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Die knallfarbenen Ausgaben der KiWi-Musikbibliothek

© promo/privat

Hier Ullmann, Modick, Goosen, dort Cohen, Madonna, Beatles: Die Musikbiblliothek von KiWi ist radikal klassisch

Der Verlag Kiepenheuer & Witsch veröffentlicht seit neuestem subjektive Pop-Liebeserklärungen - doch wild sind die nicht, eher am Kanon orientiert.

Was war das für eine schöne Idee, die die Verantwortlichen bei Kiepenheuer & Witsch da vor Jahresfrist hatten. Autorinnen und Autoren über ihre Lieblingsbands oder Lieblingsmusikerinnen schreiben zu lassen. Darüber, wie das war, als sie mit bestimmter Popmusik erstmals Bekanntschaft machten, wie sie einst damit aufwuchsen, von dieser im Leben begleitet wurden.

Oder gar – Pop bedeutet ja vor allem auch: Gegenwart – immer noch mit dieser Musik leben.

Vor ein paar Wochen sind nun die ersten Bücher dieser „Musikbibliothek“, wie der Verlag die Reihe nennt, erschienen, in schön knallfarbener Aufmachung. Mit dann doch gemischten Gefühlen hatte man sie zur Hand genommen. Noch mal etwas über Nick Cave lesen, auch wenn es Tino Hanekamp ist, der seiner Leidenschaft für Cave Ausdruck gibt?

Lesen, was die verehrte Journalistin Anja Rützel ausgerechnet mit Take That verbindet? Oder wie der einstige Tocotronic-Roadie und Tomte-Sänger Thees Ullmann zu den Toten Hosen kam?

Was soll das bloß immer mit den sentimentalen Erinnerungen?

Die interessanteste Kombination dieser ersten vier Veröffentlichungen ist die von Sophie Passmann und Frank Ocean.

Das bestätigt sich bei der Lektüre von Beginn an, da Passmann davon schreibt, wie sie im Dezember 2016 anlässlich einer Beerdigung in einer Kapelle einer niederrheinischen Kleinstadt sitzt: „Auf meiner Beerdigung, beschloss ich in diesem Moment, sollte einfach nur das neue Album von Frank Ocean laufen“, mit allen Irritationen, die dazugehören, wie sie im Folgenden erläutert.

Dass die Reihe hier funktioniert, ein Buch als „radikal subjektive Liebeserklärung“, das mag nun an Sophie Passmann und ihrem Stil liegen – aber eben auch an ihrem Lieblingsmusiker, der noch keine Pop-Ewigkeit dabei ist und mit seinem Debüt „Channel Orange“ von 2012 und vier Jahre später mit „Blonde“ stilistisch ambitionierte, durchaus revolutionär anmutende R&B-Alben veröffentlicht hat.

Eine gewisse Freshness, ein Pop-Empfinden im Hier und Jetzt hat da auf der Sujet-Seite was für sich. Was soll das bloß immer mit den sentimentalen Erinnerungen? Wildes Schreiben, wildes Fantum, darum sollte es gehen!

Lady Bitch Rays Lieblingsmusikerin: Madonna

Leider scheint die Reihe nicht an Passmann/Ocean anzuknüpfen, wie man den Frühjahrsvorschauen des Verlags entnehmen kann. Die nächsten drei Bücher der Musikbibliothek stammen von dem Schriftsteller Klaus Modick, der über seine Begeisterung für Leonard Cohen schreibt; von dem Kabarettisten und Schriftsteller Frank Goosen, dessen Lieblingsband, nun ja, die Beatles sind.

Und, schon aufregender, origineller, von der Rapperin und Feministin Lady Bitch Ray, die dann ausgerechnet mit Madonna entscheidend sozialisiert wurde, wie halt so viele andere vor ihr.
Cohen, Beatles, Madonna – der Kanon des Pop, die Klassik des Pop. Sie alle, stimmt schon, sind in einem traditionellen Literaturverlag gut aufgehoben.

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