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Unterwegs mit Kamelen im Gebiet des 2. Katarakts.

© Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung

Historische Fotografien im Neuen Museum: Reise zum Nil

Die Ausstellung „Nubien um 1900“ im Neuen Museum zeigte ein seltenes Konvolut an Reisefotos.

Von Jonas Bickelmann

Sie sind heute fast alle vom Wasser des Nils bedeckt – die Festungen, Grabanlagen und Tempel Nubiens. Der Fluss überflutete die Landschaft nach dem Bau des zweiten Assuan-Staudamms 1971. Seit Freitag stehen die Stätten im Zentrum der Ausstellung „Nubien um 1900“. Das Neue Museum zeigt historische Fotos, die lange in einer Kiste im Museumsarchiv schlummerten.

Nubien war zu Zeiten des ägyptischen Mittleren Reichs um 2000 v. Chr. eine Art Kolonie des Pharaonenstaats. Das Land wurde nicht als Teil Ägyptens betrachtet, aber die Imperialmacht beutete die Bodenschätze aus. Heute gehört das Gebiet zum ägyptischen Staat.

Im März und April 1900 reiste eine fünfköpfige deutsche Forschergruppe in das noch wenig erforschte, damals zum Osmanischen Reich gehörende Gebiet zwischen dem ersten und dem zweiten Nilkatarakt. Das sind Wasserfälle und Stromschnellen, die den Fluss unschiffbar machten. Den Berichten zufolge war es eine beschwerliche Reise.

Die Gruppe, drei Ägyptologen, ein Archäologe und ein Diplomat, bewegten sich zunächst auf einem Segelschiff, dann per Kamel. Vorräte waren schwer zu beschaffen, die Hitze unerträglich.

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Eindrücke aus einer untergegangenen Kulturlandschaft

Die Expedition der fünf Deutschen ist erstaunlich gut dokumentiert. Allerdings waren die Bilder bis 2015 in sechs unbeschrifteten Kisten im Archiv des Berliner Ägyptischen Museums verborgen. Im Zuge der Erschließung der Archivbestände wurden sie wiederentdeckt.

Es sind Aufnahmen aus der Perspektive interessierter Fachleute, aber auch von Touristen. Man interessierte sich nicht nur für die antiken Bauten, sondern auch für die Bevölkerung. Die Kuratoren zeigen zur Ergänzung alte Postkarten von Hotels und Bahnhöfen.

Weil die alten Fotos empfindlich auf Licht reagieren, werden in der Ausstellung Reproduktionen gezeigt. In einer Vitrine direkt am Eingang zum griechischen Hof sind aber auch drei Originale ausgestellt. Nach neunzig Tagen müssen sie ausgewechselt werden.

Aus dem Reisetagebuch des Ägyptologen Heinrich Schäfer

Die Fotos werden fast ohne Texte gezeigt, das Museum setzt stattdessen auf eine neue Idee: Schüler der Ernst-Litfaß- Schule für Mediengestaltung haben eine App entwickelt, die Texte aus dem Reisetagebuch des Ägyptologen Heinrich Schäfer mit den Fotos verknüpft, von einem Sprecher vorgelesen.

Das funktioniert per Audioguide oder mit dem eigenen Smartphone. Allerdings nur dann, wenn die mobile Internetverbindung den Download zulässt. Ein W-Lan-Netzwerk ist im Untergeschoss des Museums leider nicht verfügbar.

[Bis 30. August, Neues Museum, Museumsinsel, Bodestr. 1-3]

Mit der App können Besucher sich auch die Inschrift des beeindruckenden Grenzsteins von Semna übersetzen lassen. Als Kurzfassung und für Besucher, die keine App nutzen, sei gesagt: Es geht um den Machtanspruch des ägyptischen Herrschers, dort die Grenze zu ziehen.

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