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Ein altmexikanischer Fledermausgott. Noch steht er in Dahlem, bald soll er ins Humboldt-Forum umziehen.

© Britta Pedersen/dpa

Humboldt-Forum: Gottheiten gehen voran

Das Humboldt-Forum gewinnt an Form. Wer ist für was zuständig, wie viel wird zu sehen sein? Sammlungsdirektor Lars-Christian Koch gibt Antworten.

Eine hinduistische Gottheit, das mexikanische Mischwesen Cuauhcoatl, ein kolumbianischer Priesterfürst – noch sind sie verteilt auf die verschiedenen Häuser der Museumsinsel. Doch weisen die Figuren aus Stein und Gold den Weg zum künftigen Humboldt-Forum. Dort werden sie wieder zu sehen sein. Als diese Vorboten jüngst mit einer kleinen Publikation vorgestellt wurden, kam auch die Frage nach der Anzahl der Exponate im Humboldt-Forum auf, über die verschiedene Angaben kursieren. Sind es tatsächlich „nur noch“ 24 000 Objekte statt 35 000, wie sie bisher in Dahlem zu sehen waren? Bislang hieß es doch immer, am neuen Standort würden mehr Stücke denn je zu sehen sein.

Man muss die alten Museen nicht überhöhen. Tatsächlich wurde in Dahlem sehr viel weniger gezeigt, stellt nun Sammlungsdirektor Lars-Christian Koch richtig: 10 000 Objekte waren es im Ethnologischen Museum, 2000 im Museum für Asiatische Kunst. Das entspräche dem Standard von einem Objekt pro Quadratmeter. Im Humboldt-Forum werden es nicht nur die offiziell immer annoncierten 20 000 Stücke sein, sondern weitaus mehr durch die Möglichkeit der Rotation auf den beiden ausgewiesenen Flächen für die Wechselausstellungen, die insgesamt 4000 Quadratmeter umfassen. Hinzu kommen die Dokumente des Ton- und Filmarchivs, die einen eigenen Vorlageraum erhalten.

Koch will Provenienzforschung massiv angehen

Dem späteren Eröffnungstermin seiner Sammlungen als ursprünglich vorgesehen, zu Alexander von Humboldts 250. Geburtstag im September 2019, sieht Koch entspannt entgegen: „Wir lassen das auf uns zukommen.“ Der neue Sammlungsdirektor im Humboldt-Forum wird sich künftig aufteilen müssen zwischen den beiden Standorten in Mitte und Dahlem: Im Humboldt-Forum wird er für die Präsentation verantwortlich sein, in Dahlem für die Forschung. Dahlem wird nicht, wie oft behauptet, als Standort vernachlässigt oder gar aufgegeben. Durch die Nähe zur Freien Universität ergibt Dahlem als Forschungszentrum der Staatlichen Museum auch Sinn.

Zu Kochs Verstärkung wurde jetzt die Position des Forschungsdirektors ausgeschrieben. Insbesondere die Provenienzforschung will Koch „massiv angehen“. Das muss er auch, um vor seinen Gästen in der kommenden Woche zu bestehen. Am 22. und 23. November kommen auf Einladung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und des Goethe-Instituts internationale Experten in Dahlem zu einem zweitägigen Kolloquium zusammen, um über das Verhältnis von Sammlungsgeschichte und Macht, Restitution und Provenienz zu diskutieren. Der Titel der Tagung lautet: „Vertagtes Erbe? Kolonialismus gestern und heute“. Durch das Humboldt-Forum sind diese Fragen in den Fokus gekommen.

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