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Kairo: Ägyptisches Museum zeigt Lego-Pharaonen

Das kürzlich eröffnete Kindermuseum des Ägyptischen Museums bietet eine einmalige Kombination aus Lego-Gottheiten und Originalstücken. Die Direktorin ist begeistert und plant bereits eine Erweiterung.

Khaled drückt sich die Nase an der Scheibe platt. Aufgeregt zieht seine kleine Schwester Mirola die Mutter herbei: Da liegt ein echter 3300 Jahre alter Farbmalkasten, gegenüber zupft ein Harfenspieler aus Lego zu leiser Musik an seinem Instrument. Während ihre Mutter Marwa Hussein den Erklärtext in Arabisch und Englisch studiert, tuscheln die beiden Kinder aufgeregt miteinander. Für die Familie ist es der erste Besuch im kürzlich eröffneten Kindermuseum des Ägyptischen Museums in Kairo - und alle sind begeistert. „Meine Kinder lernen die Welt ihrer Vorfahren hier ganz spielerisch kennen“, freut sich die 34-Jährige.

Am Eingang bereits empfängt eine wuchtige gelbe Sphinx aus 47.500 Plastiksteinen die jungen Besucher. Und im Inneren haben die Ausstellungsmacher etwas zu bieten, was ihnen niemand sonst auf der Welt nachmachen kann. Sie kombinieren die leuchtend gelben, roten und blauen Lego-Skulpturen mit echten pharaonischen Prachtstücken. Sogar eine 3000 Jahre alte Perücke und einen 4000 Jahre alten Brotlaib kann der Nachwuchs hier bestaunen, während die große Wandkarte ihrer Heimat ganz aus Lego ist.

Für Wafaa El Saddik geht mit dem Kindermuseum ein Traum in Erfüllung. Seit 2004 ist sie Direktorin des Ägyptischen Museums, eine der berühmtesten Antikensammlungen der Welt. Ihren Doktor in Archäologie hat sie in Wien gemacht, danach lebte sie 15 Jahre lang mit ihrem Mann in Köln, der dort die Dom-Apotheke führte. Am Rhein sah sie dann auch zum ersten Mal mit ihren beiden Söhnen Tarek und Hadi die „Geheimnisse der Pharaonen“, wie die Lego-Wanderausstellung hieß. Ihr erstes Schreiben an den dänischen Spielzeughersteller von 1994 hütet sie bis heute. Damals schlug sie vor, die Ausstellung auch in Ägypten zu zeigen.

Zehn Jahre lang ließ sich der Konzern bitten, 2005 schließlich erklärte er sich überraschend bereit, alles nach Ägypten zu verschenken – und zwar an das Ägyptische Museum in Kairo, wo Wafaa El Saddik inzwischen Chefin geworden war. Zunächst war in dem total überfüllten Gebäude am Nilufer kein Platz zu finden. Nach dem Skandal um die Mohammed-Karikaturen gab es sogar grundsätzliche Bedenken. Doch Saddik ließ sich nicht beirren. „Die Menschen vergessen schnell“, sagt sie heute. Vor drei Wochen nun war Eröffnung durch den dänischen Prinzen Henrik.

Sechs Segmente hat das neue Kindermuseum, untergebracht in den frisch renovierten Gewölben der ehemaligen Magazine. Bevor Frau Saddik sich ans Aufräumen machte, lagerten hier hundert Jahre ägyptische Archäologie – verstaubte Holzkisten mit mehr als hunderttausend Objekten. Alle jetzt mit Lego kombinierten Originalstücke stammen aus diesem unerschöpflichen Fundus – ausgesucht zusammen mit einer Berliner Kinderpädagogin.

Jeder Raum widmet sich einem Thema der altägyptischen Kultur: Brot backen und Bier brauen – der Alltag am Nil, Papyrus und die Kunst des Schreibens, der Kosmos der Götter, die Welt der Pharaonen und ihrer Familien sowie das Leben nach dem Tod - Mumifizierung des Körpers und Reise in die Unterwelt. Hier hängt dann auch - aus 25.500 Legosteinen geformt - die weltberühmte Totenmaske des Tutenchamun. Integriert ist auch ein Spielzimmer, dessen vier Tische an diesem Nachmittag dicht umlagert sind. Khaled versucht sich an einer Pyramide, seine Schwester Mirola an einem Thron für Pharao Ramses II.

Drei Kindergärtnerinnen kümmern sich um die Kleinen, drei weitere sollen noch in diesem Jahr eingestellt werden. Denn Chefin Wafaa El Saddik will die Legowerkstatt schon bald deutlich ausbauen und eine Mediathek mit Hörgeräten für blinde Kinder anfügen. Den nächsten Gewölbeteil hat sie dafür bereits leer räumen lassen. Noch aber verstellt den Durchgang eine Büste der Königin Hatschepsut.

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