zum Hauptinhalt
 Vor denen ist man sicher. Wölfe (Canis lupus) in ihrem Gehege im Wildpark Schorfheide in Groß Schönebeck (Brandenburg).

© Patrick Pleul / dpa

Kinderbuch über Wölfe: Ein Rudel kämpft ums Überleben

Spannend: Grit Poppe hat einen Roman über Wölfe und Menschen geschrieben

Am Anfang sind da nur die Spuren im Wald. Nicht von einem Reh, nicht von einem Wildschwein und auch nicht von einem Dachs. Joki und seine schlaue Freundin Sanja sind bald sicher: Hier müssen Wölfe unterwegs sein. Unversehens steht Joki einem gegenüber, nur getrennt durch einen schmalen Bach. Beide sind verdutzt, beide haben Angst, wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen. Das Spannende: Der Leser erfährt genau, was Mensch und Tier jeweils durch den Kopf geht. Denn die Autorin Grit Poppe wechselt die Perspektiven. Mal erzählt sie ein Kapitel aus der Sicht Jokis, dann wieder eins aus dem Blickwinkel der Wölfe. Ein ganzes Rudel ist in der Gegend unterwegs. Der jüngste Welpe bekommt die Hauptrolle. Er ist nicht so mutig und stark wie seine Geschwister, ewig trödelt er hinterher.

Ein Europäischer Wolf streift durch sein Gehege im Wildpark Schloss Tambach (Oberfranken) bei Coburg.
Ein Europäischer Wolf streift durch sein Gehege im Wildpark Schloss Tambach (Oberfranken) bei Coburg.

© David Ebener dpa/lby

So passiert, was passieren muss: Er verliert den Anschluss, bekommt von einem Dachs einen Schlag auf die Pfote, winselt und jault, doch seine Mutter, die ihn stets so liebevoll behütet hat, hört ihn nicht. Joki bemerkt den Welpen. Er erkennt, dass Schwarzohr, wie er ihn tauft, verloren ist, wenn er sein Rudel nicht wiederfindet. Aber wo sind die Wölfe?

Vorsichtshalber nimmt Joki den Welpen mit nach Hause, schmuggelt ihn im Rucksack in sein Zimmer. Zum Glück sind die Erwachsenen sowieso gerade anderweitig beschäftigt. Jokis Mutter ist vor allem für Baby Fiona da, und Knut, Bauer und neuer Lebensgefährte seiner Mutter, hat auf dem Hof zu tun.

Das Rudel muss ums Überleben kämpfen. Ein paar Insekten, Kröten oder Mäuse machen nicht satt. Nachts streifen die Wölfe auf der Suche nach Futter umher. Auf der Weide neben Knuts Bauernhof stehen ein paar Kälber, eins davon klein und schwach. Das Opfer ist bestimmt.

Knut bekommt den Wolfsangriff mit, holt eilig sein Gewehr – und trifft die Wölfin. Wieder aus der Perspektive der Tiere lebt man den Schmerz und die Angst mit. Die Wölfin verliert viel Blut, kann kaum noch mit dem Rudel mithalten, doch sie überlebt. Der Leser hat Mitleid – wie Joki. „Es ist verboten, auf Wölfe zu schießen“, sagt der Junge zu Knut. Der antwortet: „Notwehr. Reine Notwehr. Soll ich vielleicht zusehen, wie sie die ganze Herde reißen?“

Grit Poppe erzählt die Geschichte auch aus der Perspektive des Wolfes.
Grit Poppe erzählt die Geschichte auch aus der Perspektive des Wolfes.

© Peter Hammer Verlag

Ein Wortwechsel, der die aktuelle Diskussion aufnimmt. Hier die Tierschützer, dort die Bauern. Kann es eine für alle zufriedenstellende Lösung geben? Grit Poppe gibt keine schlichten Antworten. Sie schenkt den Lesern ein Happy End. Joki gelingt es, den Welpen nach abenteuerlicher Odyssee zu seinem Rudel zurückzubringen.

Im Anhang gibt’s noch Fakten. Warum die Wölfe in Deutschland ausgerottet wurden und nun zurückkommen, zum Beispiel. Auch die Frage, ob man einen Wolfswelpen mit nach Hause nehmen darf, wird aufgeworfen. „Natürlich sollte man das in der Realität auf keinen Fall tun,“ heißt es. Bei Schwarzohr und Joki ist es einfach gut gegangen.

Grit Poppe: Joki und die Wölfe. Roman. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2018. 256 Seiten. 14 €. Ab zehn Jahren.

Weitere Rezensionen finden Sie auf unserer Themenseite.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false