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Eine Insel im Nebel - auf die Schüler in Alex Falkners Roman wartet ein dramatisches Abenteuer.

© imago images/blickwinkel

Jugendroman von Alex Falkner: Im Nebel verschollen

Insel der Jugend: Alex Falkners schneller, geheimnisvoller und spannender Roman „Silberflut“.

Es ist dies wohl das Ideal eines Jugendbuchs: Die Lektüre beginnt, erste Seite, zweite Seite, und zack sind die jungen (und durchaus auch älteren) Leserinnen und Leser drin und wollen nicht mehr aufhören. Alex Falkners Roman „Silberflut. Das Geheimnis von Ray’s Rock“ kommt diesem Ideal sehr, sehr nahe. Zu Beginn irritiert höchstens eine Art Werbezettel, der eine „etwas andere Klassenfahrt“ anpreist, nämlich die Schatzsuche auf einer einsamen Insel namens Ray’s Rock: „Buchen Sie jetzt vierzehn Tage Abenteuer für ihre Schulklasse“. Sowie der an einen Baum gepinnte Brief eines Schülers, Eddie Mazur, Klasse, 7c, ein Notruf: „Ich schreibe das auf, weil ich nicht weiß, ob wir das hier überleben werden.“

[Alex Falkner : Silberflut. Das Geheimnis von Ray's Rock. Mit Bildern von Torben Weit. Arena Verlag, Würzburg 2020. 242 Seiten, 12 . Ab zwölf Jahren.]

Das gehört natürlich zu diesem Roman, gibt ihm den Rahmen – und wäre trotzdem nicht unbedingt nötig gewesen, weil eben auf den ersten Seiten sofort klar wird, um was es bis zum Ende geht. Eben jene titelgebende Silberflut rollt über die Insel, diese wird in einen silbern glitzernden Nebel eingehüllt, und eine Gruppe von sieben 12-, 13-jährigen Schülern und Schülerinnen kann sich gerade noch in eine Burg retten. Als der Spuk vorbei ist, merken sie, dass ihre Lehrer weg sind und auch ihre Mitschüler. Es scheint, als seien sie nun allein auf Ray’s Rock, einer kleinen, zwischen Irland und England gelegenen Insel.

Alex Falkner kommt schnell zur Sache

Was ist hier los? Falkner, die 1975 geboren wurde und in Köln lebt, kommt umstandslos zur Sache und hält sich nicht groß mit den Vorgeschichten der – vorerst – sieben Nebel-Überlebenden auf. Erzählen lässt sie zwei Schüler im Wechsel: Eddie, den Briefschreiber, und Milla, die hier und da mal einstreut, dass sie sich als Außenseiterin fühlt (und selbstbewusst so verhält) und aus einem nicht ganz unproblematischen Elternhaus kommt.

Ihnen zur Seite stehen Laurens, Jesper, Theo, Nick und Lucy. Auf der Insel, die nun auch von jeglicher Stromversorgung abgeschnitten ist, entdecken sie nach und nach so einige Seltsamkeiten: einen großen frisch gewachsenen Rosenstrauch, der sie kaum aus ihrer Hütte kommen lässt, riesige Farne, Pilze mit dem Durchmesser von Fußbällen, überhaupt, wo sie hinschauen: „abnormes Pflanzenwachstum“. Oder eine zwielichtige Eule, Schlangennester, ein Wolf.

Mysteriöse Insel: Alex Falkner kann spannend erzählen.
Mysteriöse Insel: Alex Falkner kann spannend erzählen.

© Arena

Und sie entdecken, dass sie nicht allein auf der Insel sind. Aus einem anderen Camp haben ebenfalls fünf Kinder überlebt, die „Aggro–Kids“, schwer erziehbare Jugendliche, vor denen die Lehrer Milla, Eddie und Co vorher schon gewarnt hatten. Was Milla nur müde-abfällig kommentiert: „Schließlich wusste ich ja, was die Lehrer an verschiedensten Schulen schon so alles über mich behauptet hatten.“

Fortsetzung garantiert

Trotzdem: Die beiden Gruppen bekämpfen sich, und „Silberflut“ erinnert dann bisweilen an Zoran Dvenkars „Kurzhosengang“, dann wieder an John Carpenters „Nebel des Grauens“, an Mythenbücher der Kelten oder auch Hanya Yanagiharas „Das Volk der Bäume“. Falkners Sprache ist ohne Schnörkel, manchmal aber arg betont juvenil („Nick und ich hätten kotzen können, und zwar im Strahl“), manchmal arg quasimodern mit „wtf“ oder „chill’ mal dein Leben“ gesprenkelt. Das fällt jedoch kaum ins Gewicht, weil sie bei den vielen Erzählwechseln von Milla und Eddie wirklich geschickt mit kleinen Cliffhängern arbeitet und Tempo und Spannung immer wieder hochhält.

Was ist bloß hier los? Die Insel wird immer mysteriöser. Nur so viel sei verraten: Anfang April gibt es schon den nächsten „Silberflut“-Band mit dem Untertitel „Die Verschollenen von Ray’s Rock“.

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