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Tjostolv Moland (Tobias Santelmann) und Joshua French (Aksel Hennie)

© RealFictionFilme Promo

Kritik zu „Congo Murder“: Zwei Todesfälle und viele offene Fragen

Täter oder Opfer? Der Thriller „Congo Murder“ handelt von zwei im Kongo inhaftierten Norwegern.

Von Jonas Bickelmann

Weiße Europäer in ausländischen Gefängnissen sind immer wieder für mediale Aufregung gut. Man erinnert sich an den deutschen Teenager Marco W., der 2007 acht Monate in einem türkischen Gefängnis saß. In norwegischen Medien bekamen Joshua French und Tjostolv Moland unzählige Schlagzeilen. Sie waren ab 2009 in der Demokratischen Republik Kongo jahrelang inhaftiert.

Ihre Geschichte erzählt das Actiondrama „Congo Murder“ von Marius Holst. Allerdings liegt sehr viel davon bis heute im Dunkeln. Was genau hatten die beiden erfahrenen Söldner im Kongo vor? Hier macht der Film nur Andeutungen.

Sicher ist, dass ihr Chauffeur Abedi Kasongo 2009 auf einer einsamen Straße erschossen wurde. Aber ob Moland (Tobias Santelmann) ihn erschoss oder kongolesische Truppen dahinter stecken, bleibt ungewiss. Moland und French (Aksel Hennie) werden schließlich von einem Militärgericht verurteilt und kommen ins Gefängnis.

Eine reale Geschichte mit vielen offenen Fragen

Nach vier Jahren Haft findet French seinen Freund tot im Bad der gemeinsamen Zelle. So stellt es zumindest der Regisseur dar. Tatsächlich ist auch hier nicht klar, was passierte. Das Gericht beschuldigt Joshua French des Mordes an Moland.

Schon der zweite ungeklärte Todesfall also. „Congo Murder“ geht aber nicht mit beiden gleich um. Im Fall des getöteten Fahrers Abedi Kasongo stellt Holst mehrere Varianten dar: die des kongolesischen Gerichts und die entlastende der Norweger.

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Beim toten Moland legt er sich die Darstellung hingegen auf eine der Möglichkeiten fest, nämlich dass French unschuldig ist. Dass die Perspektive in dieser unübersichtlichen Lage so nah an French und Moland bleibt, ist eine Schwäche des Films.

Überhaupt hätte man sich weniger Gefängnisalltag, dafür mehr Hintergrund gewünscht. Einerseits politischen: French kehrt nach acht Jahren Gefängnis heim. Es fließt zwar nicht direkt Lösegeld, aber die norwegische Regierung leitet großzügig Entwicklungshilfe um.

Und andererseits persönlichen Hintergrund, denn immer wieder äußert Moland, dass er nicht ins „verweichlichte“ Norwegen passte. Der harte Alltag im kongolesischen Gefängnis macht ihn allerdings auch wahnsinnig. „Wir haben es irgendwie nicht geschafft, in Norwegen ein normales Leben zu führen“, sagt French. Im Kongo irgendwie auch nicht.
In den Berliner Kinos Filmkunst 66, Zukunft, Union

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