt 2012 eine Steigerung der Wettbewerbs-Qualität in Locarno bescheinigt wird, bei Fragen nach der Berlinale eher skeptisch reagiert. „Zeit online“ sagte er, dass ihm das Showtalent abgehe und er nicht glaube, für die Berlinale geeignet zu sein. Festivalbeobachter schätzen Chatrian für seine große Filmkenntnis, seine engen Kontakte zu Independent-Filmern, er soll sehr gut vernetzt sein. Der dreifache Familienvater spricht Englisch und Italienisch, twittert auch auf Französisch, versteht deutsche Interviewfragen. „Zeit online“ berichtete er, dass er als Locarno-Chef bis zu zwölf Festivals im Jahr besucht und über die Hälfte des Jahres auf Reisen ist.

Aufsichtsrat tagt am Freitag

Aus der Behörde der Kulturstaatsministerin verlautet, wie gesagt, kein Kommentar. Grütters’ Sprecher verweist lediglich darauf, dass der KBB-Aufsichtsrat am Freitag tagt; er muss dem Vorschlag der drei Findungskommissionäre noch zustimmen. Gegen 14 Uhr will das Gremium die Berufung dann offiziell bekanntgeben. Oder genauer: die Berufungen. Grütters hatte sich zuletzt im Mai deutlich für eine Arbeitsteilung zwischen künstlerischer Direktion und Geschäftsleitung ausgesprochen, wie sie bei den anderen großen Festivals in Cannes und Venedig üblich ist. Nicht zuletzt, damit der Chefkurator genügend Zeit hat, um überall in der Welt nach guten Filmen zu suchen und engen Kontakt zu den Filmschaffenden zu halten. Auch Locarno ist seit vielen Jahren arbeitsteilig organisiert.

Dieter Kosslick.
Dieter Kosslick.

© Britta Pedersen/dpa

Auch was die neue, für Sponsoren, Organisation und das Finanzielle zuständige Geschäftsleitung betrifft, sind bislang noch keine Namen durchgesickert. Als mögliche Kandidatinnen werden jedoch Medienboard-Chefin Kirsten Niehuus, NRW-Filmstiftungschefin Petra Müller und die ehemalige Produzentin Maria Köpf gehandelt, die ihr vor drei Jahren angetretenes Amt als Chefin der Hamburger Filmförderung kürzlich überraschend wieder aufgab.

Kosslicks Vertrag endet Mai 2019

Dieter Kosslick ist seit Mai 2001 im Amt, als Nachfolger von Moritz de Hadeln. Er hat die Berlinale modernisiert und sie zum größten und beim Publikum beliebten Kulturereignis Berlins gemacht. Sein Vertrag endet im Mai nächsten Jahres; vom 7. bis 17. Februar 2019 wird er seine letzte Berlinale ausrichten.

Offen bleibt vorerst die Frage der künftigen Leitung des Forums, nachdem Forumchef Christoph Terhechte kürzlich seinen Abschied bekanntgab. 2019 wird die Reihe interimistisch von den Leiterinnen des Arsenal-Instituts organisiert, unter dessen Dach das Forum veranstaltet wird.

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