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Die Unendlichkeit, Digga! Käptn Peng macht aus hirnverbiegendsten Grübeleien Hip-Hop-Spaß.

© imago

Käptn Peng in der Columbiahalle: Der Grübeltainer zaubert wieder

Der Philosophenkönig unter den Rappern spielt mit seiner Band in der ausverkauften Columbiahalle. Und bringt gleich drei neue Songs mit.

Eigentlich ist Käptn Peng ein Klugscheißer: Das Alter Ego des Schauspielers Robert Gwisdek rappt über die Unendlichkeit, die Zahl Pi und den Ursprung des Universums, benutzt Wörter wie „Rasurfraktal“ oder „Edelstahlgewindeflansch“. Seine Texte könnte man in Gedichtbände gießen.

Dennoch kommt am Montagabend beim Konzert in der ausverkauften Columbiahalle nicht eine Sekunde lang der Gedanke auf: „Was für ein Klugscheißer.“

Käptn Peng und seine Begleitband, die Tentakel von Delphi, schaffen es dank aberwitziger Wortzaubereien und Storytelling-Flow a lá Creme de la Creme, die hirnverbiegendsten Grübeleien in puren Hip-Hop-Spaß zu verwandeln, ohne Grundkurs-Philosophie-Atmosphäre aufkommen zu lassen.

„Es ist schön, wieder zu Hause zu sein“, sagt Gwisdek zu Beginn. Es wird ein Heimspiel für die Berliner, eine Party mit Freunden, oder besser – mit einer Freundin. Denn Gwisdek tauft das Publikum mal eben „Claudia“, spricht es fortan nur noch so an.

„Wir dekantieren doktikologisches Protoplasma / Aktivieren die Viren aus der Logophotonenkammer“, eröffnet er seiner neuen Bekanntschaft, während die Tentakel als vierköpfige Funkrock-Hydra die Beats rauspeitschen, zum Teil mit Schneebesen und Bürsten, die zu Percussion-Instrumenten erhoben wurden.

Drei neue Songs - darunter eine Ode an Arschlöcher

Die Band legt gut vor, und das Publikum legt nach: „Wir küssen, die anderen machen Mund-zu-Mund-Verarschung/ Wir haben das Mobiliar in Scherben getanzt/Und dabei Mosaike in die Erde gestampft“, singen die Besucher textsicher die Zeilen des (Hass)Liebesliedes „Tango im Treibsand“ mit, so wie fast alle der Wortwasserfälle, die noch folgen.

„Wow, Claudia – jetzt kommt aber was hoch zwischen uns“, flirtet Gwisdek.

Auch drei neue Songs hat die Band, die 2017 ihr letztes Album veröffentlichte, im Gepäck, darunter eine Ode an alle Arschlöcher. Doch irgendwann heißt es: „Claudia, wir müssen reden …“, denn Robert Gwisdek denkt langsam ans Schluss machen.

Natürlich mit „Der Anfang ist nah“, in das ein Duett aus Flöte und Sitar platzt. Nur einer von vielen Momenten, der unterstreicht, was für ein Wunder Käptn Peng und seine Tentakel sind – der schönste Unfall, der Deutschrap seit langem passiert.

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