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Teamplayer. Donald Runnicles kümmert sich nicht nur um Premierenglanz.

© Simon Pauly

Jubiläum an der Deutschen Oper: Herr der Ringe

Seit zehn Jahren prägt Dirigent Donald Runnicles das Profil der Deutschen Oper. Seinen 65. Geburtstag verbringt er mit „Tosca“ im Orchestergraben.

1971, als zum ersten Mal in Schottland Wagners „Der Ring des Nibelungen“ komplett szenisch aufgeführt wird, sitzt der Sohn eines Kirchenmusikers im Publikum und ist hingerissen. Gleich nach dem Studium in Edinburgh und Cambridge zieht es Donald Runnicles nach Deutschland: Er wird Korrepetitor in Mannheim, assistiert bei den Bayreuther Festspielen, erhält seine erste Chefdirigentenstelle 1989 in Freiburg.

Im Jahr darauf leitet er zwei „Ring“-Zyklen in San Francisco – und bekommt prompt die Stelle des dortigen Music Director angeboten. Ebenso ergeht es ihm 2007 an der Deutschen Oper Berlin. So sehr überzeugt Runnicles das Orchester in Götz Friedrichs legendärer Inszenierung der Wagnerschen Tetralogie, dass er 2009 sein Amt als Generalmusikdirektor in der Bismarckstraße antreten kann.

24 Neuproduktionen hat er in seinen zehn Berliner Jahren geleitet, viel Wagner, großes romantisches Repertoire aus Frankreich und Italien, aber auch Mozart, den Operettenklassiker „Die Fledermaus“ und Uraufführungen von Aribert Reimann sowie Detlev Glanert. Außerdem startete er einen Zyklus mit den Opern seines Landsmannes Benjamin Britten – der im Januar mit dem „Sommernachtstraum“ fortgesetzt wird. Anders als manche seiner Kollegen pickt sich Runnicles nicht die prestigeträchtigsten Premieren heraus, sondern fühlt sich für jene Projekte verantwortlich, die das Haus langfristig künstlerisch voranbringen. Und er kümmert sich intensiv um die Pflege des Repertoires, versteht sich als fürsorglicher pater familias, gerade auch für die jungen Sängerinnen und Sänger im Ensemble.

Fürsorge für junge Sänger, neues Selbstbewusstsein fürs Orchester

So ist es dem Teamplayer Runnicles gelungen, die Stimmung im Haus zu drehen, die nach den endlosen Spardebatten und der chronischen Benachteiligung der Deutschen Oper gegenüber Barenboims Lindenoper am Boden war. Seinem Orchester verhalf der Generalmusikdirektor zu neuem Selbstbewusstsein.

Dass er 2017 die allerletzten Aufführungen des „Friedrich-Rings“ dirigierte, war Ehrensache. Im Juni 2020 startet dann für ihn das nächste Berliner Wagner-Abenteuer: Nach langem Werben konnte die Deutsche Oper den Regisseur Stefan Herheim für die Nibelungen-Saga gewinnen. Bis zum Sommer 2022, wenn Runnicles’ aktueller Vertrag endet, soll die „Götterdämmerung“ erreicht sein. An diesem Samstag aber feiert der schottische Maestro erst einmal seinen 65. Geburtstag, natürlich im Orchestergraben: Die 400. Aufführung der 50 Jahre alten „Tosca“-Produktion steht an, für die Titelrolle hat Donald Runnicles keine typische Puccini- Diva engagiert, sondern Nina Stemme, eine der großen Wagner-Interpretinnen unserer Tage.

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