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The Human League im Berliner Huxleys am 12.11.2018.

© imago/Carsten Thesing

Human League in Berlin: Müssen nur wollen

Kraftwerk-Ambiente und gepflegter Säusel-Pop: Das Konzert der britischen New-Wave-Band Human League im Berliner Huxleys.

Ob die vielen mittelalten Menschen an diesem milchig trüb-warmen Novemberabend allein deshalb ins Huxleys gekommen sind, um „Don’t you want me“ zu hören? Das ist der Monsterhit von Human League aus den frühen achtziger Jahren, der die Band aus Sheffield unsterblich gemacht hat, auf den danach ein paar nicht mehr ganz so weltbewegende Hits wie „Human“ oder „Tell Me When“ folgten. Oder ob auch ein paar Leute da sind, die mit Human League new-wave-mäßig sozialisiert wurden?

Die das wegweisende Frühwerk der Band lieben, es cool fanden, mindestens so gut wie Kraftwerk, insbesondere das 1980 veröffentlichte zweite Album „Travelogue“ mit Synthie-Klassikern wie „The Black Hit Of Space“, „Life Kills“ und vor allem „Being Boiled“ – und die schließlich statt den immer säuseliger werdenden Pop von Human League zunehmend ignorierten und sich mit den dann im Streit abgewanderten Gründungsmitgliedern Martyn Ware und Craig Marsh lieber einer Band wie Heaven 17 zuwandten?

"I'm only human" singen Oakey und seine beiden Sängerinnen

Es ist jedenfalls ein etwas zwiespältiges Vergnügen, das Konzert dieser sehr späten und schon lange nicht mehr produktiven, sondern nur noch tourenden Human League zu verfolgen, zumal die Band um Frontmann Phil Oakey und den Sängerinnen Joanne Catherall und Susan Ann Sulley „Don’t You Want Me“ erst zum Schluss spielt und von „Travelogue“ nur „Being Boiled“ als Zugabe.
Das ganze Ambiente hat zwar eine schöne Kraftwerk-Anmutung mit den weißen Synthie-Aufbauten und dem elektronischen Schlagzeug im Hintergrund. Drei zusätzliche, durchaus unbewegliche Musiker sind mit dabei, der glatzköpfige, ziegenbärtige und langberockte Oakey dominiert die Bühne, springt hier und dort herum, während seine Mitstreiterinnen, die erst gleichfalls sehr effektvoll in enganliegenden leuchtenden weißen Kleidern und später ganz in schwarz auftreten, gleichfalls etwas Statuarisches haben.

Doch verbreitet das Ganze irgendwann doch eine gepflegte Langeweile. So wie Human League im Verlauf ihrer dann nicht mehr ganz so ruhmreichen Karriere ihrem Mensch-Maschinen-Sound das Maschinelle mehr und mehr austrieben und dem gefälligen Pop den Vorzug gaben, in einem Soundgewand, das immer antiquierter wurde. Wie trällert es die Band in „Human“: „I'm only human/Of flesh and blood I'm made/Human/Born to make mistakes“. Das treibende „Seconds“ von dem „Dare“-Album, das Oakey ohne die Frauen performt, danach „The Lebanon“, das tatsächlich eine Gitarrenpassage enthält – das sind die Höhepunkte dieses Konzerts, das keine sentimentale Gefühle an die achtziger Jahre weckte und schöner anzuschauen als zu hören war.

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