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Beethovenbeweger. Der australische Pianist Kristian Bezuidenhout.

© Marco Borggreve

Jan Caeyers und Kristian Bezuidenhout im Kammermusiksaal: Das Gegenmittel zur Beethoven-Apathie

Ludwigslust: Der Musikwissenschaftler und Dirigent Jan Caeyers läutet mit Le Concert Olympique und Pianist Kristian Bezuidenhout das Beethoven-Jahr ein.

Jan Caeyers weiß viel über Beethoven. Der belgische Musikwissenschaftler und Dirigent ist Autor einer gewichtigen Biografie des Meisters. Zu dessen 249. Geburtstag läuten Caeyers und sein junges Orchester Le Concert Olympique das Beethoven-Jahr im Kammermusiksaal mit einem einleuchtenden Programm ein. Rückgrat ist das erste auf eigene Rechnung veranstaltete Konzert des Komponisten in Wien am 2. April 1800.

Die komplette „Akademie“ hätte über dreieinhalb Stunden gedauert, ohne Pausen, doch die Werke von Mozart und Haydn, in deren Umfeld sich Beethoven selbstbewusst präsentierte, lässt Caeyers bewusst aus. Und da selbst Kenner nicht wissen können, was Beethoven seinerzeit am Klavier fantasierte, eröffnet seine „Pathétique“-Sonate den Abend.

Mit Kristian Bezuidenhout sitzt ein Interpret am Erard-Flügel, der keinerlei Routine kennt. Ganz im Einklang mit dem historischen Instrument, dem triumphierende Brillanz um ihrer selbst willen fremd ist, bewahrt sich Bezuidenhout eine bewundernswerte gedankliche Spontanität.

Unter seinen Händen wirkt nichts reproduziert, sondern wie gerade erst gefunden, ein wirksames Antidot gegen Beethoven-Apathie, wie sie im anbrechenden Jubiläums-Jahr allerorten droht.

Weg vom titanischen Beethoven-Bild

Bezuidenhout lenkt das Zuhören ebenso subtil wie entschlossen weg vom titanischen Beethoven-Bild hin zu einen Künstler, der zu neuen Dimensionen der Innerlichkeit strebt. In seiner Zugabe, dem zweiten Satz der Klaviersonate op. 7, wirbt er für eine Éducation sentimentale jenseits jeder Sentimentalität.

Mit dem ersten Klavierkonzert trifft Bezuidenhout auf Le Concert Olympique, und man versteht sich auf Anhieb – auch, weil Dirigent Caeyers genügend Raum für individuelle Verabredungen lässt. Der Beethoven-Forscher wacht über den rhetorischen Rahmen und lässt seinen Musikerinnen und Musikern Freiheiten in der Klangfindung.

Das historisch informierte Ensemble liefert keine versiegelten Oberflächen ab, wie sie rund um den Kammermusiksaal neu entstanden sind, in der Hoffnung, dass man künftig mit Freuden seinen Fuß darauf setzen will.

Auch die ebenfalls 1800 uraufgeführte 1. Symphonie gelingt Le Concert Olympique mit schlüssigem Schwung, während das zugegebene Allegretto aus der Siebten in neue emotionale Gefilde vorausweist – und die Aufnahmefähigkeit dann doch erschöpft.

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