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Der britische Stargeiger Daniel Hope.

© dpa/Britta Pedersen

Hommage an einen großen Geiger: Menuhins musikalischer Enkel

Daniel Hope und das Konzerthausorchester mit einer Hommage an Yehudi Menuhin, zum 100. Geburtstag des großen Geigers.

Kein anderes Werk hätte es sein können: Der 16-jährige Yehudi Menuhin spielte es noch mit dem Komponisten selbst ein, eine Aufnahme von hinreißender Intensität. Und auch kein anderer Interpret hätte es sein dürfen: Die Hommage an Yehudi Menuhin zum 100. Geburtstag im Konzerthaus wird durch das Violinkonzert von Edward Elgar eröffnet, gespielt von Daniel Hope, der sich als „musikalischen Enkel“ des großen Geigers bezeichnet. Mit Recht; rührt ihre menschlich-musikalische Beziehung doch von Hopes frühester Kindheit her. So umweht eine besondere Aura diese Interpretation.

Iván Fischer am Pult des Konzerthausorchesters stellt von den ersten Tönen an unmissverständlich klar: hier wird Erinnerungskultur betrieben mit einem Werk, das selbst nostalgisch Abschied von seiner Epoche nimmt. So liegt ein kostbarer Wehmutsschimmer selbst über dem scharf geschnittenen Anfangsthema, etwas „Tristanisches“ in zumeist abwärts geschwungener Melodik. Transparent bietet Fischer die opulent besetzte Einleitung; bedächtig nimmt Hope sein erstes Solo, lädt es durch starkes Vibrato sofort emotional auf. Doch wie sehr sich die Geige auch durch das auf- und abschäumende Geschehen klagt, fleht, schmeichelt: Hier geht es nicht um Überredung, um kitschverdächtige Herz-Schmerz-Effekte. Viel zu intelligent baut Hope seine Kantilenen dafür auf, steuert zielbewusst leidenschaftlich-virtuose Ausbrüche an, vollzieht klare Phrasierung innerhalb der großen Bögen des Dirigenten.

Daniel Hopes Kadenz: eine Insel der Meditation

Besonders berührt die Kadenz im thematisch weniger konsistenten Finalsatz: eine Insel der Meditation inmitten halsbrecherischer Läufe, in der Daniel Hope betörend süße Flageoletts aufflattern lässt, kleine Melodiefetzen, Vogelrufen gleich, bis nach rasanten Trillerketten die wilde Jagd wieder beginnt. Mit Maurice Ravels nachdenklichem „Kaddish“ beantwortet Hope den Publikumsjubel, „in memoriam Yehudi Menuhin“.

Kann das noch übertroffen werden? Bartóks „Konzert für Orchester“ zeigt sich anders auf der Höhe der Zeit. Schmerzlichen Erinnerungen trotzt der Komponist, der im USA-Exil elend zugrunde ging und zu dessen letzten Unterstützern noch Menuhin zählte, mit Ironie. Fischer stellt die Ausdrucksextreme mitsamt ihren Brechungen, immer von klarer Struktur getragen, virtuos heraus: Eindringlich die Flötenrufe mit anschließenden Streicherausbrüchen in der „Elegie“, köstlich das „Spiel der Paare“ mit Fagotten, Klarinetten, Trompeten. Schön auch, das Programm mit George Enescus „Prélude à l'unisson“ einer faszinierenden Unisono-Studie, die ahnen lässt, wie sich Menuhins Klangsinn unter diesem großen Lehrer entwickelte.

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