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Am Humboldt-Forum fehlen die Bauleute: Verzögerung bei der Fertigstellung.

© Kitty Kleist-Heinrich

„Ich hätte gern 200 Leute mehr hier“: Ingenieur*innen (m/w/d) fürs Humboldt-Forum dringend gesucht

Ins wiederaufgebaute Berliner Stadtschloss wird erst im Herbst 2020 Leben einkehren – ein Jahr später als geplant. Das liegt nicht nur an der Kältemaschine.

Vor zwei Wochen gaben die Verantwortlichen des Humboldt-Forums eher noch zähneknirschend bekannt, dass die geplante erste Teileröffnung nicht mehr in diesem Jahr stattfinden werde. Allseits großes Aufstöhnen. Heute hingegen waren die Beteiligten gefasst, ja beinahe schon wieder zuversichtlich.

Dabei hat der Stiftungsrat der „Stiftung Humboldt-Forum im Berliner Schloss“ , der am Mittwochnachmittag gut drei Stunden lang tagte, einen nochmals gedehnteren Fahrplan absegnen müssen. Vor allem aber das Donnerwort: „Eine Betriebsgenehmigung kann im Jahr 2019 nicht mehr erreicht werden.“

Was das bedeutet, ist in Berlin seit dem Trauerspiel um den BER hinlänglich bekannt. „Es bleibt beim Eröffnungsszenario, es fängt nur später an“, gab Hartmut Dorgerloh, Intendant des Humboldt-Forums seit dem vergangenen Frühsommer, im Namen des Stiftungsrates bekannt. Die Politik in Gestalt von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), die doch bis zuletzt auf die Einhaltung des ursprünglichen Eröffnungstermins im Herbst dieses Jahres gedrängt hatte, machte sich bei der Bekanntgabe im Schloss rar. Doch per Pressemitteilung nannte sie die Verschiebung „sehr enttäuschend“. Sie erwarte „von den Verantwortlichen des Bundesamtes (für Bauwesen und Raumordnung, d. Red.), aber auch von der politischen Spitze des zuständigen Bundesinnenministeriums, dass das Humboldt-Forum von nun an die Priorität genießt, die der herausragenden Bedeutung dieses Projekts auch gerecht wird.“

„Von nun an“ ist eine ziemliche Ohrfeige für das BBR und mittelbar auch für Parteifreund Seehofer, in dessen Verantwortungsbereich das Amt fällt. Bislang also nicht? BBR-präsidentin Petra Wessler

glänzte am Mittwoch ebenfalls durch Abwesenheit. So war es am Bauvorstand der Schloss-Stiftung, Hans-Dieter Hegner, zwischen seinen sympathisch bodenständigen Worten durchblicken zu lassen, wo die wirklichen Probleme liegen.

Es fehlt an Bauingenieuren, insbesondere für die Technische Gebäudeausstattung (TGA), es mangelt an der Objektbeaufsichtigung, und es mangelt am Personal bei den beauftragten Firmen. Die nicht funktionierende, weil unsachgemäß angeschlossene und bediente Kältemaschine, noch vor zwei Wochen als Hauptverursacher gebrandmarkt, kam an diesem Mittwoch nur noch als Fußnote vor. „Ich hätte gerne zusätzlich 200 Leute hier“, seufzte Hegner. Bei der derzeitigen Hochkonjunktur ziehen Verzögerungen in einem Gewerk unvermeidlich weitere Verzögerungen nach sich.

Zehn Monate Verzögerung sind angeblich nicht viel

Unter diesen Prämissen hatte Dorgerloh recht, wenn er kalt lächelnd erklärte, dass „zehn Monate Bauverzögerung bei einem Projekt dieser Dimension und der veranschlagten Gesamtbauzeit nicht viel“ seien. Nun wird also im September 2020 die „1. Phase“ mit der Eröffnung von Erdgeschoss und erstem Obergeschoss und der „Geschichte des Ortes“ sowie der Gastronomie und der Sonderausstellung „Elfenbein“ angepeilt.

Für das Frühjahr 2021 ist die „2. Phase“ mit der „Westspange“ des 2. und 3. Obergeschosses der Dauerausstellungen von Ethnologischem sowie Asiatischem Museum vorgesehen, mit dem außerhalb des Gebäudes bereits in Herstellung begriffenen japanischen Teehaus und dem chinesischen Thronsaal – „alles im Zeitplan“. Schließlich soll Mitte 2021 die „3. Phase“ mit der „Ostspange 2. und 3. OG“ der Ethnologen, mit Latein- und Mesoamerika sowie fünf Wechselausstellungen folgen. Doch lauert Unheil in der beiläufigen Mitteilung, „für Ende August 2020“ sei „im neuen Terminplan die bauaufsichtliche Freigabe zur Nutzung vorgesehen“ – nur Wochen vor der tatsächlichen Eröffnung? Wenn das mal gut geht!

Der Berliner Beitrag seitens des Stadtmuseums, so dessen Projektleiter Moritz van Dülmen keck, werde zum ursprünglichen Zeitpunkt fertig; gleichzeitig verlangte er mehr Geld für zu verlängernde Arbeitsverträge. Also fertig oder nicht? Mehrkosten fielen dennoch gar nicht an, betonten Dorgerloh und Hegner unisono: Durch die nicht in Anspruch genommenen Mittelerhöhungen qua Baukostenindexierung sei genügend Geld greifbar; zudem habe es in einigen Bereichen Einsparungen gegenüber den ursprünglichen Kostenansätzen gegeben. Ach, es wird noch viel Wasser am Schloss vorbei die Spree hinunterfließen, bis alle Umstände und Folgewirkungen erkannt und erklärt sind.

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