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Sergiy Shadrin in "Klondike".

© Kedr Film

„Klondike“ im Panorama der Berlinale: Western aus der Ukraine

Maryna Er Gorbachs „Klondike“ spielt in der Donezk-Region. Die Kriegsgefahr ist in diesem hochaktuellen Werk jederzeit spürbar.

Wie beruhigend geordnet die Welt im Western doch ist. Hier die Guten, da die Bösen, und wer gewinnt, ist von vornherein klar. In „Klondike“ ist gar nichts klar. Wir sind in der Ost-Ukraine, die Konfliktlinie verläuft mitten durch die Familie von Irka (Oxana Cherkashyna) und Tolik (Sergiy Shadrin).

Er sympathisiert mit den pro-russischen Separatisten, ihr Bruder (Oleg Scherbina) hält zu den ukrainischen Streitkräften, und mittendrin steht Irka, die vor allem eines will: in Ruhe ihr Kind zur Welt bringen.

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Doch mit der Ruhe ist es in ihrem Dorf unweit der ukrainisch-russischen Grenze vorbei. Gleich zu Beginn sprengt eine Granate ein Loch in die Hauswand. Wenn sie jetzt im Fernsehen ein Fußballspiel schauen, tut sich die karge Anmut des Donbass hinter dem Paar auf.

Die Kriegsgefahr ist jederzeit spürbar. Immer wieder kracht es in die Stille hinein, aber nicht immer sind es Granaten. Regisseurin Maryna Er Gorbach siedelt „Klondike“ im Juli 2014 an, als Separatisten das Passagierflugzeug MH17 der Malaysia Airlines abschießen. Zugleich ist ihr Film hochaktuell: Das Drama um die Ukraine geht gerade in den nächsten, höchst realen Akt – ein heilloser Konflikt.

[15.2., 21 Uhr (Zoo Palast 2), 17.2., 11.30 Uhr (Cinemaxx 4), 19.2., 19 Uhr (Zoo Palast 1), 20.2., 17 Uhr (Cinemaxx 3)]

Gorbachs Western-Landschaft füllt die gesamte Breite der Leinwand aus, sie bleibt gleichmütig gegenüber dem Hass der Menschen. Die Kamera schwenkt mit äußerster Ruhe über die Figuren hinweg; in der Nacht ist sie aus der Ferne dabei, wenn der abgestürzte Flugzeugkörper von einem riesigen Kran verladen wird.

Irka will den Bauernhof nicht verlassen. Oxana Cherkashyna als Hochschwangere ist das Kraftzentrum des Geschehens, während die Männer um sie herum rotieren. Die Regisseurin, die für „Klondike“ den Regie-Preis in Sundance gewann, zeigt den Irrsinn des von Männern ausgetragenen Konflikts aus weiblicher Perspektive.

Sie wurde selber gerade Mutter, als der Kampf um das Donezk-Gebiet entflammte. Auch wenn ihr Film am Ende ins Symbolhafte kippt und in einer Szene kulminiert, die wie ein Drehbuch-Kniff anmutet, wirkt die nüchterne Schilderung des Donbass zuvor wie ein Schock. Krieg ist, wenn die falsche Kleidung, die falsche Musik oder Sprache über Leben und Tod entscheiden können.

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