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Jamie Lee Curtis als Laurie Strode in "Halloween"

© Universal

Horrorfilm „Halloween“ im Kino: Das Böse nimmt Gestalt an

Michael Myers trifft auf seine alte Gegnerin: Jamie Lee Curtis wird im Sequel des Horrorklassikers „Halloween“ rabiat.

Von Andreas Busche

Reboots sind lange schon ein erprobtes Mittel in Hollywood, um kommerziell aus der Spur gelaufene Franchises zu retten. Kaum eine Figur hat das so drastisch erfahren müssen wie Michael Myers aus John Carpenters Horrorklassiker „Halloween“. Was die Zahl von Sequels, Remakes und Reboots seit dem Original von 1978 angeht, dürfte der Schlitzer mit der Faschingsmaske den Rekord halten. Viel Schindluder ist mit ihm in den vergangenen 40 Jahren getrieben worden.

Zum Jubiläum schenkt Carpenter, der die Rechte an der Reihe besitzt, den Fans etwas ganz besonderes: ein Sequel, das gleichzeitig einen Neustart versucht. Regisseur David Gordon Green, dessen Namen man bislang nicht gerade mit dem Horrorfilm verband, macht tabula rasa, sein „Halloween“ ignoriert all die Irrtümer und Albernheiten der Vergangenheit – auch die beiden halbwegs originellen Filme von Horrorschlock-Fan Rob Zombie – und knüpft in der Chronologie wieder ans Original an. Chuzpe, möchte man da sagen, aber nach dem letzten Jubiläumsfilm „Halloween H20“ von 1998, kann man auch nicht mehr falsch machen. Der schier unkaputtbare Michael Myers ist längst zu Tode kannibalisiert.

Spiel mit Motiven der Erinnerung

Green hat sich von einigem Ballast befreit. Er behandelt den Horrormythos Michael Myers mit Respekt, aber weiß natürlich, wer der wahre Star ist: Jamie Lee Curtis, die einzige Überlebende der Halloween-Blutnacht 1978, das ewige final girl. Der Killer verfolgt Curtis’ Figur Laurie Strode 40 Jahre später noch, sie hat sich für den Fall gewappnet, dass Michael Myers zurückkehrt, um auch sie zu holen. Ihre Haus im Wald ist ausgestattet wie eine Festung, mit Kameras, tödlichen Fallen, Waffen und einem unterirdischen Bunker. Tochter Karen (Judy Greer) hat sich vor Jahren schon von der Obsession ihrer Mutter befreit, Enkelin Allyson (Andi Matichak) versucht vergeblich, zwischen den beiden zu vermitteln.

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Ein Reporterpärchen, das einen True-Crime-Podcast betreibt, will 40 Jahre nach der Mordnacht in der Kleinstadt Haddonfield den stummen Michael Myers, das ultimative Böse, zum Reden bringen und reizt ihn mit seiner alten Maske. Kurz darauf gelingt es ihm, seine Wärter zu überwältigen – auch Michael Myers weiß die symbolische Bedeutung von Jubiläen zu schätzen. Rechtzeitig zur Halloween-Nacht erreicht er Haddonfield, wo ihn drei Generationen von Strode-Frauen schon erwarten.

Die posttraumatische Belastungsstörung der Heldin ist eine schöne Idee in einem Horrorfilm, der mit Motiven der Erinnerung spielt. Jamie Lee Curtis, in Würde ergraut, nimmt ihre Paraderolle, die final grandma sozusagen, mit bärbeißiger Renitenz an, wie zuletzt Frances McDormand in „Three Billboards“. Sie hat es allerdings leicht, ihr Widersacher ist im Horror-Pantheon die wohl uninteressanteste Figur, reine Projektion. Schon Carpenter nannte Myers bloß „The Shape“, die Gestalt. Komödienspezialist Green zeigt seine Stärken dann auch eher in den Figurenzeichnungen, nicht im Genre. Sein Film ist eine gelungene Familienzusammenführung.

In 22 Berliner Kino, OV: Karli Neukölln, Cinestar im Sony Center, Rollberg, OmU: Delphi Lux, FT am Friedrichshain, Kulturbrauerei

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