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© akg

Ingeborg Hunzinger: Widerstand in Stein

Die Bildhauerin Ingeborg Hunzinger starb in der Nacht zum Sonntag mit 94 Jahren. Ihre Skulpturen in Berlin behalten die Künstlerin in Erinnerung - auch als als stete Widerständlerin.

Zu ihren wichtigsten Werken gehört der 1995 aufgestellte „Block der Frauen“ in der Berliner Rosenstraße, ein Denkmal für jene mutigen Mütter und Ehefrauen, die 1943 an eben diesem Platz gegen die Zwangsdeportation ihrer Männer protestiert hatten und schließlich deren Freilassung erreichten. Ingeborg Hunzinger selbst war stets eine Widerständlerin; das Thema passte zur Bildhauerin, die schon 1932 mit 17 Jahren in die Kommunistische Partei eingetreten war.

Zur Steinbildhauerei fand die Enkelin des Malers Philipp Franck, der 1898 die Berliner Sezession mitbegründet hatte, durch ihre Begeisterung für Michelangelo. Doch erst nach dem Krieg wurde sie mit 40 Jahren in Weißensee Meisterschülerin von Fritz Cremer und Gustav Seitz. Später unterrichtete sie selber dort. Die Tochter einer Jüdin hatte nur eine kurze Zeit gemeinsam mit Käthe Kollwitz und Hermann Blumenthal im berühmten „Atelierhaus in der Klosterstraße“ erlebt. 1939 musste sie nach Italien fliehen. Drei Jahre später kam sie zurück, um jedoch im Schwarzwald unterzutauchen.

Sowohl Wolfgang Biermann als auch Rudi Dutschke gehörten zu ihren Gästen

Für die Kommunistin und Ehefrau eines Spanienkämpfers war es eine Selbstverständlichkeit, in die DDR zurückzukehren. Und doch machte sie es sich nicht leicht mit dem Staat. In ihrer Wohnung in Rahnsdorf, in die sie 1954 gezogen war, ging die Dissidentenszene ein und aus. Robert Havemann, Wolfgang Biermann kamen vorbei, zu den Gästen gehörten auch Rudi Dutschke und Fritz Teufel. Trotz allem blieb die Großmutter der Schriftstellerin Julia Franck ihrer Partei treu und nach dem Mauerfall Mitglied der Linken. Vielleicht war es auch Dankbarkeit, denn trotz aller Opposition bekam sie auch weiterhin Aufträge: Im Monbijoupark steht die Skulptur „Erde“, im Hotel Alexander Plaza der „Traum“, in der Gedenkstätte das „Wiedersehen“ zur Erinnerung an die „Köpenicker Blutwoche“ 1933. Ingeborg Hunzinger arbeitete bis zuletzt an einer lebensgroßen Skulptur von Rosa Luxemburg, die auf dem Platz vor der Volksbühne Aufstellung finden sollte. Die Bildhauerin starb in der Nacht zum Sonntag mit 94 Jahren. (NK)

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