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Marie-Pierre Langlamet

© Berliner Philharmoniker

Kammermusik der Berliner Philharmoniker: Feurige Askese

Raffinierte Klangskulpturen mit klare Linien: Sieben Berliner Philharmoniker spielen Kammermusik von Maurice Ravel.

Ein Solobratscher des Orchestre National de Lyon kommt nach Berlin, um bei den Berliner Philharmonikern Mitglied der Bratschengruppe zu sein. Ein Geiger bewährt sich in Rom als Konzertmeister, bevor er in die philharmonische Gruppe der Zweiten Violinen aufgenommen wird, deren Stimmführer er heute ist.

Zusammen mit prominenten Solisten des Orchesters spielen Ignacy Miecznikowski und Christophe Horák im Kammermusiksaal, und es beweist sich, dass sie hervorragende Solisten sind. Dank solcher Musiker erreichen die Gruppen der Philharmoniker ihren inneren Glanz.

„Alles Ravel“ nennen sieben Mitglieder des Orchesters ihr interessantes Konzert im Kammermusiksaal, das ganz dem französischen Komponisten gewidmet ist. Arrangiert für drei Instrumente, erklingt zunächst die Sonatine für Klavier. Selbst virtuoser Harfenist, hat Carlos Salzedo sie so bearbeitet, dass es Ravel gefallen haben soll. In dieser Fassung fasziniert der dunkle Bratschenton Miecznikowskis im Duo mit der vertrauten Flöte Emmanuel Pahuds und dem Zierrat der Harfe von Marie-Pierre Langlamet.

Im folgenden Streichquartett, dessen Führung Simon Roturier (aus den Zweiten Violinen der Philharmoniker) mit subtiler geigerischer Einfühlung übernimmt, kommt Bruno Delepelaire aus Paris dazu, Erster Solocellist der Philharmoniker seit 2013 und tonangebend mit seinem Impetus.

Ravel arbeitet detailreich mit kleinen motivischen Keimen

Maurice Ravel unterscheidet sich von Claude Debussy, dem anderen großen Komponisten des Impressionismus, durch eine härtere Kunst seiner Linienführung. Die Interpretationen zeigen, wie spannend die wechselnde Beleuchtung kleiner motivischer Keime in dieser Kammermusik sein kann, wie viel Ausdruckskraft von einem Intervall wie der Quarte in der Sonatine ausgeht. Immer neu erscheinen die Impulse aus solchen thematischen Schritten.

Einen Stil letzter Ausgespartheit, dépouillé, Vereinfachung insgesamt gewinnt der Komponist des „Boléro“ in der Duo-Sonate für Violine und Violoncello, die Christophe Horák und Bruno Delepelaire mit Klarheit und Feuer interpretieren. Die Selbständigkeit ihrer Stimmen, die „Askese der Mittel“ (Ravel), die Vereinfachung insgesamt triumphieren erstaunlich volltönend.

Zu ihrem schönen Solo gelangt Marie-Pierre Langlamet in „Introduction et Allegro“, wo der Harfenklang in die Farben zweier Holzbläser (zu Emmanuel Pahud kommt hier noch Wenzel Fuchs mit seiner Klarinette) und eines Streichquartetts gemischt wird. Wie sie einander die Thematik weiterreichen, ob in der gespannten Ruhe eines „Très lent“ oder im Schwung ihrer Temperamente in den „vif“-Sätzen, in dem Ensemble herrscht eine erstaunliche Übereinstimmung der Vorstellungskraft.

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