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Psychedelic Rock aus Australien: King Gizzard & The Lizard Wizard

© PIAS

King Gizzard & The Lizard Wizard live in Berlin: Einmal durchs Universum

Rockirrsinn im ausverkauften Astra Kulturhaus: Die siebenköpfige Band King Gizzard & The Lizard Wizard mit ihrer Mischung aus Psychedelic, Metal und Jazz.

„Was machen all die Leute hier?“, mag sich der eine oder die andere am Mittwochabend im Astra Kulturhaus gefragt haben, denn das Konzert von King Gizzard & The Lizard Wizard ist restlos ausverkauft, ebenso wie die vier anderen Deutschland-Auftritte der 2010 gegründeten Band. Erstaunlich ist das, weil die Australier mit ihrer Mischung aus Highspeed-Psychedelic Rock, Acid Folk, Heavy Prog und Krautrock gleich mehrere Nischen besetzen, deren Vertreter normalerweise in kleinen Kellerclubs vor einer Handvoll Insider auftreten.

Vielleicht liegt es am medialen Hype um den letztjährigen Veröffentlichungsmarathon von King Gizzard, die innerhalb von zwölf Monaten fünf Alben veröffentlichten – ein herrlich schwachsinniges Unterfangen, das dennoch fünf sehr hörenswerte und unterschiedliche Alben zwischen Psychedelic, Metal und Jazz hervorgebracht hat. Eines davon, „Polygondwanaland“, verschenkte die Gruppe sogar und stellte zudem die Masterdaten ins Netz – auf dass sich die Fans ihre eigenen CDs oder Vinylexemplare pressten. Was sie auch taten.

T-Shirts fliegen auf die Bühne

Ein wichtiger Grund für den Andrang dürfte aber auch die legendären Live- Energie von King Gizzard & The Lizard Wizard sein, von der man sich im Astra wieder überzeugen konnte. Die siebenköpfige Band – darunter zwei Schlagzeuger – startet mit gleich mehreren Songs von „Flying Microtonal Banana“, dessen titelgebende Bananen-Gitarre mit den selbst gebastelten mikrotonalen Bünden von Frontmann Stu Mackenzie geschwungen wird.

„Macht bitte lauter, das klingt wie Youtube!“, beschwert sich kurz darauf ein Besucher. Das lassen sich die Lizard Kings nicht zweimal sagen, der Pegel steigt deutlich an, die Riffs wummern, das Wah-Wah blubbert, der doppelte Schlagzeug-Beat geht mächtig nach vorne, T-Shirts fliegen auf die Bühne. Es ist eine wahre Freude, wenn sich Mackenzie halbironisch in Hardrock-Posen wirft und mit herausgestreckter Zunge die Mähne schüttelt, als sei die Rock-Maschine King Gizzard selbst für ihn zu schnell.

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Band und Publikum treiben sich gegenseitig zu Höchstleistungen an. Mehrmals bildet sich in der Menge ein leerer Kreis von etwa fünf Metern Durchmesser, in den jeweils zum Höhepunkt der Songs mit Verve hineingesprungen wird. Wenn gerade nicht gepogt wird, wird Stagediving betrieben. Kurzzeitig bilden sich auf der Bühne regelrechte Schlangen, weil der Andrang der Publikumstaucher so groß ist.

Rock’n’Roll-Schnulze zum Abschied

Spätestens als die Band „Crumbling Castle“ und „Robot Stop“ anstimmt, kocht der Saal. Die Songs hämmern ohne Verschnaufpause durch, Stu Mackenzie zitiert Hawkwinds Spacerock-Klassiker „Master Of The Universe“, ein Fan springt auf die Bühne und küsst ihn auf den Kopf, im Hintergrund fliegen Krokodile in gelben Propeller-Flugzeugen über die Leinwand, und ein Kind aus dem Publikum steht neben dem Keyboard und schüttelt den Schellenring.

Als zum Schluss auch noch der großartige King Khan als Überraschungsgast die Bühne betritt und eine Rock’n’Roll-Schnulze zum Abschied schmettert, ist der Abend perfekt. Dass die Band nach gut eineinhalb Stunden ohne Zugabe im Backstage verschwindet, kann man verschmerzen – hätten King Gizzard & The Lizard Wizard in normaler Geschwindigkeit gespielt, wären es ohnehin drei Stunden gewesen. Auf die nächsten fünf Alben!

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