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Jonathan Pang

© Jens Büttner/dpa

Im Kino: "Parchim International": Am Boden

Ein Investor und seine Lebensaufgabe: Die Doku „Parchim International“ zeigt den Chinesen Jonathan Pang, der den Flughafen in Parchim zu einem internationalen Luftkreuz machen will.

Der alte Scheinwerfer auf dem Tower krächzt wie das Windrad am Bahnhof von Sweetwater in „Spiel mir das Lied vom Tod“. Sonst ist es ruhig am Flughafen, selten vertreibt der Lärm eines Probeflugs die Karnickel vom Rasen. Die Pläne im deutschen Osten sind ähnlich grandios wie einst bei der Erschließung des Wilden Westens durch die Eisenbahn. 2007 hat ein chinesischer Investor den Provinzflughafen Schwerin-Parchim für 30 Millionen Euro gekauft, um daraus ein internationales Luftkreuz zu machen: Neben einer Luxus-Mall sollen – Vorbild Dubai – in einer zollfreien Transitzone auch Hallen für die Endfertigung asiatischer Importwaren entstehen, außerdem Hotels für chinesische Touristen, Spielcasino und Shaolin-Tempel.

Irgendwann könne Parchim den Flughafen in Berlin ersetzen, erzählt Jonathan Pang potenziellen Investoren und den Filmemachern, die ihn sieben Jahre begleitet haben. Während Pang den Chinesen stolz die rote Staatsflagge neben dem Flughafengebäude vorführt, verspricht er der an Arbeitslosigkeit darbenden Region „eine, ja vielleicht zehn Millionen“ Jobs. Als er vor den Lokalhonoratioren „Ich bin ein Parchimer“ deklariert, ist ihm Applaus sicher. Auch die Visualisierungen mit künstlichem Wasserlauf und viel Grün sehen fantastisch aus.

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Auch anderswo dauert der Bau eines Flughafens

Erst 47 und dann noch einmal 100 Millionen Euro sollen für das Projekt fließen. Aber es ist zum Verzweifeln für den bayerischen Projektleiter: Wegen lokalpolitischer Stolpersteine und globalem Desinteresse geschieht wenig auf dem Gelände, zumal neben Baumängeln auch alte Kampfmittel gefunden werden. Den Investoren macht neben der Finanzkrise auch die Bürokratie zu schaffen. Und während sich die Mecklenburger fast trotzig als die Macher und die Chinesen als Trödler sehen, ist Pang schon beim nächsten Coup und plant, im Schweriner See jährlich 50 Tonnen Krabben zu fangen – auch nur „eine Frage der Organisation“.

Manchmal wünschte man sich, die aus dem Süddeutschen stammenden Filmemacher Stefan Eberlein und Manuel Fenn wären den Nordlichtern etwas nähergekommen. Bei Jonathan Pang gelingt das auf mehreren Chinareisen durchaus. So gewinnt der Film, der zuerst wie ein humoristischer Fake und dann wie ein Fundstück aus dem Skurrilitätenkabinett der Globalisierung anmutet, nach einem Besuch in Pangs Heimatdorf noch einmal eine neue menschliche Perspektive. Man beginnt zu verstehen, wieso der aufhaltsame Betrieb dieses Projekts für den Investor eine Lebensaufgabe darstellt. Berliner können sich nebenbei freuen, dass der Bau eines Flughafens auch anderswo dauert.

In 7 Berliner Kinos. OmU: Filmkunst 66, Krokodil

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