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Intensiv. Das Junge Ensemble wirft sich mit Leidenschaft in die Musik.

© STEPHAN RÖHL

Junges Ensemble Berlin: Volle Wucht

„Panzerkreuzer Potemkin“ ist ein Meilenstein der Kinogeschichte. Das Junge Ensemble Berlin spielt Musik von Schostakowitsch dazu.

Ein Kinderwagen rollt unaufhaltsam die Treppe hinunter, eine Frau schreit, Waffen werden abgefeuert, Menschen laufen panisch durcheinander. Diese Szene aus Sergei Eisensteins „Panzerkreuzer Potemkin“ zählt wohl zu den berühmtesten der Filmgeschichte. Bei der Uraufführung des Films 1925 gab es eine Art Best of aus Werken von Beethoven, Tschaikowsky und anderen zu hören. Am Sonntagabend dagegen ist dieser Meilenstein der Kinogeschichte im Großen Sendesaal des RBB mit einem anderen Soundtrack zu erleben. Das Sinfonieorchester des Jungen Ensembles Berlin spielt unter der Leitung von Michael Riedel Musik vom größten russischen Komponisten des 20. Jahrhunderts: Dmitri Schostakowitsch. Die Klangcollage hat der an der Schnittstelle von Musik und Film arbeitende Frank Strobel 2008 aus sechs verschieenen Schostakowitsch-Sinfonien erstellt.

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Der vor allem auf technischer Ebene revolutionäre Film erzählt eine auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte aus der Zeit der russischen Revolution 1905: Die Matrosen des Panzerkreuzers Potemkin meutern gegen ihre zaristischen Offiziere. Berühmt ist der Film für Eisensteins revolutionären Einsatz des Filmschnitts. Bei dieser Attraktionsmontage genannten Technik prasseln immer wildere, schockierendere Bilder auf den Zuschauer ein. Das Ziel: Manipulation durch heftige Emotionen und daraus folgende Erziehung des Zuschauers zum sozialistischen Menschen – der Film wurde zu Propagandazwecken eingesetzt.

Schostakowitschs Musik verstärkt die emotionale Wucht des Films ungemein. Strobel hat mit seiner Montage ganze Arbeit geleistet: Man könnte meinen, Schostakowitsch hätte seine Sinfonien mit den Bildern aus Eisensteins Film im Hinterkopf geschrieben. Vor allem die dramatischen Szenen des Films harmonieren wunderbar mit der Musik, und auch hier ist wieder die Treppenszene hervorzuheben. Michael Riedel und das Sinfonieorchester des Jungen Ensembles werfen sich mit Leidenschaft in diese Musik, es ist ohrenbetäubend laut, passend zu Chaos und Tragik auf der Leinwand. So intensiv, so wuchtig das Erlebnis ist – ein paar leisere Momente hätten dem Ganzen dramaturgisch durchaus gutgetan.

Elias Pietsch

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