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Akin

© dpa

''Chico'': "Deutschlands härtester Film" läuft an

Fatih Akins Hamburger Filmfamilie holt aus zum nächsten großen Schlag: Der Gangsterfilm "Chiko" feiert am Mittwoch Deutschlandpremiere in der Hansestadt. Der Streifen sorgte bereits auf der Berlinale für Aufsehen.

Erfolgsregisseur Fatih Akin als Produzent, Akin-Entdeckung Özgür Yildirim als Regisseur und Akin-Freund Bleibtreu als Drogenboss - Aufmerksamkeit war dem Film "Chiko" von Beginn an garantiert. Von "Deutschlands härtestem Film", "Gangsta-Rap" und einem "Gangsterfilm-Glanzlicht" sprachen Kritiker. "Eine Geschichte über die Jungs von der Straße", nennt die Filmcrew ihr Werk. Ein Stück im Stil der US-Gangsterfilm-Klassiker - gedreht in den Hochhaussiedlungen Hamburgs.

"Chiko", der am Donnerstag in den Kinos startet, erzählt die Geschichte vom Aufstieg und Fall eines Drogendealers. Chiko will nach ganz oben - und er will Respekt: "Wenn Du der Beste sein willst, musst Du Respekt kriegen. Wenn Du Respekt kriegen willst, dann darfst Du keinem anderen Respekt zeigen! Und wenn Du keinem anderen Respekt zeigst, dann denken die Leute irgendwann mal, Du hast den Respekt erfunden." Der Film schont seine Zuschauer nicht, zeigt psychisch wie physisch brutale Szenen. Die Ursprungsfassung des Drehbuchs wurde zunächst abgelehnt, unter anderem wegen der Brutalität. Yildirim, der mit "Chiko" sein Spielfilmdebüt vorlegt, überarbeitete das Skript und konnte die Förderanstalten sowie den NDR überzeugen.

Film platzte in die Diskussion um Jugendkriminalität

Schauplatz der Geschichte ist ein Vorort-Ghetto, Kulissen sind Hamburger Hochhaussiedlungen. Gegenden, die den Hamburger Filmjungs vertraut sind, vor allem dem im Stadtteil Dulsberg aufgewachsenen Yildirim. "Wenn man 'Chiko' sieht, werden vielleicht einige glauben, ich habe eine schreckliche Laufbahn hinter mir", sagt er, "das ist nicht so, aber man muss kein Krimineller sein, um so eine Geschichte zu erzählen". Auf dem Kiez habe er nicht drehen wollen, daher den Osten der Stadt bevorzugt. Letztlich sei aber der Ort genauso unwichtig wie die Nationalität der Figuren. Das mussten die Filmemacher auch auf der Berlinale betonen, als der der Streifen mitten in die von Roland Koch (CDU) entfachte Diskussion um Jugendkriminalität unter Ausländern platzte.

Für Fatih Akin ("Gegen die Wand", "Auf der anderen Seite") war der 1,5 Millionen Euro teure Film der erste, den er für Deutschland mit seiner Firma Corazón International "nur" produzierte. Yildirim hatte ihn schon vor zehn Jahren bei Akins Spielfilmdebüt "Kurz und schmerzlos" kennengelernt - damals wirkte er als Komparse mit. Auch Bleibtreu gehört schon lange zum Akin-Clan, spielte Hauptrollen in dessen Filmen "Im Juli" und "Solino". "Das Arbeiten mit Fatih zeichnet sich ja auch dadurch aus, dass es sehr familiär ist. Wenn man eine gute Zusammenarbeit hat, liegt ihm viel daran, diese auch immer wieder zu pflegen."

"Von einer Rolle wie Chiko träumen viele Jungschauspieler!"

Chiko-Darsteller Denis Moschitto, vor allem aus Komödien bekannt, musste erst Überzeugungsarbeit leisten. "Ich wollte die Rolle unbedingt und habe Özgür regelrecht mit meinen Anrufen terrorisiert", erzählt er. "Zu denen, die Zweifel hatten, gehörte bisweilen auch Fatih. Ungefähr ein halbes Jahr vor Drehbeginn hatte er mich bei einer Lesung gesehen - ausgerechnet als ich gerade extrem abgenommen hatte. Ich sah aus wie ein Strich in der Landschaft und habe seine skeptischen Blicke genau gesehen." Doch er trainierte und legte 20 Kilo an Körpermasse zu. Moschitto: "Von einer Rolle wie Chiko träumen doch viele Jungschauspieler! Wann ist es schon in Deutschland möglich, eine solch düstere, gespaltene Person zu spielen?"

Dorit Koch[dpa]

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