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Die "station urbaner kulturen", die Außenstelle des ngbk in Hellersdorf, kann vermutlich 2020 nicht mehr finanziert werden.

© Nihad Nino Pusija

Kreuzberger Kunstverein ngbk bedroht: Berlin gewährt keine langfristige Finanzierung

Die Neue Gesellschaft für Bildende Kunst (ngbk) macht seit 50 Jahren Kunst für alle: eine feste Finanzierung vom Land soll es trotzdem nicht geben.

Im Ausstellungsraum der ngbk stehen im Moment im „Spielclub“ Stadtentwicklungsfragen auf dem Programm. Kinder dürfen sich in einer Spielumgebung Gedanken über Mietenpolitik und Teilhabe machen. Seit 50 Jahren behandelt der basisdemokratisch organisierte Kunstverein immer wieder konkrete stadtpolitische Themen, macht Kunst im öffentlichen Raum, baute zuletzt eine Zweigstelle am Stadtrand, in Hellersdorf, auf.

Kunst für alle, Zugänglichkeit, Vermittlung, von Kultursenator Klaus Lederer immer wieder als wichtige Anliegen der Kulturpolitik formuliert.

Die ngbk fordert schon seit Jahrzehnten, dass die Finanzierung der Institution auf eine stabile Basis gestellt werde, dass die ngbk dauerhaft in den Landeshaushalt aufgenommen werden soll. Die Signale aus der Senatsverwaltung waren zuletzt positiv. Die Aufnahme in den Haushalt war versprochen, heißt es aus dem Kunstverein.

Nun ist der Schock und die Enttäuschung dort umso größer: Es klappt im Doppelhaushalt 2020/21 wieder nicht, berichtet Geschäftsführerin Lilian Engelmann, die das Haus zum Februar 2020 verlässt.

Auch den jährlichen Fehlbedarf von 210 000 Euro, der durch die Inflationsrate und gestiegene Kosten zustande kommt, will Berlin wohl nicht übernehmen. Damit fehlten 22 Prozent der benötigten Mittel, sagt die ngbk. "Haushaltsverhandlungen haben es so an sich, dass nicht alle Wünsche durchgehen", lässt Daniel Bartsch, Pressesprecher der Senatsverwaltung für Kultur und Europa ausrichten.

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Für die ngbk heißt das: weiterhin kürzere Öffnungszeiten, die Aktivitäten in Hellersdorf einstellen, weniger Programm. Die Finanzierung bleibt ein Provisorium. Seit 1981 erhält der Verein eine Förderung der Lotto-Stiftung Berlin, zuletzt ihn Höhe von 750 000 Euro. Dabei ist das Geld laut Stiftungszweck nicht für institutionelle Förderungen gedacht.

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„Trotz guter Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung gibt es keine Anerkennung für unsere Arbeit“, ärgert sich Lilian Engelmann, die demnächst selbst in der Kulturverwaltung wechselt. Im Moment muss ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin für sie gefunden werden. Besonders prekär: Auch der langjährige Standort des Kunstvereins in der Oranienstraße ist gefährdet. Der Eigentümer, die Berggruen-Holding, hat das Gebäude letzte Woche an eine Luxemburger Immobiliengesellschaft verkauft.

2022 läuft der Mietvertrag aus

Der Mietvertrag läuft bis 2022. „Auch deshalb wäre es wichtig, dass wir finanziell abgesichert sind“, sagt Engelmann. „Mit unsicherem Budget können wir nicht sinnvoll über eine Verlängerung des Mietvertrags verhandeln und auch keinen neuen Standort suchen.“

Die Senatsverwaltung will offenbar noch etwas erreichen: „Wir sind in Gesprächen“, hieß es am Mittwoch aus dem Büro von Kultursenator Klaus Lederer. Wahrscheinlich geht es dabei um die fehlenden 210 000 Euro. Die abschließende Beratung zum Kulturhaushalt 2020/21findet am Donnerstag statt.

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