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Buchcover

© Abbildung: Dressler Verlag

Jugendbuch: Liebe ist stärker als das Vorurteil

Kristina Aamand über den steinigen Weg einer Muslima - mit überraschendem Ende.

Wenn sie nur könnte, wie sie wollte. Sheherazade Jenin möchte gern Schriftstellerin werden, doch ihre Mutter träumt von einer Karriere als Ärztin, jetzt, wo sie es nach Dänemark geschafft haben und ihr alle Möglichkeiten offenstehen. Sheherazade besucht als einzige Muslima das Gymnasium, was nicht einfach ist. Ihre Mutter verarbeitet die Kriegs- und Fluchterfahrungen durch eine stärkere Hinwendung zur Religion, und der Vater, schwer traumatisiert, kann nicht von den Nachrichten aus der alten Heimat lassen. Der Krieg setzt sich in seinem Kopf fort.

Sheherazade trägt in Dänemark Kopftuch und bleibt unbehelligt. „Mich haben sie immer in Ruhe gelassen. Das ist der ultimative Vorteil, wenn man Kopftuch trägt. Die Idioten halten die Klappe.“ Sie lebt zurückgezogen, geht nicht aus, büffelt für die Schule und bastelt „Zines“, kleine Magazine, in denen sie Bilder und Texte collagiert, ihre Methode, sich auszudrücken. Diese Seiten werden im Buch immer wieder dazwischengeschoben.

Verliebt in die blonde Thea

Sheherazades Leben ändert sich schlagartig, als sie im Krankenhaus am Kaffeeautomaten die blonde Thea kennenlernt, Tochter aus gutem liberalen Hause, die ganz anders ist als die anderen. Sheherazade verliebt sich unsterblich in die schöne Thea, wirft allmählich alle Bedenken der Tradition über Bord und geht ihren eigenen Weg. Der ist hart, steinig – und schmerzt. Thea zeigt Verständnis für ihre neue Freundin und steht ihr geduldig zur Seite.

Lesbische Liebe im muslimischen Milieu

Kristina Aamand, in Dänemark als Tochter einer dänisch-katholischen Mutter und eines palästinensisch-muslimischen Vaters geboren, weiß, wovon sie spricht. Sie kennt das Milieu der Vorstädte. Zudem hat sie lange als Krankenschwester und Sozialberaterin für ethnische Minderheiten gearbeitet, viele Gespräche geführt, wie sie so ähnlich im Buch wiedergegeben werden. Sie weiß, was lesbische Liebe im muslimischen Milieu bedeutet, und sie kennt Fälle wie den von Sohanes, die sich der Zwangsheirat durch Suizid entzieht. Aamand hat ein fesselndes, aufschlussreiches Buch geschrieben, das mit einem überraschenden Ende aufwartet.

Kristina Aamand: Wenn Worte meine Waffe wären. Aus dem Dänischen von Ulrike Brauns. Mit Collagen und Zeitungsausschnitten. Dressler Verlag, Hamburg 2018. 288 Seiten. 16 €. Ab 14 Jahren.

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