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Das mexikanische Ensemble Jalisco Philharmonic.

© Marco Ayala

Jalisco Philharmonic: Mexikanisches Feuer im Konzerthaus

Europadebüt für ein traditionsreiches Ensemble aus Guadalajara: Die Jalisco Philharmonic spielen im Konzerthaus Mexikanisches und die erste Brahms-Sinfonie.

Eine rote Chilischote in Form einer Violine ziert das Programmheft, und so heiß und scharf gewürzt wie bei einem Chili-Gericht geht es auch im Konzert des Jalisco Philharmonic zu. Ein mexikanisch-deutsches Programm hat Chefdirigent Marco Parisotto für das Europadebüt des traditionsreichen Klangkörpers zusammengestellt, mit dem die zumeist jungen, jedem Wink ihres Maestros engagiert folgenden Musiker den Großen Saal im Konzerthaus zum Kochen bringen.

Galionsfigur der neueren mexikanischen Sinfonik ist Silvestre Revueltas, durchaus auch nordamerikanisch-europäisch beeinflusst. Was er von Strawinsky gelernt hat, zeigt die Suite aus „Redes“, ursprünglich Musik zu einem Film über das Leben der mexikanischen Fischer von Fred Zinnemann. Die Vorherrschaft rasselnder, leise knirschender oder klickender Schlaginstrumente, die prächtigen Trompetengirlanden, die kantable bis dramatische Melodik weisen die Musik zugleich als genuin mexikanisch aus. Ungeheuer eindrucksvoll die letzte Nummer, ein Trauermarsch, in dem sich zunächst fast unhörbare Kontrabassrhythmen zu gewaltigen Klangkaskaden steigern.

Das Tambuco-Quartett ist unablässig in Bewegung

Gegenüber diesem persönlichen und zugleich den Zeitgeist der 1930er Jahre aufgreifenden Werk ist „Danzón Nr. 2“ (1994) von Arturo Marquéz ein harmloses Tanzstückchen. Und doch nutzt es alle Farbvaleurs des großen Orchesterapparats, zeigt samtige Streicher vor, schlankes, bewegliches Blech, präzises Schlagwerk. In „Metal de Tréboles“ für Schlagzeugquartett und Orchester bringt Javier Àlvarez, geboren 1956, solche Errungenschaften in eine kompromisslos moderne Tonsprache – das Werk erlebte in Essen seine Deutsche Erstaufführung.

Das mexikanische Tambuco-Quartett, seit 25 Jahren in Klassik und Avantgarde erfahren, ist zwischen Xylo- und Metallophon sowie Trommelbatterien unablässig in Bewegung, doch der Reiz der einzelnen Instrumente geht allzu oft im vollen Orchester unter. Das Ohr findet wenig Halt in diesen brodelnden, klirrenden, schwirrenden Klangmassen, und so fasziniert der Einsatz der Musiker eher optisch. Sei’s drum, tosender Beifall belohnt ihn. Er gilt auch einer dauerintensiven Interpretation der ersten Brahms-Sinfonie. Doch wo Klänge und Emotionen ständig auf Hochtouren kochen, gibt es keine Höhepunkte mehr, von Strukturierung und Transparenz zu schweigen.

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