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Der 2015 verstorbene Literaturkritiker Hellmuth Karasek war Mitherausgeber des Tagesspiegels und Teil des Literarischen Quartetts.

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Hellmuth Karaseks letztes Buch: Schnell westwärts

Hellmuth Karaseks letztes Buch „Nach dem Krieg“ beschreibt den turbulenten und berauschenden Neuanfang in den 50er und 60er Jahren.

Es ist, wie es immer war bei Hellmuth Karasek: Das Ernste und das Heitere, Wehmut und Witz tanzen eng zusammen. Der große, im September 2015 verstorbene Publizist H. K. hat einst die unterhaltsamste Biografie von Billy Wilder geschrieben – aber auch seine Kindheitserinnerungen an Krieg und Vertreibung (zunächst in eine neuerliche Diktatur, die DDR) in der eigenen Jugendbiografie „Auf der Flucht“ festgehalten. Eine mehr gegenwärtige Fortsetzung hieß „Süßer Vogel Jugend oder Der Abend wirft längere Schatten“. Und jetzt, im posthum erschienenen Erinnerungsband mit dem Titel „Nach dem Krieg. Wie wir Amerikaner wurden“, hat Karasek daran angeknüpft: in thematisch-zeitlicher Ergänzung.

Am Anfang stehen die Bilder von Auschwitz und der Atombombe auf Hiroshima. Sie markieren den äußersten Schrecken, doch dann beginnt auch der Nachkriegsneuanfang. Und so wendet sich für den Böhmen- und DDR-Flüchtling Karasek der deutsche Blick nach Westen. Anders als beim Historiker Heinrich August Winkler ist es kein langer Weg, vielmehr ein schnell ersehnter, früh berauschender und in den 50er/60er Jahren, vor dem Vietnamkrieg, auch befreiend begeisternder. Elvis Presley, Marilyn Monroe, James Dean, der amerikanische Jazz und Rock, Hollywood und die Literatur von Hemingway & Co. markieren kulturell die übergreifende, zunächst westdeutsche (und zugleich europäische) Wende.

Am heutigen Mittwochabend stellen Karaseks Frau, die Journalistin Armgard Seegers, und der Co-Autor Michael Seufert das Buch im Gespräch mit Tagesspiegel-Kulturautor Peter von Becker im Berliner Galli-Theater vor (20 Uhr, Oranienburger Straße 32, Eintritt 10/8 €).

Hellmuth Karasek: Nach dem Krieg. Wie wir Amerikaner wurden Mit einem Nachwort von Ulrich Wickert. Europa Verlag, München 2016. 328 Seiten, 19,99 Euro

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