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Schon der Titel verspricht Lesevergnügen.

© Hanser Verlag

Jugendroman: Vergnüglicher Blick über den Tellerrand

Michael Gerard Bauers spannender Schulroman "Die Nervensäge, meine Mutter, Sir Tiffy, der Nerd und ich"

Maggie Butt hat es nicht leicht. Kurz vor ihrem 16. Geburtstag und genau neun Wochen und einen Tag vor der Abschlussfeier zum Ende des letzten Schuljahres auf der Mädchenschule St. Brenda’s steht noch immer das Erreichen ihrer drei Minimalziele aus: Wenigstens eine gute Freundin finden sowie einen Partner für den Abschlussball, und ihr Abschlusszeugnis sollte als Gesamtnote zumindest eine Eins in ihrem besten Fach Englisch aufweisen. Doch spätestens mit Eintritt der „Nervensäge“ in ihr Leben, die in Gestalt des neuen Freundes ihrer Mutter gleich als Erstes den bislang einzigen potenziellen Partner für den Abschlussball vertreibt, scheint jedes ihrer Ziele aussichtslos …

Michael Gerard Bauer ist ein preisgekrönter australischer Autor und im deutschen Sprachraum nicht zuletzt dank „Nennt mich nicht Ismael!“ (2008) bestens eingeführt. Wie in seinen Ismael-Romanen handelt „Die Nervensäge, meine Mutter, Sir Tiffy, der Nerd & ich“ zwar erneut vom spannungsgeladenen Beziehungsgeflecht Pubertierender mit Familie und Schule, doch die Akzente sind mit seiner neuen Hauptfigur Maggie Butt etwas anders gesetzt. Maggie ist ein Mädchen, zudem um ein in diesem Alter entscheidendes Jahr älter als Ismael und im Gegensatz zu ihm keineswegs redegehemmt.

Nach der Trennung von Maggies Vater, einem relativ bekannten Filmschauspieler, musste sie gemeinsam mit ihrer Mutter umziehen und für ihre letzten zwei Schuljahre die Schule wechseln. Im ersten Schuljahr auf der St. Brenda ließen ihre schulischen Leistungen wie auch das Interesse an sozialen Kontakten stark nach. In den darauf folgenden Ferien hatte sich Maggie die besagten drei Minimalziele gesteckt.

Doch im Unterschied zu Ismael muss Maggie weniger konkret gegen Schreckensgestalten kämpfen als vielmehr mit ihrer eigenen Sicht auf die Dinge, die ihr geschehen. Für Maggie ist der Weg zu dieser Erkenntnis mit der Überwindung hoher Hürden verbunden, für die Leser*innen aber vor allem einmal mehr mit sehr viel Situationskomik und köstlichem Wortwitz.

Neben den im umfänglichen Titel angesprochenen Personen – Sir Tiffy ist allerdings eine völlig verwahrloste Katze –, gibt es noch einige andere, an denen sich Maggie reibt. Aber der Autor vermag eben nicht nur mitreißende Charaktere einzuführen und mit ihnen Schlag auf Schlag eine geradezu unüberwindlich scheinende Fallhöhe aufzubauen, sondern lässt Maggie schließlich ebenso gekonnt die Kurve kriegen und sie über den eigenen Tellerrand schauen. So münden die Schlusskapitel in mehrere perfekte Augenblicke, bei denen Lachen, Rührung und Nachdenklichkeit zu einer wunderbaren Balance finden. Ein echtes Lesevergnügen!

Michael Gerard Bauer: Die Nervensäge, meine Mutter, Sir Tiffy, der Nerd & ich. Roman. Aus dem Englischen von Ute Mihr. Hanser Verlag, München 2018. 279 Seiten. 16,00 €. Ab 14 Jahren.

Weitere Rezensionen finden Sie auf unserer Themenseite.

Ulrich Karger

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