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Der spanische Dirigent Pablo Heras-Casado.

© Fernando Sancho

Karajan-Akademie der Philharmoniker: Musik von Kopf bis Fuß

In dieses Ensemble zu gelangen ist der Traum vieler Hochschulabsolventen: Die Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker unter Pablo Heras-Casado.

Eine der bekanntesten Symphonien von Mozart ist die in g-Moll Nr. 40. Dazu hat sicher ihre Adaption in Werbung und Pop beigetragen. Sie bewahrt ihr Geheimnis: Dass das strapazierte Werk wie neu klingen kann, erweist eine faszinierende Aufführung der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker unter dem spanischen Musikstar Pablo Heras-Casado.

In dieses Ensemble zu gelangen, bedeutet für Hochschulabsolventen schon das große Los. Über 500 Musiker und Musikerinnen streben es jährlich an. Die Stipendiaten dürfen in Konzerten der Philharmoniker mitwirken und erhalten Einzelunterricht bei den Mitgliedern des Orchesters. Viele ehemalige Akademisten sind heute Philharmoniker oder spielen woanders auf, etwa als Konzertmeister bei den Wiener Philharmonikern.

Die schöne, volle Zeit der Stipendiaten in Berlin umfasst jeweils zwei Jahre. Daraus folgt, dass die Schar der Auserwählten nicht spontan einen homogenen Klangkörper bildet. Das Konzert im Kammermusiksaal aber demonstriert, was quasi beim Verfertigen der Musik noch zusammenwächst. In Schumanns romantischem Opus 52 zeigt sich erst Gewöhnung an die dramatische Zeichengebung Heras-Casados. Es ist eine animierende Ganzkörpersprache, der Dirigent von Kopf bis Fuß ein Gefäß der Musik. Glanzlichter im Spiel der Stipendiaten verbinden sich bald zur Gesamtheit. So auch „Le Tombeau de Couperin“ von Ravel. In der Bewegung der Tänze mit dunklem Hintergrund bewährt sich, dass auf einer „Voreinstudierung“ Gregor Mayrhofers zu bauen ist. Die Suite als Huldigung an das 18. Jahrhundert spricht für die Vielgestaltigkeit des Programms. Als Gegenwartsmusik werden „Puzzles and Games“ von Unsuk Chin mit viel Applaus bedacht, da sich in Nika Goric eine Meisterin aller Stile mit hellem Sopran für Glissando, Katzen-Miau und Rap einsetzt. Das sind Songs aus Chins Münchner Opernerfolg „Alice in Wonderland“.

Die Melodielinie des zweiten Themas der Mozart-Symphonie, die Wärme des Hornklangs, im Menuett die Mischung aus rhythmischem Trotz und Eleganz, das rastlose Finale: Die Interpretation weiß wenig vom angeblichen Pessimismus der Partitur, denn Frische, durchhörbare Konturen und Feuer erobern das Publikum.

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