zum Hauptinhalt
Der will nicht nur spielen. Dinoflüsterer Owen (Chris Pratt, hier mit Bryce Dallas Howard) bei der Blutabnahme.

© Universal

Im Kino: „Jurassic World: Das gefallene Königreich“: Der neue „Jurassic World“ verzichtet auf Nostalgie - und wirkt trotzdem altbacken

Beginn einer neuen Weltordnung: Das Sequel zu „Jurassic World“ entfernt sich von der Nostalgie des Vorgängers und setzt auf eine Mischung aus Witz und Action. Das funktioniert nur teilweise.

Von Andreas Busche

Der Kontostand schnellt im Sekundentakt in dreistellige Millionenhöhe, die genetisch hochgezüchteten Dinos verkaufen sich wie warme Semmeln. Es ist nur ein kurzes Insert, aber die Einstellung steht sinnbildlich für „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ und das ganze Franchise, das ein gutes Geschäft macht mit der Sehnsucht des Kinopublikums nach klassischer Unterhaltung mit Produktionswerten auf der Höhe der technischen Entwicklung. Zur Auktion auf dem nordkalifornischen Anwesen von Benjamin Lockwood, Mitgründer des Biotech-Konzerns InGen, hat sich die globale Elite versammelt: russische Oligarchen, Waffenhändler, texanische Ölmilliardäre, indonesische Risikokapitalisten. Zum Verkauf stehen die letzten Dinosaurier der Erdgeschichte, darunter einige sehnige Fleischfresser, die in einer halsbrecherischen Rettungsaktion von der Karibikinsel Nublar evakuiert werden konnten, bevor der ehemalige Vergnügungspark Jurassic World für immer unter Vulkanasche verschüttet wurde.

Nach dem überraschenden Erfolg des Reboots „Jurassic World“ vor drei Jahren, mit einem Umsatz von 1,6 Milliarden Dollar der fünfterfolgreichste Film aller Zeiten (Regisseur Colin Trevorrow hätte danach zur Belohnung eigentlich den kommenden "Star Wars"-Film drehen sollen, wurde aber noch vor Drehstart von J.J. Abrams ersetzt), war absehbar, dass Universal die Gelddruckmaschine ein weiteres Mal anschmeißen würde. In einem Kinomarkt, der heute reflexhaft auf leicht wiedererkennbare Marken reagiert, sind die Dinos von Steven Spielberg, der in den Credits nur noch als Produzent auftaucht, eine zielgruppenübergreifende Goldgrube. Die Kids stehen trotz „Call of Duty“ und Marvel-Overkill noch immer auf T-Rex und Velociraptor; dass der Showdown von „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ im Kinderzimmer von Lockwoods Enkelin stattfindet, ist auch als selbstironischer Wink zur verstehen. Schon Spielberg hatte seinerzeit mit der Warenförmigkeit seiner Dinos gespielt – und sich am Merchandise, das praktischerweise identisch war mit den Werbeartikeln des titelgebenden Parks, eine goldene Nase verdient.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Für die Älteren wiederum gehört Spielbergs Original von 1993 zu den prägenden Kinoerinnerungen. Das Paradox, das der Reihe zugrunde lag, war schon damals nicht zu übersehen. Dinosaurier sind zwar seit Jahrmillionen ausgestorben, aber im Kino haben sie die technischen Grenzen von digitalen Special Effects und computergenerierten Bildern kontinuierlich gepusht. Regisseur J. A. Bayona befreit sich mit „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ von den nostalgischen Anwandlungen des Vorgängers. Früh wird das klar, dass das Sequel ein neues Dino-Narrativ etablieren soll, auch wenn der Dialogwitz zwischen „Big Bang Theory“ und zahnlosen Anleihen bei der Screwball-Komödie ziemlich altbacken wirkt.

Ein Team bricht auf, um die Dinos zu retten

Nachdem der US-Kongress beschlossen hat, die letzten von einem Vulkanausbruch bedrohten Saurier auf Isla Nublar ihrem Schicksal zu überlassen, plant InGen-CEO Eli Mills (Rafe Spall) eine Rettungsaktion mit der ehemaligen Parkleiterin Claire Dearing (Bryce Dallas Howard). Die überredet ihren Ex und Dinoflüsterer Owen Grady (Chris Pratt) zur Rückkehr auf die Insel, in Begleitung einer nerdigen Paläo-Biologin (Daniella Pineda) und einem IT-Geek (Justice Smith) – sowie einer Privatarmee. Ein Wettlauf gegen die Zeit, denn der Vulkan steht kurz vor der Explosion. Lavabrocken und Magmamassen treiben die Saurier scharenweise aus dem Dschungel: ein Schaulaufen für die neue Produktpalette, die bereits in den Spielzeugläden steht.

Doch die Rettungsaktion stellt nur die Ouvertüre für den eigentlichen Plot dar. InGen geht es nicht um den Schutz der Artenvielfalt, sondern um die Weiterentwicklung ihres Prototyps, des hochintelligenten Velociraptor „Blue“, den Owen in „Jurassic World“ domestizierte. Die verbesserte Version kommt sozusagen als Luxus-Edition daher, mit goldenen Flanken und lasergeleiteter Beißfunktion. Die Auktion soll die Finanzierung des finalen Entwicklungsstadiums sichern.

Doch irgendwie wirken die Dinos außerhalb ihres natürlichen Habitats reichlich verloren. In den labyrinthartigen Fluren des Anwesens, einer Mischung aus Neuschwanstein und Gothic-Burg, funktionieren die Action-Szenen überhaupt nicht – und die waren schon immer das Herzstück der Reihe. „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ hat nach der Abreise von Isla Nublar im Grunde sein ganzes Pulver verschossen. Der interessante Cliffhanger lässt immerhin vermuten, dass dies nur die üblichen Probleme eines jeden Trilogie-Mittelstücks sind. Das gefallene Königreich markiert den Beginn einer neuen Weltordnung.

In 23 Kinos (3D), OV/UmU: Alhambra, Neukölln Arcaden, OmU: Kulturbrauerei, OV: Cinestar Sony Center, Cinestar Imax, Rollberg (2D), Zoo Palast

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false