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Porträt von Hilmar Hoffmann.

© Frank Rumpenhorst/ dpa

Hilmar Hoffmann wird 90: Feuerkopf, Gründergeist, Menschenfreund

Hilmar Hoffmanns Lieblingsslogan "Kultur für alle" ist einer der berühmtesten der jüngeren deutschen Politik geworden. Wir gratulieren dem Kulturpolitiker zum 90. Geburtstag.

Sein Lieblingsslogan ist einer der berühmtesten der jüngeren deutschen Politik geworden: „Kultur für alle“. Das gleichnamige Buch, 1979 erschienen und bis heute ein Klassiker, war zugleich eine Antwort auf Ludwig Erhards zwei Jahrzehnte zuvor geprägte Wirtschaftswunderformel „Wohlstand für alle“. Hilmar Hoffmann freilich hat sein förderndes wie herausforderndes Kulturversprechen gemacht, als von einer multikulturellen Gesellschaft noch kaum die Rede war. Hoffmann, der Visionär.

Der gebürtige Bremer, der an diesem Dienstag seinen 90. Geburtstag feiert, kommt eigentlich aus dem Ruhrgebiet. Er hatte an der Essener Folkwangschule Theaterregie studiert, aber schnell gemerkt, dass er auf der kommunalen und staatlichen Bühne der wirkungsvollere Inszenator sein könnte. So wurde er 1951 mit noch 25 Jahren in Oberhausen der jüngste Direktor einer deutschen Volkshochschule. Drei Jahre später gründet er in Oberhausen die erst Westdeutschen, bald darauf Internationalen Kurzfilmtage, ein Podium auch für die jungen deutschen Filmer mit ihrem Oberhausener-Manifest-Motto „Papas Kino ist tot“. Kurz darauf ist Hilmar Hoffmann (im Nebenhobby Taubenzüchter) noch Sozial- und Kulturdezernent – und wird ab 1970 für zwanzig legendäre Jahre als Kulturstadtrat von Frankfurt am Main zum bekanntesten Kulturpolitiker des Landes.

Hilmar Hoffmann: Feuerkopf und Gründergeist

Ein Feuerkopf. Ein Gründergeist. Sozialdemokrat aus der Tradition des Arbeiterbildungsvereins, aber so sozial und demokratisch, so charmant und weltgewandt, dass er auch unter (oder eigentlich: über) CDU-Bürgermeistern als Unersetzlicher im Amt bleibt. Von HH, der Bücher etwa über den „Film im Dritten Reich“ und speziell „Das Werk Leni Riefenstahls“ geschrieben hat, stammt auch eine Studie über „Frankfurts starke Frauen“ (von 2006), und erst unlängst hat er der starken CDU-Frau und kulturbewussten Ex-Oberbürgermeisterin Petra Roth ein generöses, kundiges Porträt gewidmet.

Mit Hoffmanns Ära verbindet sich das am Ende ehrenvoll gescheiterte Mitbestimmungsmodell des Palitzsch-Neuenfels-Ensembles am Schauspielhaus, er hat das Frankfurter Musiktheater durch die Engagements von Michael Gielen und Klaus Zehelein beflügelt – vor allem aber ist er der Erfinder des Frankfurter „Museumsufers“, Gründer des Deutschen Architekturmuseums, des Deutschen Filmmuseums, des Jüdischen Museums, der Kunsthalle Schirn am Römer und des erst umstrittenen Museums für Moderne Kunst. Alles Investitionen, die nicht nur mehr Kultur (und Lebensfreude) in die Bankenstadt gebracht, sondern heute auch Milliardenwerte geschaffen haben.

Seine hohe Mähne lässt ihn aussehen wie einen Nachfahr Goethes

Hilmar Hoffmann war später noch Präsident des Goethe-Instituts, hat die Stiftung Lesen animiert, Studenten in Tel Aviv unterrichtet, gegen Unsinnigkeiten der Rechtschreibreform gekämpft oder das Kulturprogramm der Expo 2000 in Hannover verantwortet. Die hohe Mähne, die ihn irgendwann wie einen Nachfahr Goethes und Hauptmanns aussehen ließ, sie ist bis heute nur die Würdemaske eines bei allen Höhenflügen sehr geerdeten Menschenfreunds.

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