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Der Schweizer Verleger Daniel Kampa, jetzt auch Eigner von den Verlagen Jung und Jung und Schöffling

© imago

Kampa kauft die Verlage Jung und Jung und Schöffling: Georges Simenon als Schirmherr

Kleines Verlagsimperium in der Schweiz: Nach dem Atlantis Verlag hat Daniel Kampa nun auch die Verlage Jung und Jung und Schöffling gekauft.

Es war eine kleine Sensation, als Mitte 2017 bekannt wurde, dass der Diogenes Verlag in Zürich die Rechte an den Büchern des französischen Schriftstellers Georges Simenon verliert. Sie gingen nicht zuletzt in Absprache mit Simenons Sohn John an den langjährigen Diogenes-Geschäftsführer Daniel Kampa, der daraufhin 2018 in Zürich seinen eigenen Verlag gründete, den Kampa Verlag.

Damals bekannte Kampa, dass ihm nicht der Sinn danach stehe, einzig und allein einen Simenon-Verlag zu betreiben (was bei dem Output von Simenon vorstellbar gewesen wäre), sondern er einen literarischen Verlag gegründet habe, der vor allem neue Bücher veröffentlicht, der Autoren und Autorinnen entdecken will.

Tatsächlich demonstriert Kampa seitdem jedes Frühjahr und jeden Herbst, dass die Neuausgaben der Maigret- und Non-Maigret-Romane nur einen kleinen Teil seiner Programme ausmachen. Es finden sich bei ihm die Übersetzungen der Bücher der Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk genauso wie Romane von William Boyd oder Dan Kavanagh (ein Pseudonym von Julian Barnes für seine Krimis), oder Bücher von renommierten Autorinnen wie Jamaica Kincaid oder Louise Penny.

Mit Oktopus und dem Gatsby Verlag hat Kampa zudem gleich zwei Imprints geschaffen, die anscheinend nur die erste Basis waren für ein kleines Verlagsimperium, das da jetzt in Zürich entsteht. Im September verkündete Kampa, in der Schweiz vom Orell Füssli Verlag die Kinderbuchsparte des Atlantis Verlags gekauft zu haben, um "die Verlagsmarke Atlantis als Belletristikverlag" zu reaktivieren: "Der Verlag will die Vielsprachigkeit, die Vielfalt der Schweizer Kultur abbilden. Dazu gehört der Blick nach draußen – und so wird auch internationale Literatur bei Atlantis erscheinen."

Bei Schöffling erscheinen die Bücher von Peter Kurzeck

Und nun hat Kampa nicht nur den Salzburger Verlag Jung und Jung gekauft, wie vor zwei Wochen bekannt wurde, einen Verlag, in dem viel neue deutschsprachige Gegenwartsliteratur herauskommt, sondern ist ab kommenden Jahres auch Leiter des Frankfurter Schöffling Verlags. In dem wurde unter anderem Juli Zeh aufgebaut und die Romane von Peter Kurzeck neu aufgelegt; ein Verlag der immer wieder neue Autor:innen entdeckt (und wiederentdeckt hat) und sein Augenmerk auch auf Südosteuropa legt.

Die Übernahmen durch Kampa haben jetzt nicht gleich sensationellen Charakter, lassen aber aufmerken. Auf Seiten der kleineren Traditionsverlage gibt es allerdings gute Gründe, an Kampa zu verkaufen. In Salzburg hat der Verleger Jochen Jung vermutlich aus Altersgründen und weil er keinen geeigneten Nachfolger fand, schon länger einen Käufer für seinen Verlag gesucht. Und in Frankfurt hat Klaus Schöffling ebenfalls das Rentenalter erreicht. Er wollte seinen Verlag weiterhin als unabhängigen bewahren.

Das dürfte bei Daniel Kampa gegeben sein – auch wenn bei genauerer Betrachtung der literarischen Ausrichtung schon auch noch kleine Welten zwischen dem Schweizer und Jung und Jung sowie Schöffling liegen. Als Diogenes-Mann und nachfolgend Leiter von Hoffmann & Campe steht Kampa, trotz Tokarczuk, durchaus für das Segment anspruchsvolle Unterhaltungsliteratur, ein Autor wie William Boyd oder die Oktopus Bücher sind da repräsentativ.

Bei den zwei unabhängigen Verlagen, die beide schon Deutsche Buchpreise (Melinda Nadj Abonji, Ursula Krechel, Jung und Jung) oder den der Leipziger Buchmesse (Guntram Vesper, Schöffling) für sich verbuchen konnten, ist das Programm dezidiert literarischer, an Aufbauarbeit orientiert. Dass aber nun Georges Simenon als eine Art Schirmherr (und mutmaßlicher Mitfinanzier) von Verlagen wie Jung und Jung und Schöffling dient, ist natürlich ganz wunderbar.

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