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Wutproblem. Adèle (Eye Haidara) bereitet Max (J. P. Bacri) Ärger.

© Universum

Komödie „Das Leben ist ein Fest“: Hochzeit auf Abwegen

Pointen-Feuerwerk: Die Macher von „Ziemlich beste Freunde“ übertreffen mit ihrer neuen Komödie „Das Leben ist ein Fest“ alle Erwartungen.

Seit 30 Jahren betreibt Max (Jean-Pierre Bacri) ein Gastro-Unternehmen, das Hochzeitsfeiern im großen Stil organisiert. Aber auch in diesem Gewerbe wird die Kundschaft immer knausriger, überall muss gespart werden: an den Vorspeisen, dem Fotografen, der Blumendekoration. Rauschende Feste wie das, was Bräutigam Pierre (Benjamin Lavernhe) seiner Liebsten Helena (Judith Chemla) in einem Schloss aus dem 16. Jahrhundert unweit von Paris zu Füßen legen will, leisten sich nur noch wenige.

Pierre ist ein schwieriger Kunde mit sehr genauen Vorstellungen und einer angeborenen Überheblichkeit. Aber als versierter Hochzeitsplaner hält Max alle Fäden, vom Catering über die Musik bis zum nächtlichen Feuerwerk, in der Hand. „Pure Magie“ erwartet sein Kunde von ihm, aber manchmal fühlt sich Max weniger als Zauberer denn als Dompteur. Sein Job besteht nicht nur darin, die umfangreiche Party-Logistik minutiös durchzuplanen. Die meiste Zeit ist er damit beschäftigt, die Temperamente und Befindlichkeiten der etwa zwei Dutzend Köche, Küchenhilfen, Kellner, Musiker und nicht zuletzt des verfressenen Fotografen Guy (Jean-Paul Rouve) diplomatisch zu moderieren.

Seine Assistentin Adèle etwa (die furiose Eye Haidara reißt jede ihrer Szenen an sich) hat Probleme mit ihrem Wut-Management und legt sich immer wieder mit dem Ersatzsänger James (Gilles Lellouche) an, der sich und seine Kunst etwas zu wichtig nimmt. Der Fotograf hält seinem Praktikanten Vorträge über den Fluch der Smartphone-Fotografie und Max’ Schwager Julien (Vincent Macaigne), ein ehemaliger Lehrer auf beruflichen Abwegen, beginnt aus Langeweile, die literarisch inspirierten Tischkärtchen zu korrigieren.

Ode an die Vielfalt menschlicher Schwäche

Schon nach den ersten zwanzig, enorm unterhaltsamen Kinominuten von „Das Leben ist ein Fest“, in denen die eigenwilligen Charaktere eingeführt werden, ist klar, dass diese Eventtruppe Chaos-Potenzial birgt. Aber das Feuerwerk, das das Regie-und-Drehbuch-Duo Olivier Nakache und Eric Toledano sechs Jahre nach ihrem Hit „Ziemlich beste Freunde“ abbrennt, übertrifft sogar noch alle Erwartungen. Aus dem Widerspruch zwischen dem perfekt inszenierten Schein der Hochzeitsfeier und den eskalierenden Turbulenzen hinter den Kulissen speist sich die Situationskomik dieser brillant konstruierten Ensemblekomödie.

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Am liebsten möchte man jedem deutschen Lustspiel-Regisseur (das gilt auch für die Mehrzahl der französischen Kollegen) zum Kinobesuch zwangsverpflichten, denn an „Das Leben ist ein Fest“ lässt sich bestens studieren, was eine gute Komödie ausmacht. Mit ungeheurem Einfallsreichtum und Sprachwitz regnen die Pointen herab, gelegentlich unterbrochen von Momenten, nun ja, „purer Magie“, wenn der Bräutigam mit einem Ballon am mondhellen Nachthimmel entschwebt. Ingeniös werden komische Szenen eingefädelt, um erst eine halbe Stunde später beiläufig zur Explosion zu kommen. Jedem einzelnen Gag liegt dabei die genaue und liebevolle Charakterisierung der Figuren zugrunde. Der Film ist eine beherzte Ode an die Vielfalt menschlicher Schwächen, die wunderbar choreografiert miteinander in Reibung gebracht werden.

Gleichzeitig fungiert das bunte Cateringteam mit all seinen gebrochenen Biografien auch als Spiegel der französischen Gesellschaft, deren heterogenes, multikulturelles Mit- und Durcheinander der Film über die traditionellen Klassenschranken hinaus feiert. Damit hat „Das Leben ist ein Fest“ nichts, aber auch gar nichts mit der lauwarmen französischen Lustspielwelle zu tun, die seit dem Ressentiment-behafteten „Monsieur Claude“ unaufhaltsam in die deutschen Kinos schwappt. Es ist schlichtweg der lustigste und originellste Film dieses noch jungen Kinojahres.

In 14 Berliner Kinos. OmU: Cinema Paris, Kulturbrauerei, Hackesche Höfe, Rollberg

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