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Johannes Vermeers „Das Milchmädchen“, c. 1660, wird nur selten ausgeliehen.

© Rijksmuseum Amsterdam.

Hermitage Amsterdam stellt wieder aus: Gelungene Milchmädchenrechnung

Das Museum Hermitage Amsterdam brach mit dem russischen Mutterhaus. Jetzt bekommt es vom Rijksmuseum eine wertvolle Leihgabe.

In einem beispiellosen Akt der Solidarität hat das Rijksmuseum Amsterdam Vermeers „Milchmädchen“ bis zum 15. Mai an die Hermitage Amsterdam ausgeliehen, die wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine ihre Zusammenarbeit mit der Eremitage St. Petersburg abgebrochen hat.

Das privat finanzierte Museum, das die Corona-Pandemie glücklich überlebt hatte, war in seiner Existenz gefährdet, da die ausschließlich russischen Leihgaben entfielen. Der alte Name ruht nun. Streicht man das „m“ in „Hermitage“, kommt man auf „Heritage“. Und so war der neue Name „Dutch Heritage Amsterdam“, den das Museum bis auf Weiteres trägt, gefunden.

Mit Vermeers „Milchmädchen“, das selten verliehen wird, ist es dem populären Museum in einem schönen Bau aus dem 17.Jahrhundert an der Amstel möglich, ab dem 1. April rund um Vermeers Meisterwerk eine Fokusausstellung zu zeigen, damit den Betrieb wieder aufzunehmen und so auch wieder Einnahmen zu generieren.

Aus „Hermitage“ wird „Heritage“

„Das ist eine fantastische und sehr großzügige Geste. Die Türen unseres Flügels werden wieder geöffnet. Das war die helfende Hand, die wir brauchten. Ich appelliere hiermit auch an andere Kollegen, der wunderbaren Initiative des Rijksmuseums zu folgen. Dank des Museumsverbands haben wir bereits einige schöne Vorschläge erhalten, mit denen wir die Öffentlichkeit überraschen können. Wir wollen es zu einer besonderen Serie machen“, sagte Annabelle Bernie, die Direktorin von Dutch Heritage Amsterdam in einer Presseerklärung.

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Für Taco Dibbits, den Generaldirektor des Rijksmuseums war das selbstverständlich: „In Anbetracht der akuten Situation, die nach dem Bruch mit Russland entstanden ist, ist es für uns nur natürlich, unsere Museumskollegen zu unterstützen. Wir haben daher beschlossen, eines der Meisterwerke des Rijksmuseums, Vermeers ,Milchmädchen', auszuleihen.“

Das Rijksmuseum stellt auch all seinen Sachverstand zur Verfügung, um das Gemälde Vermeers unter vielen Aspekten darzustellen. Technik, Farbgebrauch, aber auch der zeithistorische Kontext werden erläutert sowie Musik und Düfte eingebunden.

[Bis 15. Mai. Weitere Informationen: www.dutchheritageamsterdam.nl]

Diese erste Ausstellung ist auch ein kleiner Vorgeschmack auf die große Vermeer-Ausstellung, die dann 2023 im Rijksmuseum zu sehen sein wird. Vier weitere niederländische Spitzenwerke aus anderen Museen werden im Rahmen der Serie „Dutch Heritage Amsterdam“ ausgestellt. Das jeweils nächste Werk wird erst kurz vor Ablauf der Ausstellung bekannt gegeben. Das Museum arbeitet nun an einer langfristigeren Neukonzeption seines Ausstellungsprogramms.

Zurzeit hat auch das Amsterdam Museum, das wegen Umbauarbeiten geschlossen ist, Unterschlupf in dem Komplex an der Amstel gefunden und bietet den Besuchern neben Aspekten der Dauerausstellung „Panorama Amsterdam“ weitere Sonderausstellungen – unter anderem zur kolonialen Vergangenheit der Stadt an. Innovativ, flexibel und solidarisch haben die niederländischen Museen eine große Krise überwunden.

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