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Links: Sänger Neil Young bei einem Konzert in Quebec 2018. Rechts: Joe Rogan bei der UFC Meisterschaft in Las Vegas. 2021.

© AFP/Alice Chiche und Carmen Mandato

Kontroverse um Joe Rogan: Was steckt hinter dem Podcast „The Joe Rogan Experience“?

In seinem Podcast verbreitet der US-Comedian Falschinformationen zu Corona. Mit seiner Art trifft er den Nerv der Zeit - und beeinflusst Millionen Hörer.

Joe Rogan ist spätestens seit dem Streit zwischen dem Neil Young und dem Spotify einer größeren Öffentlichkeit bekannt geworden: Young forderte, dass der Streaming-Dienst dessen Show löschen solle. Andernfalls werde er seine eigenen Lieder herunternehmen. Hintergrund ist, dass Rogan in seinem Podcast „The Joe Rogan Experience“ Falschinformationen zum Coronavirus verbreitet.

Doch Spotify entschied sich für den Comedian. Womöglich auch, weil das Unternehmen im September 2021 die Exklusivrechte für dessen Podcast erworben hat – für 100 Millionen Dollar. Damit ist Rogan laut „Zeit Online“ einer der bestbezahltesten Entertainer der Welt.

Was hat es mit dem Phänomen Rogan auf sich? Es wäre zu einfach, ihn auf einen Comedian zu reduzieren, der kruden Thesen zum Coronavirus Raum gibt. Rogan hat die Macht, Geschmäcker, Politik und gesundheitliche Entscheidungen zu beeinflussen, schreibt die US-amerikanische Zeitung „New York Times“. Sie bezeichnet ihn als „Kreuzritter gegen die „Cancel Culture“.

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2019 wurde laut Rogan sein Podcast 190 Millionen mal pro Monat runtergeladen. Einige Folgen erreichen Hörer im zweistelligen Millionenbereich. Zum Vergleich: Der beliebteste Fernseh-Host in den USA, Tucker Carlson von Fox News, hat etwa drei Millionen Zuschauer pro Folge.

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Rogans Karriere als Unterhaltungskünstler startete schon früh: Mit sieben oder acht Jahren trat er mit einem Zaubertrick in San Francisco auf, berichtet die „New York Times“. 1988 begann er mit seiner Stand-Up-Karriere in einer Bar. Ab dann hangelte er sich von Rollen in Sitcoms, über eine rolle als Gameshow-Master hin zu seinem eigenen Podcast „The Joe Rogan Experience“ ab 2009.

Was die Show und wahrscheinlich das Phänomen Rogan so besonders macht, ist die Auswahl seiner Gäste und die Gesprächskultur. In den USA gibt es viele, die sich von der Akademikerelite und Medienszene abgehängt fühlen, und eine „Cancel Culture“ fürchten. „Du kannst einfach nicht „woke“ genug sein – das ist das Problem“, sagte Rogan im Mai. Ein Podcast, der sich selbst als freidenkend rühmt und von dem Comedian Marc Mellon als „Monokultur der Freidenker“ bezeichnet wird, wie die „New York Times“ schreibt, trifft genau das Verlangen, sich den Vorschriften zu entziehen.

Rogans Gästeauswahl ist kontrovers

Rogans Auswahl seiner Gesprächspartner ist oft kontrovers: Neben rechtsradikalen Autoren wie Gavin McInnes und Milo Yiannopoulos war auch der rechtsextreme Verschwörungstheoretiker Alex Jones mehrfach zu Gast. Eine Folge mit Jones hat Spotify aufgrund mehrerer Beschwerden mittlerweile wieder gelöscht.

Auch wenn vieles darauf schließen lässt, dass Rogan eindeutig dem rechten Lager zuzuordnen sei, will er selbst keiner politischen Richtung angehören: Er wähle seine Gäste nicht nach politischem Kalkül, er entscheide nach Sympathien. So sei es auch zu einem Interview mit dem linken Politiker Bernie Sanders gekommen – einfach weil er ihn mochte.

Rogan ist ein aufmerksamer Gesprächspartner, der sich auf sein Gegenüber ganz einlässt und dem anderen Raum gibt. Der 53-Jährige diskutiert mit jedem auf Augenhöhe, wird nie persönlich bei Meinungsverschiedenheiten und schafft so, eine gewisse Nähe seinem Gast herzustellen.

Als der Unternehmer Elon Musk bei ihm war, ging die Folge viral, als beide zusammen einen Joint rauchten. Die Bekanntheit von Musk gab Rogans Podcast den nötigen Auftrieb, um in die Höhen der Streaming-Welt zu kommen – und dort zu bleiben. Inzwischen ist es Rogan, der seinen Gästen eine öffentlichkeitswirksamen Push gibt.

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In seiner Sendung kamen zuletzt auch vermehrt Verschwörungstheoretiker zu Wort, wie zum Beispiel US-Virologe Robert Malone, der an der frühen Entwicklung von mRNA-Impfstoffen beteiligt war, inzwischen aber der Impfgegner-Szene zuzuordnen ist. Rogans Konzept ist simpel: „Du kannst sagen, was du willst. Wir sind hier auf Spotify.“ Rogan selbst teilt auf Twitter Beiträge, in denen vor Impfschäden bei Kindern gewarnt wird und schreibt, dass sich gesunde junge Leute nicht impfen lassen sollten.

Mehr als 270 Wissenschaftler und Ärzte haben sich in einer Petition an Spotify gewandt: Joe Rogan habe wiederholt Falschinformationen zu der Corona-Pandemie verbreitet und provoziere dadurch Misstrauen in die Wissenschaft, berichtet Zeit Online. Mehreren Medienberichten zufolge kam von Spotify offiziell dazu keine Stellungnahme. Rogan selbst kontert solche Angriffe damit, indem er sich als „keine geachtete Informationsquelle“ bezeichnet.

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